Kranke Rinder mit Seilwinde vom Lkw auf den Schlachthof gezerrt
Tierquälerei: Schlachtbetrieb im Kreis Stade stillgelegt

Symbolfoto: Auf dem Transport zum Schlachthof und vom Lkw in den Schlachthof solken kranke Rinder unter Schmerzen mit einer Seilwinde gezogen worden sein. Foto: adobe_stock_ledmark31
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tk. Stade. Ein Schlachtbetrieb im Landkreis Stade ist am Mittwoch geschlossen worden. Der Landkreis Stade hat wegen schwerer Verstöße gegen das Tierschutzrecht angeordnet, dass dort bis auf Weiteres nicht mehr geschlachtet werden darf. Aufgedeckt wurde der mutmaßliche Skandal von der "Soko Tierschutz", die das Landwirtschaftsministerium in Hannover am Mittwoch über die Missstände informiert hatte. Im Fokus der Ermittler steht aber auch das Veterinäramt des Landkreises Stade selbst sowie einige Landwirte aus der Region, die ihre Rinder zum Schlachten in den Betrieb transportiert haben. Dieser Tierschutzskandal reiht sich in eine Reihe mit vergleichbaren Fällen in den vergangenen Monaten ein.

Das sind die bislang bekannten Fakten: Um 11.22 Uhr traf am Mittwoch im Stader Kreishaus eine Mail aus dem Ministerium ein. Landwirte hätten kranke und nicht transportfähige Rinder mit Seilwinden auf Fahrzeuge gezerrt. Auch im Schlachtbetrieb sollen die Tiere mit Seilwinden von den Lkws auf den Hof gezogen worden sein. Die Tiere seien nicht transportfähig gewesen. In mehreren Fällen sollen den Tieren dabei erhebliche Schmerzen zugefügt worden sein, steht in einer Pressemitteilung von Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast (CDU).
Landkreis-Mitarbeiter sind sofort zu dem Schlachthof gefahren und haben laut Kreisdezernentin Nicole Streitz den Betrieb um 12 Uhr stillgelegt. Der Landkreis stehe in engem Kontakt zum Ministerium, so Streitz, und werde die Ermittlungen unterstützen. Wer die von einer Anzeige betroffenen Landwirte seien, wisse sie noch nicht. Nach Informationen des Landkreises sind bislang keine Namen, sondern nur die GPS-Daten der Höfe genannt worden.

Die Ermittlungen werden von der Staatsanwaltschaft Oldenburg geführt, die in Niedersachsen federführend für Verstöße gegen das Tierschutzrecht und für Landwirtschaftsstrafsachen verantwortlich ist. Deren Sprecher, Staatsanwalt Thorsten Stein, bestätigt dem WOCHENBLATT, dass zwei Anzeigen vorliegen. Zum einen von der "Soko Tierschutz", zum anderen vom Niedersächsischen Landwirtschaftsministerium. Bislang würden nur Fotos von den mutmaßlichen Vergehen vorliegen. Allein die Anzeige der Tierschützer umfasse mit drei Seiten. Ministerin Otte-Kinast kündigt an: "Wenn die Vorwürfe stimmen, wäre das Verhalten des Personals nicht zu akzeptieren und müsste Konsequenzen haben.

Davon, dass die Vorwürfe stimmen, ist Friedrich Mülln überzeugt. Er ist Sprecher der "Soko Tierschutz." "Wir haben belastbares Material", sagt er dem WOCHENBLATT. Dem Ministerium seien am Mittwoch Fotos zur Verfügung gestellt worden, die die Missstände deutlich belegen. Eine Festplatte mit umfangreichen Dokumenten werde im Laufe des Donnerstags übergeben. Mülln bestätigt auch, dass Anzeigen gegen den Schlachthof, einzelne Landwirte und gegen das Stader Veterinäramt ergangen sind. Gegen das Amt, weil es die groben Verstöße und die Tierquälerei längst selbst hätte bemerken und einschreiten müssen. Die Tierschutzorganisation ist durch einen anonymen Hinweis auf den Betrieb aufmerksam geworden und hatte daraufhin verdeckt recherchiert und die Verstöße dokumentiert.

Friedrich Mülln vergleicht die Vorgänge im Landkreis Stade mit denen in Bad Iburg. Auch dort hatte die "Soko Tierschutz" vor einigen Wochen gravierende Verstöße gegen den Tierschutz festgestellt und der Schlachthof wurde daraufhin stillgelegt. Beide Schlachthöfe hätten eine ähnliche Größe, so Mülln. Obwohl es sich um kleinere Betriebe handele, was die Mitarbeiterzahl betreffe, werde das Fleisch weit über die Region hinaus vermarktet. "Das ist nicht der nette Fleischer des Vertrauens vor Ort", sagt Mülln. Hinter diesen kleinen Schlachtereien stecke "enorm viel Finanzpower".
Skeptisch ist der "Soko Tierschutz"-Sprecher, was die vollständige Aufarbeitung der umfangreichen Dokumentationen durch die Behörden betrifft. Das Material aus Bad Iburg sei noch immer nicht vollständig ausgewertet worden. "Wir brauchen dafür ein paar Tage!", sagt Mülln.

Das WOCHENBLATT hat bei der Schlachterei im Kreis Stade angerufen und um eine Stellungnahme gebeten. Ein Mitarbeiter, der seinen Namen am Telefon nicht nannte, wollte dazu nichts sagen. Man wisse von nichts, so seine Aussage.

Redakteur:

Tom Kreib aus Buxtehude

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