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Elbtunnel bei Drochtersen darf gebaut werden

Situation in den Kindergärten: Die Regierenden müssen sofort handeln
Kita-Beschäftigte: Politiker können sich Lobeshymnen sparen

Notbetreuung in Corona-Zeiten: Auch während der Pandemie kümmern sich die Kita-Mitarbeiter in engem Kontakt um die Kinder  | Foto: jab
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Sie hat den Brandbrief geschrieben: Kirsten Wilhelmy | Foto: jab
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(jd). Sie fühlen sich ausgenutzt und kritisieren, wissentlich der Gefahr einer Corona-Infektion ausgesetzt zu werden: In einem offenen Brief an die Landesregierung und die Landtagsabgeordneten gehen Erzieherinnen und Erzieher aus dem Landkreis Stade mit der Politik hart ins Gericht. In dem Wutschreiben erklären die Beschäftigten aus 13 Kindergärten des evangelischen Kita-Verbandes Stade, dass sie "nicht länger bereit sind, politisch und wirtschaftlich motivierte Beschwichtigungsphrasen hinzunehmen".

Alarm aus den Kindertagesstätten im Landkreis Stade

Grundtenor dieses Brandbriefes, der von der Leiterin der Stader St. Wilhadi-Kita, Kirsten Wilhelmy, im Namen ihrer Kolleginnen und Kollegen verfasst wurde: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Kitas fühlen sich von der Politik angesichts der massiven Probleme, die die Pandemie mit sich bringt, alleingelassen und sehen sich in ihren Sorgen und Nöten nicht ernst genommen. "Wir wissen, dass Kitas relevante Infektionsorte sind - ebenso wie Schulen. Wir wissen und erleben vor Ort, dass Kinder sich infizieren, dass sie diffuse, atypische, diskrete Symptome entwickeln, die häufig nicht erkannt werden", heißt es in dem Brief. So würden Infektionen weitergetragen, bis es zu spät sei.

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In dem Schreiben wird darauf hingewiesen, dass das Kita-Personal "entgegen derzeit oft wiederholter Behauptungen besonders stark von Infektionen betroffen" ist. Zum Wohle der Kinder arbeite man schließlich ohne Maske. "Die uns anvertrauten Kinder können keinen Abstand halten. Sie niesen uns an, stecken sich ihre Finger in den Mund und fassen uns dann an. Wir putzen ihnen die Nase und trocknen ihre Tränen, sie sitzen auf unserem Schoß und schlafen in unseren Armen." Die Erzieherinnen und Erzieher machen deutlich, das sie sich hier nicht beklagen wollen: "Das gehört zu unserer Arbeit und wir machen es gerne." Dennoch sei eines unbestreitbar: "Wir können uns nicht schützen." Aber die Politik könnte sich darum kümmern, dass die Kita-Beschäftigten besser geschützt werden.

Denn die Sorgen vor Ort seien groß: Man habe natürlich Angst davor, sich zu infizieren und selbst zu erkranken. Und noch mehr Angst habe man, das Virus weiterzutragen in die eigenen Familien - zu Angehörigen, die gepflegt werden, zu kranken und schwachen Familienmitgliedern.

Um hier Ängste zu nehmen, wird in dem Brief konkretes Handeln der politisch Verantwortlichen angemahnt. Lobeshymnen kann sich die Politik sparen: "Wir brauchen keine Dankeschön-Briefe der Regierung. Wir empfinden sie als Hohn und Heuchelei." Die Untätigkeit der Politik spreche schließlich eine andere Sprache.
Statt zu behaupten, dass regelmäßiges Lüften ausreiche, sollten die zuständigen Behörden dafür sorgen, dass umgehend regelmäßige Corona-Schnelltests in den Kitas vorgenommen werden. Eine weitere Forderung: Die Erzieherinnen und Erzieher sollen in der Impfreihenfolge vorgezogen werden. Denn im Gegensatz zu anderen Berufsgruppen könne man die Arbeit nun mal nicht mit Maske und Handschuhen erledigen.

Aussagen aus der Politik, dass Kitas auch in Corona-Zeiten Bildungsorte bleiben müssen, bringt die Beschäftigten noch mehr in Rage: Das müsse man ihnen nicht extra sagen. "Was bilden sich Politiker da ein!" Schließlich habe man neue Ideen entwickelt und neue Wege beschritten. "Wir haben unsere Arbeit angepasst und intensiviert, um die Kinder weiter gut zu bilden, zu bestärken und zu beschützen."

Gewarnt wird vor den fatalen (Spät-)Folgen, falls die Politik nicht handelt: Der Fachkräftemangel, der schon jetzt die Kita-Beschäftigten belaste und auslauge und unter dem die Arbeit in den Kitas erheblich leide, werde sich noch verschärfen. Die Nachlässigkeit der politisch Verantwortlichen werde dazu führen, dass in kürzester Zeit noch mehr Kita-Leitungen und Beschäftigte erschöpft und entmutigt aufgeben.

Der offene Brief schließt mit einem Appell: "Wir wollen auf dieses Schreiben keinen Antwortbrief und keine Vertröstungen, sondern ein schnelles Handeln und konkrete Maßnahmen. Wir sind es wert. Und unsere Arbeit auch."

Seefried bietet Gespräch an

Eine erste Reaktion aus der Politik zu dem offenen Brief der Kita-Beschäftigten liegt vor: Der CDU-Landtagsabgeordnete und Landrats-Kandidat Kai Seefried hat vorgeschlagen, eine gemeinsame Runde aller Kita-Träger im Landkreis Stade zu organisieren, um gemeinsam die Situation in den hiesigen Kitas zu betrachten.

Zu diesem Zweck habe er sich bereits mit seinem Kollegen Helmut Dammann-Tamke abgestimmt. Außerdem habe er Kontakt zum Kultusministerium sowie zu den regionalen Gremien des Niedersächsischen Städte- und Gemeindebundes aufgenommen.

Direkt an die Kita-Beschäftigten gewandt, erklärt Seefried. "Ich versichere Ihnen, dass der Landespolitik die großen Herausforderungen, vor welche die Corona-Pandemie insbesondere auch das Personal in Kindertageseinrichtungen stellt, sehr bewusst sind."

Er verzichte an dieser Stelle aber darauf, Aussagen des Kultusministeriums zu zitieren oder die Bewertungen des Landesgesundheitsamtes heranzuziehen. "Viel wichtiger wäre mir, dass wir miteinander in das Gespräch kommen."

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Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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