Stader Kreis-CDU watschte ihren Bundestagsabgeordneten ab
Abstimmungs-Debakel für Oliver Grundmann

Niederlage für Oliver Grundmann (re.): Melanie Rost aus Stade erhielt wesentlich mehr Stimmen bei der Wahl der Stellvertreter des CDU-Kreisvorsitzenden Kai SeefriedFoto: Hans-Jürgen Weidlich
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(jd). Das war eine "Klatsche" für Oliver Grundmann: Auf dem Kreisparteitag der CDU unterlag der Bundestagsabgeordnete bei der Abstimmung um einen der drei Stellvertreterposten des wiedergewählten Kreisvorsitzenden Kai Seefried. Fünf Kandidaten waren angetreten. Grundmann holte nur nur 72 von 155 möglichen Stimmen und landete abgeschlagen auf Rang vier. Offenbar hat Grundmann die Quittung dafür erhalten, dass er vor Ort zu oft durch Abwesenheit glänzte. Seefried indes warnt davor, in das Grundmann-Debakel "zu viel hineinzuinterpretieren".

Dennoch stellen sich Fragen. Schließlich hatte Grundmann erst vor knapp zwei Monaten den Vorsitz des Stader CDU-Stadtverbandes abgegeben - mit der Begründung, sich auf seine "gewachsene Verantwortung in Berlin konzentrieren zu wollen". Für die Nachfolge habe Grundmann dann gegen Widerstände aus der Stader CDU seinen Wunschkandidaten durchdrücken können, wird in Parteikreisen gemunkelt. Andere Bewerber sollen letztlich verzichtet haben, um dem CDU-Platzhirsch nicht ins Gehege zu kommen.
Zumindest Melanie Rost, frühere Mitarbeiterin in Grundmanns Wahlkreisbüro und kürzlich zur ersten stellvertretenden Bürgermeisterin von Stade gewählt, bestätigte dem WOCHENBLATT, dass sie "kurze Zeit" über eine Bewerbung um den Parteivorsitz in Stade nachgedacht habe. Doch dann habe sie sich für eine Kandidatur für den Kreisvorstand entschieden, so Rost, die von der Frauen-Union nominiert wurde.
Die CDU-Damen traten schließlich mit geballter Frauenpower an. Neben Rost schickte die Frauen-Union erneut ihre Vorsitzende Silja Köpcke ins Rennen, deren Wahl ein Selbstgänger war. Dass Grundmann aber zwei Gegenkandidaten unterlag, die in der Kreispolitik bisher so gut wie gar nicht in Erscheinung getreten sind, ist ganz klar als Denkzettel zu werten.

Das sieht auch Grundmann so. "Der Denkzettel meiner Parteifreunde ist angekommen", gab er sich auf WOCHENBLATT-Nachfrage kleinlaut. "Der Spagat zwischen Berlin und meinem Heimatwahlkreis ist nicht immer einfach." Zwar habe er den CDU-Vorsitz in seiner Heimatstadt "schweren Herzens" abgegeben, doch die einstimmige Nominierung seitens der Stader hätten ihn veranlasst, Verantwortung im Kreisverband übernehmen zu wollen. "Mit der Bewerbung wollte ich zeigen, dass ich trotz gewachsener Verantwortung in Berlin regional fest verankert bin."

Offenbar hätten sein Rückzug aus dem Stadtverband und "die ehrlicherweise leider häufig verpassten Ortstermine bei manchen Gremiensitzungen manchen irritiert oder vielleicht einige sogar verärgert", räumt der CDU-Parlamentarier ein, der neben seinem Bundestagsmandat auch im Stader Rat und im Kreistag sitzt. "Dafür habe ich Verständnis und das nehme ich mir zu Herzen." So viel Demut kennt man sonst von Grundmann gar nicht, hebt er doch bei jeder Gelegenheit hervor, wie wichtig er in Berlin mittlerweile geworden ist.

Allzu gern betont der CDU-Politiker seine nach eigener Auffassung so bedeutende Funktion als Vorsitzender der CDU-Küstenparlamentarier und als sogenannter "Berichterstatter" seiner Partei für den Bereich "Mobilität und Klima". Sein Einsatz in Berlin soll unserer Region eine blühende Zukunft bescheren: "Ich will unsere Unterelbe zum Energiedrehkreuz Deutschlands entwickeln."

Das sind große Versprechungen - gemessen an dem, was Grundmann bisher konkret für den Landkreis Stade erreicht hat. Noch immer ist es mehr als fraglich, ob Stade den Zuschlag für das LNG-Terminal erhält, und auch beim Thema Wasserstoff gibt es noch nicht den entscheidenden Durchbruch. Man fragt sich, wieso Grundmann nicht seinen angeblich so großen Einfluss als Chef der CDU-Küstenpolitiker nutzen kann, um die Dinge voranzutreiben.

Stattdessen tauchte er unlängst bei der Marine in Flensburg auf, um sich über den Alltag der Matrosen zu informieren. Wenn Grundmann schon in seinem Heimatwahlkreis keine Präsenz zeigt, sollte er seine Wähler vor Ort zumindest mit einem regelmäßigen Newsletter informieren. Aber auch da besteht Nachholbedarf: Wer auf Grundmanns Homepage schaut, sieht, dass er mit seinem Online-Infodienst "Nah dran. Packt an" zwischenzeitlich ganze neun Monate pausiert hat.

Wie man es besser macht, zeigt sein Parteikollege Michael Grosse-Brömer aus dem Landkreis Harburg: Der informiert in rund zweiwöchenlichem Rhythmus. Und wie man sich erfolgreich für den eigenen Wahlkreis einsetzt, macht Grosse-Brömer ebenfalls vor: Gerade erst akquirierte er fast 5,4 Millionen Euro Fördermittel für die Kunststätte Bossard. Das ist nur ein Beispiel: Grosse-Brömer kann zahlreiche Projekte aufweisen, für die er Geld aus Berlin lockermachte.

Eine solche Bilanz kann Grundmann nicht vorweisen. Er sollte sich an sein Motto erinnern: "Voller Einsatz für den Norden!". Beschränkt sich dieser Einsatz aber nur auf Grillabende und Betriebsbesichtigungen, wird sein Rückhalt bei der Kreis-CDU wohl weiter schwinden.

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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