Hauptfeldwebel und Oberstabsgefreite tauschten die Waffe gegen das Wattestäbchen
Sie kämpfen in Uniform gegen Corona: Schnelltest-Einsatz in einem Altländer Pflegeheim

Sophia Boden und Robert Begbie freuen sich, dass sie mit ihrem Einsatz im Seniorenheim "Bergfried" anderen helfen konnten
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Foto: Helena GARCIA@AdobeStock.com

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jd. Guderhandviertel. Auf die Truppe ist Verlass: Die Bundeswehr wurde um Amtshilfe bei der Bewältigung der Pandemie gebeten - und sie rückte innerhalb kürzester Zeit an. Allein in Niedersachsen sind derzeit fast 1.300 Soldaten im Corona-Einsatz. Viele von ihnen leisten wichtige Hilfe in den Alten- und Pflegeheimen, indem sie dort Schnelltests durchführen - wie Robert Begbie (52) und Sophia Boden (24): Der Hauptfeldwebel der Reserve und die Oberstabsgefreite verrichten ihren Dienst im kreiseigenen Seniorenheim "Bergfried" in Guderhandviertel. Die beiden Angehörigen des Aufklärungsbataillons 3 in Lüneburg haben sich freiwillig für die Testungen in dem Heim gemeldet. Jetzt endet ihr dreiwöchiger Einsatz.

"Ich würde das jederzeit wieder machen", so Begbies Fazit. Die regelmäßigen Testungen seien gerade in einem Altenheim ein sinnvoller Beitrag, um die Pandemie einzudämmen. "Wir entlasten die Pflegekräfte und verschaffen ihnen so mehr Zeit, sich um die Bewohner zu kümmern", ergänzt Boden.

Generalmajor besucht Soldaten im Corona-Einsatz

Der Hauptfeldwebel und die Oberstabsgefreite starten jeden Morgen um 6 Uhr in Lüneburg, um rechtzeitig zu Schichtbeginn im Pflegeheim zu sein. An manchen Tagen führen sie bis zu 100 Schnelltests bei Mitarbeitern und Besuchern durch. Als Teststation fungiert ein eigens dafür hergerichteter Raum, den man auch von außen betreten kann. Der Raum befindet sich im Quarantäneflügel, der bisher glücklicherweise nicht benötigt wurde. In keinem der drei Pflegeheime des Landkreises hat es bis jetzt einen Corona-Ausbruch gegeben.

Bevor sie mittels Abstrich aus der Mundhöhle testet, streift Oberstabsgefreite Boden zu ihrem eigenen Schutz einen dünnen Kittel aus blauer Plastikfolie über. Darunter schimmert der Kampfanzug hervor. Eine Frau in Uniform - und dazu noch im Tarnanzug und dicken BW-Stiefeln: Von einigen Bewohnern sei sie darauf angesprochen worden, so Boden. Für die 24-Jährige ist das aber kein Problem.

Der Hauptfeldwebel hilft der Oberstabsgefreiten, die blaue Schutzkleidung anzulegen | Foto: jd
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Auch wenn Mitarbeiter im Camouflage-Look nicht zum üblichen Bild eines Altenheimes gehören: Die Bundeswehr zeigt so Präsenz im zivilen Bereich und und macht damit deutlich, dass sie Teil der Gesellschaft ist. Zwar ist der Anlass mit Corona ein trauriger, doch Begbie und Boden wissen darum, dass sie ein Stück weit auch Öffentlichkeitsarbeit für die Truppe leisten, wenn sie an vorderster Front bei der Corona-Bekämpfung stehen.

Wie hoch die Wertschätzung für ihre Arbeit vor Ort ist, erfahren die zwei jeden Tag aufs Neue. Das zeige sich beispielsweise daran, wie rührend sie das Küchenpersonal umsorge, so die beiden Lüneburger Soldaten. Das Verhältnis zu den Beschäftigten und Bewohnern sei bestens. "Wir fühlen uns hier willkommen und auch sehr gut aufgehoben."

Diesen Eindruck kann Dr. Bettina Müller nur bestätigen. Die Geschäftsführerin der "Altenpflege Landkreis Stade Gesellschaft", die für den Betrieb der drei kreiseigenen Altenheime zuständig ist, fasst ihr Resümee zur Tätigkeit der "Schnelltest-Soldaten" in vier knappen Worten zusammen: "Ich bin total begeistert." In ihren Heimen seien durchweg "tolle Leute" von der Bundeswehr im Einsatz gewesen. Den Hauptfeldwebel und die Oberstabsgefreite lasse sie nur ungern ziehen: "Die beiden würde ich am liebsten nicht wieder hergeben."

Solche Sätze hört Jürgen-Joachim von Sandrart gern. Der Generalmajor ist Kommandeur der 1. Panzerdivision, zu der die Lüneburger Aufklärer gehören. Er will sich bei einem Besuch im "Haus Bergfried" selbst davon überzeugen, wie seine Soldaten eine solche Aufgabe meistern, die rein gar nichts mit militärischen Belangen zu tun hat.

Lagebericht im Corona-Testzimmer: Einrichtungsleiterin Dr. Bettina Müller (Mitte) bespricht sich mit Sophia Boden und Robert Begbie  | Foto: jd
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Der Divisionskommandeur, dem knapp 20.000 Soldaten unterstehen, hat bei seiner Visite im Altenheim zugesagt, auch weiterhin Personal zu stellen, wenn Hilfe benötigt werde. Er wisse im Moment gar nicht, warum die Unterstützung bei den Schnelltests jetzt eingestellt werde, so der Zwei-Sterne-General. Seine Division stehe jedenfalls jederzeit für Corona-Einsätze bereit.

Für Begbie und Boden heißt es aber Abschied nehmen. Der Reservist kehrt nach einer einwöchigen Nachbereitungsphase in seinen zivilen Beruf beim Deutschen Wetterdienst zurück. Die junge Soldatin wird wieder ihren Dienst in der Lüneburger Kaserne antreten. Dort hat sie einen Posten in der "Schreibstube". In dreieinhalb Jahren endet ihre Zeit bei der Bundeswehr. Danach möchte Boden studieren und später einen Beruf im sozialen Bereich ergreifen. Nicht zuletzt der Einsatz im Pflegeheim hat sie in diesem Entschluss bestärkt.

Einsatz auch im Testzentrum beendet

Nach Einschätzung von Generalmajor Jürgen-Joachim von Sandrart wird der Pandemie-Einsatz der Bundeswehr noch bis Jahresende andauern. Von den fast 20.000 Soldaten der unter seinem Kommando stehenden 1. Panzerdivision sind derzeit weit über 4.000 bei der Corona-Bekämpfung aktiv. Fast die gleiche Anzahl ist zusätzlich bei der Planung sowie der Vor- und Nachbereitung dieser Einsätze gebunden. Aktuell sind bis zu diesem Wochenende kreisweit elf Soldaten in fünf Alten- und Pflegeheimen in Sachen Schnelltest tätig. Auch im Corona-Testzentrum des Landkreises leisteten Soldaten Unterstützungsarbeit. Dieser Einsatz endete vor einer Woche.

"Die Unterstützung der Bundeswehr war Gold wert", sagte die Leiterin des Testzentrums, Kreis-Sozialdezernentin Susanne Brahmst, anlässlich der Verabschiedung der Soldaten. Sie hob das Engagement der hoch motivierten und stets verlässlichen Soldaten zum Wohle der Menschen im Landkreis Stade hervor. "Mit dieser Hilfe konnte das Testzentrum erfolgreich betrieben werden."

Mit dem Auto zum Abstrich: Landkreis Stade nimmt zentrales Testzentrum in Betrieb

Rund vier Monate unterstützte die Bundeswehr die Arbeit im Testzentrum. "Insgesamt waren 57 Soldaten aus der Kaserne in Seedorf eingesetzt, zunächst Fallschirmjäger und zuletzt Angehörige der Luftaufklärungskompanie", berichtet Oberstleutnant Arne Wriedt, der als Leiter des Kreisverbindungskommandos den Kontakt zwischen der Truppe und den zivilen Behörden hält.

• Insgesamt wurden vom Gesundheitsamt 9.794 Abstriche veranlasst. Davon wurden bis Ende vergangener Woche 4.185 Abstriche im Testzentrum genommen.

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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