Soziales Engagement
Staderin verbrachte ein Jahr in Kenia

- Anna-Lena Passior (li.) begleitet zusammen mit Diakon Thomas die Taufe von Betty
- Foto: Passior
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wei. Stade. Der Trend geht unter jungen Menschen immer weiter dazu, sich sozial engagieren zu wollen. Immer mehr gehen dafür sogar ins Ausland, so wie die katholische Gemeindeassistentin Anna-Lena Passior (24) aus Stade. Für sie ging es nach dem Abitur in das afrikanische Land Kenia. Dort lebte sie in dem Dorf Juja Muigai in der Nähe der Hauptstadt Nairobi und arbeitete dort als Missionarin auf Zeit (MaZ).
Die Motivation, ins Ausland zu gehen und Gutes zu tun, entwickelte die 24-Jährige bereits während ihrer Schulzeit. Schon damals engagierte sie sich sozial und arbeitete bei der Tafel. "Dort habe ich viel von der Begegnung mit unterschiedlichen Menschen gelernt", erzählt sie. Schon immer wollte sie aus ihrer eigenen kleinen und behüteten Welt ausbrechen. Sie wollte eine neue Sprache lernen und auch ein anderes Land und neue Menschen kennenlernen. Diese Möglichkeit eröffnete sich ihr, als sie von ihrer Nachbarin von den MaZ hörte.
In Juja lebte die Staderin zunächst in einem Kinderheim auf dem Gelände "Star of Hope" (Stern der Hoffnung), bevor sie ein Zimmer in dem Gebäude für die Arbeiter bekam. Zu ihren Aufgaben vor Ort zählten vor allem die Kinderbetreuung sowie die Hausaufgaben-, Küchen- und Haushaltshilfe. "Das Wäschewaschen war eine echte Herausforderung ohne Waschmaschine." Etwas später während ihrer Zeit in Kenia, als sie die zweite Amtssprache, Kiswahili, besser beherrschte, durfte sie sogar in den ersten Klassen unterrichten. Aus dieser Zeit hat sie auch viel für sich selbst mitgenommen. "Ich habe gelernt, was es bedeutet, weiß zu sein, dass ich Privilegien habe, die nicht selbstverständlich sind", erklärt die junge Frau.
Den sogenannten Kulturschock erlebte sie - anders als gedacht - erst bei ihrer Rückkehr nach Deutschland. Die große Auswahl im Supermarkt überforderte sie, denn sie lebte in Afrika auf dem Land. Dort gab es nur einen kleinen Markt, wo die Einwohner ihre Lebensmittel besorgten. Lediglich einmal besuchte sie die Hauptstadt Nairobi. "Dort war ich in einem riesigen Einkaufszentrum, das jeder Shopping-Mall in Deutschland gleicht."
Bis heute steht Passior in Kontakt zu ihren Freunden aus Kenia - ganz normal über WhatsApp oder die sozialen Medien. Dass es dort kein Internet gebe, sei ein weit verbreitetes Vorurteil, sagt sie. In den meisten kleinen Dörfern um Juja herum gebe es besseres Internet als in manchen deutschen Orten. "Gerade jetzt im Homeoffice mit vielen Videokonferenzen, wo immer wieder das Bild stehen bleibt, muss ich oft mit einem Lachen an das gute Internet in Kenia denken", sagt die Staderin. Rückblickend kann sie sagen: "Ich bin sehr froh und dankbar, dass ich damals diese Gelegenheit nutzen durfte."
In der Hoffnung, dass in diesem Sommer der Freiwilligendienst wieder angetreten werden kann, werden die ersten Vorbereitungen getroffen. Sollten in diesem Jahr keine Auslandsreisen möglich sein, könne durchaus auf eine Alternative in Deutschland ausgewichen werden. Bei einem digitalen Infotag, am Samstag, 6. Februar, können sich Interessierte über das Programm informieren. Mehr Informationen gibt es unter www.maz-spiritaner.de und auf Instagram (@mazspiritaner). Zum Infotag können sich Interessierte per E-Mail an maz@spiritaner.de anmelden.
Was ist ein MaZ?
Während eines christlichen Freiwilligendienstes, gehen junge Menschen ab 18 Jahren für mindestens ein Jahr ins außereuropäische Ausland. Dort leben sie in Ordensgemeinschaften oder Gastfamilien und arbeiten in sozialen Projekten mit. Viele Ordensgemeinschaften sind international, das heißt sie haben in vielen Ländern Projekte und in den Gemeinschaften leben Menschen aus ganz unterschiedlichen Ländern. Das soll mit den jungen Menschen geteilt werden, um auch so manche Vorurteile aufzulösen. Die Ordensgemeinschaft der Spiritaner, mit denen Anna-Lena Passior unterwegs war, bietet seit 1982 einen Freiwilligendienst an.


Autor:Maria Weigl |