Überfall der Nordmänner auf Stade
Tod durch das Wikingerschwert: Knochen werden nach 1.000 Jahren untersucht

Das Thema Wikinger ist heute populärer denn je. Auch im Alten Land schlagen die Nordmänner regelmäßig ihr Lager auf und locken mit ihren Schaukämpfen Scharen von Besuchern  | Foto: Jazz-Archiv Hamburg
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  • Das Thema Wikinger ist heute populärer denn je. Auch im Alten Land schlagen die Nordmänner regelmäßig ihr Lager auf und locken mit ihren Schaukämpfen Scharen von Besuchern
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jd. Stade. Sie brandschatzen, plündern und verbreiten Leid und Elend überall dort, wo sie auftauchen: In der Fernsehserie Vikings, deren letzte Staffel derzeit vom Sender Pro Sieben Maxx gezeigt wird, überfallen die Männer (und auch Frauen) aus dem hohen Norden Siedlungen und verheeren ganze Landstriche. Wenn auch einiges in dieser Fernsehproduktion übertrieben ist: Die Wikinger haben im Mittelalter tatsächlich halb Europa mit Angst und Schrecken überzogen. Auch in Stade tauchten die Drachenboote eines Tages am Horizont auf.

Immerhin: Dem Wikingerüberfall von 994 verdankt Stade seine erste schriftliche Erwähnung (siehe Kasten). Außer dieser Quelle gibt es allerdings nur spärliche Spuren dieses Raubzuges: Bei Baggerarbeiten wurden Schwerter der Nordmänner vom Grund der Schwinge geholt. "Auch ein silberner Armreif, der am Stader Hafen gefunden wurde, passt zeitlich zu dem Angriff", sagt Stadtarchäologe Dr. Andreas Schäfer.
Sein Kollege Daniel Nösler, Leiter der Kreisarchäologie, wiederum befasst sich mit den sterblichen Überresten der Opfer: Der Grafensohn Siegfried, der den Nordmännern als Geisel gestellt und von diesen verstümmelt wurde, sowie sein von Wikingerhand niedergestreckter Onkel Udo sind in Harsefeld bestattet worden. Im dortigen Klosterpark entdeckten die Archäologen vor Jahren die Grablege der Harsefelder Grafen. Dort ruht auch Graf Heinrich der Gute, der sich mit einem eilig zusammengezogenen Aufgebot den wahrscheinlich aus Dänemark herbeigesegelten Plünderern an der Schwingemündung entgegengestellt hatte und sich gegen Zahlung von Lösegeld aus der Gefangenschaft bei den Wikingern freikaufen konnte.

Die Fotomontage zeigt den in Stade entdeckten Armreif und das in der Schwinge gefundene Wikingerschwert. Mit einem solchen Schwert oder einer Axt wurde die Wunde am oben rechts abgebildeten Schädel verursacht  | Foto: Nösler/Schäfer/jab
  • Die Fotomontage zeigt den in Stade entdeckten Armreif und das in der Schwinge gefundene Wikingerschwert. Mit einem solchen Schwert oder einer Axt wurde die Wunde am oben rechts abgebildeten Schädel verursacht
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Die Skelette der getöteten Adligen und ihrer Sippschaft befinden sich derzeit bei einer Anthropologin, die u.a. Größe, Geschlecht und das Alter zum Zeitpunkt des Todes bestimmen wird. Wie Grafenbruder Udo zu Tode kam, muss dabei nicht weiter erforscht werden: Unübersehbar sind am eingeschlagenen Schädel und an den geborstenen Knochen die Axt- und Schwerthiebe.

"Anschließend gehen die gräflichen Gebeine weiter an die Uni Kiel", sagt Nösler. Dort soll eine Isotopen-Untersuchung Auskunft darüber geben, wie sich die Angehörigen der Grafenfamilie ernährt haben und aus welcher Gegend die ersten Mitglieder dieses Adelsgeschlechts stammen. Mittels DNA soll zudem das verwandtschaftliche Verhältnis der Toten zueinander geklärt werden.

Die Ergebnisse werden im Laufe des kommenden Jahres vorliegen, so Nösler. Er und Schäfer könnten sich gut vorstellen, die Geschichte der Harsefelder Grafen, die wenige Jahre nach dem Wikingerüberfall an die Schwinge zogen und sich fortan als Grafen von Stade bezeichneten, im Rahmen einer Ausstellung über die Sachsenzeit zu präsentieren. Die Harsefelder Grafen haben ihren Aufstieg in der Region wahrscheinlich ihren engen familiären Banden zu den ersten Sachsenkaisern, den Ottonen, zu verdanken. Ein Aspekt einer solchen Sonderschau könnte dann den Nordmännern gewidmet werden. "Wikinger kommen nach dem Erfolg der Fernsehserie Vikings beim Publikum immer gut an", meint Nösler. Als Beispiel nennt er das jährliche Wikinger-Spektakel im Alten Land.

Dr. Andreas Schäfer (li.) und Daniel Nösler begutachten einige der Funde am Monitor  | Foto: jd
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Andere wikingerzeitliche Fundstücke von der Niederelbe zeugen aber auch von einem friedlichen Miteinander. "Wir haben nur das Bild von den raublustigen Kriegern im Kopf", sagt Nösler. Dabei habe es durchaus Zeiten gegeben, in denen friedlich Handel mit den Wikingern getrieben worden sei. Darauf weisen kleine Amulette oder auch Miniatur-Anker aus Blei hin, die im Stader Hafenbecken gefunden wurden. "Diese Anker sind womöglich als Zunftzeichen oder Zollmarken zu deuten", meint Schäfer. Stade sei damals einer der wichtigsten Handelsplätze in Norddeutschland und bedeutender als Hamburg gewesen.

Wer weiß: Vielleicht waren es dänische Händler, die ihren Stammesgenossen von den Reichtümern Stades berichteten und damit Begehrlichkeiten weckten, die letztlich zum Raubzug an die Niederelbe führten.

• Wer sich in die Wikingerzeit entführen lassen will: Vikings ist nach einer Weihnachtspause ab Januar wieder kostenfrei auf Pro Sieben Maxx zu sehen. Alle sechs Staffeln werden auch auf Netflix gezeigt.

Chronist erwähnt den Ort "Stethu"

In der Chronik des mittelalterlichen Geschichtsschreibers Thietmar von Merseburg (975 - 1018) taucht erstmals der Name Stade auf. Bischof Thietmar, ein enger Verwandter der Harsefelder Grafen, berichtet in seinem Werk anschaulich über den Wikingerangriff auf "Stethu", wie Stade damals hieß.

Nach Thietmars Angaben war einer der Grafenbrüder mit einer List aus der Geiselhaft entkommen, in die er nach der verlorenen Schlacht an der Schwinge geraten war. Die Wikinger fielen auf der Suche nach dem Entflohenen daraufhin über Stethu (Stade) her. 

Als sie den Grafenbruder nicht fanden, verstümmelten die Wikinger laut Thietmars Bericht die anderen Geiseln, warfen sie in die Schwinge und zogen ab - voller Zorn darüber, dass ihnen das Lösegeld entgangen ist. Chronist erwähnt den Ort "Stethu" In der Chronik des mittelalterlichen Geschichtsschreibers Thietmar von Merseburg (975 - 1018) taucht erstmals der Name Stade auf. Bischof Thietmar, ein enger Verwandter der Harsefelder Grafen, berichtet in seinem Werk anschaulich über den Wikingerangriff auf "Stethu", wie Stade damals hieß.

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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