Lachhaft: "Bleiben Sie gut informiert", steht auf der Internetseite
Landkreis Stade hält Corona-Zahlen unter Verschluss

Die benachbarten Landkreise informieren wesentlich ausführlicher über die Corona-Situation  | Foto:  Screenshots: jd
  • Die benachbarten Landkreise informieren wesentlich ausführlicher über die Corona-Situation
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MEINUNGSARTIKEL: 

Wer sich auf der Homepage des Landkreises Stade zum Thema Coronavirus informieren will, fand dort bislang die tagesaktuellen Zahlen zum Infektionsgeschehen. Seit Anfang dieser Woche ist das anders: Unter der Überschrift "Aktuelle Lage im Landkreis Stade" steht dort - abgesehen vom Inzidenzwert - das pure Nichts.

Doch warum stellt der Landkreis keine eigenen Corona-Daten mehr online und auch nicht der Presse zur Verfügung? Grund soll das Wirrwarr um die Statistik sein: Tatsächlich fanden sich bisher unterschiedliche Inzidenzwerte, wenn man die Internetseiten des Landkreises, des Landes und des Robert-Koch-Institutes (RKI) miteinander verglich.

Diese Unterschiede bei den Inzidenzwerten lassen sich aber einfach erklären: Dem Landkreis liegen immer die neuesten Daten vor, diese werden jeweils mit einer zeitlichen Verzögerung in die Statistiken des Landes und des RKI eingepflegt. Ein Beispiel ist das Wochenende: Der Landkreis Stade meldet - wie einige andere Landkreise auch - an Samstagen und Sonntagen keine Zahlen an das Land. Entsprechend rutscht der Inzidenzwert an Wochenenden mit schöner Regelmäßigkeit nach unten, um bis zur Wochenmitte wieder anzusteigen.

Doch einigen Hobby-Statistikern, deren selbstgebastelte Excel-Tabellen andere Werte ausgespuckt haben, reichte diese Erklärung offenbar nicht aus. Der Landkreis spricht von "Irritationen und Kritik seitens interessierter Statistik-Nutzer". Weiter heißt es dann in der Mitteilung des Landkreises: "Das möchten wir ab sofort ändern." Die Änderung besteht nun darin, dass gar keine eigenen Daten mehr veröffentlicht werden.
Dass sich der Landkreis Stade nicht dauernd mit Anrufen von Besserwissern herumplagen will, die ihre zusammengestrickte Tabellenkalkulation zum Maß aller Dinge erheben, scheint verständlich.

Nicht nachvollziehbar ist hingegen, dass der Landkreis jetzt völlig darauf verzichtet, eigene Zahlen online zu stellen und lapidar auf die Internetseite mit den Corona-Informationen des Landes verweist - wohl wissend, dass diese Daten nicht aktuell sind.

Vor diesem Hintergrund klingt die Aussage auf der Landkreis-Homepage wie blanker Hohn: "Unser gemeinsames Ziel: Bleiben Sie gut informiert, damit wir gemeinsam die Corona-Pandemie so schnell wie möglich eindämmen."

Dem Anspruch, zum Thema Corona gut zu informieren, ist der Landkreis Stade schon vorher nicht gerecht geworden. In der Region schneidet er am schlechtesten ab, was den Inhalt der Informationen anbelangt. Die Nachbarkreise liefern täglich deutlich mehr Daten und gehen wesentlich transparenter mit den Zahlen zum Infektionsgeschehen um.

So brechen die Landkreise Cuxhaven, Rotenburg, Lüneburg und der Heidekreis die Corona-Zahlen auch auf die Kommunen herunter, geben zum Teil detailliert an, welche Klassen sich an einzelnen Schulen in Quarantäne befinden und wie viele COVID-19-Patienten in den Krankenhäusern liegen bzw. sich auf den Intensivstationen befinden.

Der Landkreis Cuxhaven, von der Einwohnerzahl her vergleichbar mit dem Landkreis Stade, gibt sogar eine tägliche Lagebewertung inklusive aller verfügbaren Zahlen rund um Corona heraus.

Im Stader Kreishaus hingegen weigert man sich seit dem Ausbruch der Pandemie beharrlich, etwa Zahlen auf kommunaler Ebene herauszurücken - mit der Begründung, diese Zahlen haben keinerlei Aussagewert. Warum man diese Beurteilung nicht der Presse und dem mündigen Bürger überlassen will, wird nicht begründet.

Und irgendwelche Statistik-Schlaumeier jetzt als Argument für eine "Null-Informations-Strategie" heranzuziehen, scheint mehr als fragwürdig.

Wie lautete doch die Botschaft an die Bürger auf der Landkreis-Homepage: "Bleiben Sie gut informiert."

Jörg Dammann

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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