Das Ziel sind geordnete Strukturen
Altländer Viertel in Stade: Weg vom schlechten Ruf / Immobilien-Konzern sorgt für mehr Sicherheit
jd. Stade. Das Altländer Viertel besaß in der Vergangenheit einen denkbar schlechten Ruf: Heruntergekommene Mietshäuser, überbelegte Wohnungen, verwahrloste Eingänge und Treppenhäuser sowie Eigentümer, die sich für solche Zustände nicht im geringsten interessieren. Inzwischen hat sich einiges geändert: Mit Mitteln aus der Städtebauförderung wurde ein Quartiersmanagement eingerichtet. Zwar ist aus dem Wohngebiet, dessen große Mehrfamilienhauskomplexe in den siebziger Jahren aus dem Boden gestampft wurden, kein Vorzeigequartier geworden. Doch im Kleinen hat sich eben manches gebessert. Das gilt auch für das langgestreckte Mietshaus, das im Altländer Viertel besser bekannt ist unter dem Namen "Langer Jammer".
Das Gebäude ist vor zwei Jahren mitsamt einem benachbarten Hochhaus von der Deutschen Invest Immobilien GmbH (d.i.i.) erworben worden. Die d.i.i. mit Sitz im hessischen Wiesbaden agiert bundesweit und kauft nach eigenen Angaben vorzugsweise sanierungsbedürftige Altbauten aus den sechziger und siebziger Jahren, um sie zu modernisieren und so deren Wert zu steigern. Die d.i.i. hat in diesem Jahr verschiedene Sanierungsarbeiten an dem weitläufigen Wohnkomplex vornehmen lassen.
Der hessische Immobilien-Konzern erneuerte u.a. die maroden Eingangsbereiche und Treppenhäuser und führte eine Betonsanierung durch. Anschließend wurden Balkone und Fassaden frisch gestrichen. Außerdem wurde eine Videoüberwachungsanlage installiert. Zuletzt erfolgten noch Dachdeckerarbeiten, die eine zusätzliche Wärmedämmung zum Ziel haben. Im Frühjahr 2022 ist der Einbau einer modernen Heizungsanlage vorgesehen.
Auch das Hochhaus (Grünendeicher Straße 2) wird in ähnlicher Weise saniert. Dort sind zudem die Erneuerung des Aufzugs und die Verlegung der Aufzugshaltestellen von den Zwischenpodesten auf die Wohnungsebenen beabsichtigt. Im Erdgeschoss ist der Einbau eines Treppenlifts geplant, der zum Aufzug führen soll. "Ziel ist hierbei, das Gebäude barrierearm und damit auch altersgerechter zu gestalten", erklärt ein d.i.i.-Sprecher auf WOCHENBLATT-Nachfrage. So sollen ältere Mieter die Chance haben, im Haus länger wohnen zu können.
Doch mit der Sanierung allein ist es nicht getan. Ziel sei es auch, die Mieterstrukturen neu zu ordnen, erklärte ein Sprecher der d.i.i. in dem von der Stadt herausgegebenen Stadtteilmagazin. Denn auch in den vom Unternehmen erworbenen Häusern gab es offenbar eine Vielzahl von Untermietern und auch Bewohnern, die gar nicht registriert waren. Dies ist ein typisches Problem im Altländer Viertel: Vielfach sind in den kleinen Wohnungen mehr als zehn Personen untergebracht. Oft sind es Arbeitsmigranten aus Osteuropa, die im Viertel in prekären Verhältnissen leben.
In der Vergangenheit war auch die (Klein-)Kriminalität ein Problem. "Es sind uns einzelne Fälle von Gewaltübergriffen, Einbruchdiebstahl und dem unbefugten Aufenthalt im Haus bekannt", heißt es seitens der d.i.i. Um dieses Problems Herr zu werden, habe man Hauseingangstüren und Schließanlagen ausgetauscht sowie einen Sicherheitsdienst engagiert. Zudem wurde eine Videoüberwachung installiert.
Die Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes unternahmen regelmäßige Rundgänge, überwachten die Einhaltung der Hausordnung und verwiesen unbefugte Personen des Hauses.
Die Maßnahmen waren offenbar erfolgreich: "Der Sicherheitsdienst wurde mittlerweile abbestellt. Wir konnten große Erfolge verzeichnen in puncto Sicherheit. Es ist viel ruhiger geworden", berichtet der d.i.i.-Sprecher.
Auch das Bemühen der d.i.i., hinsichtlich der Mietverhältnisse klare Strukturen zu schaffen und für eine ordentliche Wohnsituation zu sorgen, trägt Früchte: Hier sei bereits eine deutliche Verbesserung eingetreten, so der Sprecher. Die Mieterschaft sei mit der gegenwärtigen Situation zufrieden und bestätige die positiven Entwicklungen. Um sich einen Überblick zu verschaffen, sei der Hausverwalter "ganz klassisch" von Tür zu Tür gegangen. "Teilweise haben uns hierbei auch die Bewohner unterstützt oder Hinweise zu verlassenen Wohnungen oder unbekannten Personen gegeben." Auch die Fälle von überbelegten Wohnungen hat die d.i.i. mittlerweile größtenteils gelöst. Damit scheint bei zwei früheren "Problemhäusern" im Viertel alles auf einem guten Weg zu sein.
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