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Schwarzmundgrundel wird in unseren Gewässern heimisch
Kleiner Fisch erobert die Elbe

Ist ein "beißfreudiger" Fisch und geht Anglern immer öfter an den Haken: die Schwarzmundgrundel   Foto: Adobe Stock/kharhan
  • Ist ein "beißfreudiger" Fisch und geht Anglern immer öfter an den Haken: die Schwarzmundgrundel Foto: Adobe Stock/kharhan
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(jd). In der Elbe breitet sich zunehmend ein Flussbewohner aus, der als blinder Passagier nach Norddeutschland gekommen ist: die Schwarzmundgrundel. Es wird vermutet, dass die Grundel die weite Reise von ihrer Heimat in den Küstengebieten rund um das Schwarze Meer in den Ballasttanks von Frachtschiffen angetreten hat. So gelangte das zehn bis 15 Zentimeter lange Fischlein in die Häfen von Nord- und Ostsee und verbreitete sich seit den 1990er Jahren über Flüsse in halb Europa. Biologen zählen die Schwarzmundgrundel zu den invasivsten Fischarten überhaupt. Die Angler in den Landkreisen Stade und Harburg hatten den Fisch bereits am Haken.

"Ich habe die Schwarzmundgrundel selbst noch nicht geangelt, doch bei Anglerkollegen hat sie schon angebissen", sagt Dieter Karrasch, Pressewart des Stader Anglervereins. Die Stader Angler fischten das Flossentier mit Migrationshintergrund aus Elbe und Schwinge und sogar aus dem Burggraben.
Auch den Anglern im Landkreis Harburg ist die Schwarzmundgrundel kein Unbekannter. Die Mitglieder des Fischereisportvereins (FSV) Hoopte-Winsen fingen 2018 genau 21 Exemplare (für 2019 gibt es noch keine Daten), vorwiegend in der Elbe und im Mündungsbereich der Ilmenau. "Speziell auf Grundel angeln wir nicht", sagt FSV-Pressewartin Ulrike Bodyl. "Man fängt sie, wenn man mit Würmern auf Grund geht, um Aale oder Flundern zu angeln."

Auch die Wissenschaft befasst sich mit dem zugereisten Fisch. "Die Ausbreitung der Schwarzmundgrundel in unseren Gewässern wird durch den Klimawandel begünstigt", sagt Prof. Dr. Ralf Thiel vom Centrum für Naturkunde an der Uni Hamburg.

Die Erderwärmung zeige auch hier Folgen. Die milden Winter ließen die Grundel in der Elbe und ihren Nebenflüssen heimisch werden. Der Besucher von der Schwarzmeerküste wurde laut Thiel im Jahr 2008 erstmals im Hamburger Hafen entdeckt. Inzwischen sei seine Verbreitung elbabwärts bis Lühesand nachgewiesen.

In den Studien von Thiels Institut geht es auch um das Fressverhalten des Zuwanderers. Die Grundel scheint ein Allesfresser zu sein und droht wegen ihrer Gefräßigkeit heimische Fischarten zu verdrängen. Sie macht sich nicht nur über die Brut ihrer Nahrungskonkurrenten her, sie futtert auch so ziemlich alles, was sich an Kleinlebewesen im Wasser bewegt. Wegen ihrer Vorliebe für steinige Untergründe stromert die Grundel gern im befestigen Uferbereich der Elbe herum. Dort, in der Kinderstube zahlreicher Fischarten, vertilgt sie gern den Fischlaich und die Jungfische.

Der schier ungezügelte Appetit der Grundel ist für manche Angler in anderen Regionen längst ein Ärgernis. Immer wieder haben sie den kleinen Fresssack am Haken und jedes Mal hoffen sie vergeblich, dass endlich ein Aal oder ein anderer Edelfisch an der Angel zuckt. Denn kulinarisch gesehen ist die Grundel für viele noch absolutes Neuland. Mancher lässt sich von dem glubschäugigen Anblick des Fisches abschrecken und kann sich daher auch nicht vorstellen, dass etwas schmeckt, was so hässlich ist.

Wer aber einmal - so wie Professor Thiel - Grundel gekostet hat, staunt, wie köstlich der kleine Fisch mit den großen Augen schmeckt. Wer Grundel isst, gönnt nicht nur seinem Gaumen etwas Gutes. Er leistet auch noch einen Beitrag zum Naturschutz. Je mehr Grundeln in der Bratpfanne landen, umso weniger intensiv kann sich diese Art verbreiten. In Anglerkreisen kursieren inzwischen die leckersten Rezeptideen (siehe unten).

Aber nicht nur bei den Menschen steht die Grundel auf dem Speiseplan. Auch Raubfische haben sie zum Fressen gern, wie Anglerin Bodyl weiß: "Die Grundel eignet sich hervorragend als Köderfisch, um in der Elbe einen Zander zu fangen." 

Vortrag über die Fischfauna
Wer mehr über die Grundel erfahren möchte, geht zum Vortrag von Prof. Dr. Ralf Thiel über die Fischfauna der Tide-Elbe am Dienstag, 21. Januar, um 19.30 Uhr im Schwedenspeicher in Stade.  

Grundel gebraten oder gebacken
Bei so manchem Angler steht die Grundel mittlerweile auf dem Speiseplan. Dieter Karrasch vom Stader Anglerverein findet sie besonders lecker, wenn sie wie der Stint zubereitet wird: in Mehl gewälzt und kross gebraten. Seine Winsener Anglerkollegin Ulrike Bodyl mag die Grundel am liebsten geräuchert. "Sie hat festes Fleisch und sehr wenig Gräten." Die Grundeln seien ein leckerer Appetithappen.
In anderen Gegenden Deutschlands, wo die Grundel schon weitaus häufiger vorkommt, kursieren längst Kochrezepte. So hat das rheinland-pfälzische Ernährungsministerium die kleine Broschüre "Das Grundelkochbuch" zusammengestellt. Die Kochideen reichen von "Grundel graved" über frittiert, gebraten und gebacken bis hin zu sauer eingelegt.
Download unter: mueef.rlp.de/fileadmin/mulewf/Themen/Ernaehrung/Kochbus/Rezepte/DAS_GRUNDELKOCHBUCH.pdf

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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