Ungewöhnliches Kunstprojekt: Figuren mit Flatterband
Schaufensterpuppen bevölkerten Stader Innenstadt
jd. Stade. Schaufensterpuppen sind eigentlich nur Mittel zum Zweck: Sie dienen als Staffage, um Mode zu präsentieren. Doch diesmal standen die lebensgroßen Puppen selbst im Fokus - im Rahmen einer ungewöhnlichen Kunstinstallation auf dem Stader Platz Am Sande. 111 dieser Figuren bevölkerten am Samstag den Platz. Sie waren allesamt umwickelt mit rot-weißem Flatterband. Auf diese Weise sollten sie symbolisch den Alltag mit Corona widerspiegeln. Noch nicht mal vor einem halben Jahr trugen die Puppen farbenfrohe Bekleidung, jetzt symbolisiert das Absperrband die vorübergehende Schließung der Geschäfte im Rahmen der Corona-Beschränkungen.
In der vergangenen Mittwochs-Ausgabe hatte das Wochenblatt die Tristesse auf diesem Platz beklagt. Das war für diesen einen Samstag nun ganz anders. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Kunstprojekt einen Vorgeschmack dessen bietet, was die Stader erwartet, wenn das Citymanagement das angekündigte Konzept für den Platz vorlegt.
Inszeniert hatte das Eintags-Kunstprojekt unter dem Titel "It is like it is" der Bonner Künstler Dennis Josef Meseg. Nach seinen Angaben soll das rot-weiße Flatterband für die unüberwindbare Trennung stehen, die das eingeschränkte Leben und die Corona-bedingte notwendige Beschneidung der Grundrechte aller Menschen mit sich bringt. Kunst sei auch im Alltag wichtig und wertvoll und besonders in diesen Zeiten ein kostbares Element im Überlebenskampf der Gesellschaft, so Meseg. "Kunst stärkt unsere Zuversicht, weil sie sichtbar macht, was als gesichtsloser Spuk durch unsere Gedanken geistert", meint der Künstler.
Diese spezielles Projekt sollte nach seinen Angaben daran erinnern, nichts als selbstverständlich zu nehmen, und zu bedenken, wie schnell sich alles verändern kann. Ein winziges Virus habe es geschafft, wovon die Großen und Mächtigen dieser Welt so gerne träumen: Es beherrscht alle Gedanken. Corona verfolge uns Tag und Nacht. Die Schaufensterpuppen würden nun einförmig beieinander stehen, nur noch durch ihre Körpergröße zu unterscheiden und umgeben von einer Aura der Hoffnungslosigkeit.
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