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Millionenschaden im Buchholzer Freibad

"Konferenz Küstenschutz" tagte in Stade
Sturmfluten bedrohen halbe Million Menschen

Sturmfluten sind an der Elbe keine Seltenheit (Foto li.). An einem Mast in Jork-Borstel sind die Wasserstände der höchsten Sturmfluten markiert (Foto re.). Die Karte zeigt, welche Gebiete im Landkreis zuerst bei einem Hochwasser überflutet werden. Dunkelblau sind diejenigen Flächen markiert, die unter dem Meeresspiegel liegen, die hellblauen Flächen sind bis zu einem Meter hoch  Fotos: lt/jd  Karte: jd
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  • Sturmfluten sind an der Elbe keine Seltenheit (Foto li.). An einem Mast in Jork-Borstel sind die Wasserstände der höchsten Sturmfluten markiert (Foto re.). Die Karte zeigt, welche Gebiete im Landkreis zuerst bei einem Hochwasser überflutet werden. Dunkelblau sind diejenigen Flächen markiert, die unter dem Meeresspiegel liegen, die hellblauen Flächen sind bis zu einem Meter hoch Fotos: lt/jd Karte: jd
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jd. Stade. Die Deiche an der Küste und entlang der Flussmündungen wie der Unterelbe schützen das Leben von Mensch und Tier. Doch ihre Höhe wird in den kommenden Jahrzehnten nicht mehr ausreichen, um schweren Sturmfluten zu trotzen. Der Meeresspiegel steigt aufgrund des Klimawandels und es ist damit zu rechnen, dass die Wetterextreme zunehmen. In der Folge wird es immer mehr "Jahrhundertfluten" geben. Landrat Michael Roesberg hat erneut auf die bedrohliche Situation aufmerksam gemacht und kürzlich eine "Konferenz Küstenschutz" einberufen. Die Teilnehmer der Zusammenkunft waren sich einig: Das Land Niedersachsen muss endlich handeln und die Erhöhung der Elbdeiche in Angriff nehmen.

Die Sturmfluten

In den Jahren nach der Sturmflutkatastrophe von 1962, bei der allein in Hamburg mehr als 300 Menschen ertranken, wurden die Deiche kontinuierlich erhöht. So hielten die meisten Deiche im Landkreis Stade - abgesehen von Kehdingen - stand, als 1976 die bisher höchste Sturmflut aller Zeiten gegen die Ufer der Niederelberegion brandete. Damals stieg das Wasser zwischen Oste- und Estemündung auf 6,50 Meter über den mittleren Wasserstand "Normalnull" (NN).
Die dritthöchste jemals gemessene Sturmflut, die "Nikolausflut" vom 6. Dezember 2013, richtete keinen nennenswerten Schaden an, als das Orkantief "Xaver" die Wassermassen in die Elbe drückte. Denn die Deiche sind in einem sehr guten Zustand, was in erster Linie dem Einsatz der Deichverbände zu verdanken ist. Aber solange das Land nicht die planungsrechtlichen Voraussetzungen schafft, können die Deichverbände die Deiche nicht erhöhen.

Die Deiche

Die Deichkrone der Hauptdeichlinie im Landkreis Stade hat eine durchschnittliche Höhe von acht Metern (über NN). Nimmt man die 1976er-Flut zum Maßstab, wären noch anderthalb Meter als Puffer vorhanden. Doch die Experten gehen davon aus, dass es bereits in diesem Jahrhundert weitaus höhere Sturmfluten geben wird. Welche Werte beim Deichbau zugrunde gelegt werden sollen, war in den vergangenen Jahren wiederholt Gegenstand von Diskussionen. Das von Niedersachsen beauftragte Institut hatte eine andere Berechnungsgrundlage gewählt als Schleswig-Holstein und Hamburg und errechnete geringere Werte. Ohnehin hinkt Niedersachsen den beiden Nachbarländern bei der Bearbeitung der Thematik hinterher.

Mehrfach hatte Roesberg in Hannover angemahnt, konkrete Zahlen zu den einzelnen Deichabschnitten vorzulegen, damit die Deichverbände mit den vorbereitenden Planungen beginnen können. Auch wenn es aus dem zuständigen Umweltministerium immer noch keine rechtlich verbindlichen Angaben zur künftigen sturmflutsicheren Höhe der Deiche, der sogenannten Bestickhöhe, gibt: Erste Richtwerte wurden jetzt auf der Klimaschutz-Konferenz genannt.

Die Berechnungen

Nach den aktuellen Gutachten muss ein Großteil der Elbdeiche im Landkreis Stade durchschnittlich um 60 bis 90 Zentimeter erhöht werden, auf Krautsand sogar um 1,20 Meter. Betroffen sind rund 43 Kilometer Deichlinie. Basis für die Bestimmung der Deichhöhe bilden die "Bemessungswasserstände". Diese Wasserstände sind prognostizierte Werte für die schwerste zu erwartende Sturmflut, plus 50 Zentimeter Zuschlag für den voraussichtlichen Anstieg des Meeresspiegels.
Schleswig-Holstein hat bereits seine Hausaufgaben gemacht und die Bemessungswasserstände bekanntgegeben. Diese betragen für Glückstadt und Schulau auf der gegenüberliegenden Elbseite 7,20 bzw. 7,76 Meter. Beide Orte liegen dicht am Landkreis Stade, sodass hier von ähnlichen Höhen auszugehen ist. Nochmals zum Vergleich: Die Deiche haben derzeit eine Sollhöhe von acht Metern. Dass es bei einer Jahrhundertsturmflut knapp werden könnte, leuchtet wohl jedem ein.

Die Konferenz

Roesberg hatte die Landräte bzw. Bürgermeister der Anrainer-Landkreise und -Kommunen von der niedersächsischen Seite der Elbe, die Deichverbände sowie Vertreter des zuständigen Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) eingeladen. Hauptforderung der Konferenzteilnehmer: Das Land muss endlich die neuen amtlichen Deichhöhen festlegen und den "Generalplan Küstenschutz" aus dem Jahr 2007 fortschreiben, damit die Finanzierung dieser Mammutaufgabe sichergestellt ist.
Für den gesamten Küstenschutz stehen in Niedersachsen bis 2025 rund 300 Mio. Euro zur Verfügung. Das reicht aber nicht, denn allein an den Hauptdeichen der Elbe, die etwa ein Fünftel der Deiche im Land ausmachen, beträgt der Investitionsbedarf etwa 200 Mio. Euro. Dabei sind die Kosten für Siele sowie Sperr- und Schöpfwerke nicht eingerechnet.

Die Kritik

"Auch wenn wir derzeit vor dem 'Blanken Hans' noch sicher sind - auf mehr als der Hälfte der Strecke ist die Hauptdeichlinie nicht gegen die Sturmfluten der nächsten Jahrzehnte gewappnet", erklärt Roesberg. Hamburg und Schleswig-Holstein seien bei den Deicherhöhungen schon weiter. "Unsere Marschgebiete mit rund einer halben Million Menschen dürfen bei einer schweren Sturmflut nicht zum Überlaufpolder für die Unterelbe werden."
Er lasse jetzt nicht mehr locker, so der Landrat. Seit Herbst 2016 warte er auf Ergebnisse. "Bisher wurden wir vom Land immer nur hingehalten. Den Ankündigungen aus Hannover müssen Taten folgen. Wenn sich das weiter so hinschleppt und nichts passiert, wird uns irgendwann eine schwere Sturmflut treffen."

Sturmfluten sind an der Elbe keine Seltenheit (Foto li.). An einem Mast in Jork-Borstel sind die Wasserstände der höchsten Sturmfluten markiert (Foto re.). Die Karte zeigt, welche Gebiete im Landkreis zuerst bei einem Hochwasser überflutet werden. Dunkelblau sind diejenigen Flächen markiert, die unter dem Meeresspiegel liegen, die hellblauen Flächen sind bis zu einem Meter hoch  Fotos: lt/jd  Karte: jd
Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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