Planung gleicht einem "Wimmelbild"
Windenergie und Co.: Landkreis Stade steht vor Mammutaufgabe
Diese Mammutaufgabe wird Verwaltung und Politik im Landkreis Stade auf Jahre beschäftigen: Spätestens 2026 soll ein neues Regionales Raumordnungsprogramm (RROP) erstellt und beschlossen sein. Das RROP hat Auswirkungen auf fast alles, was das Landschaftsbild, die Infrastruktur und die bauliche Entwicklung betrifft. Es bildet die planerische Basis für den gesamten Landkreis. Das jetzt geltende RROP stammt aus dem Jahr 2015. Es ist daher an der Zeit, eine Neufassung zu erarbeiten. Darin müssen auch die neuen Vorgaben des Landes zur Windenergie einfließen (das WOCHENBLATT berichtete). Demnach muss der Landkreis bis 2026 3,04 Prozent seiner Fläche für die Windkraft bereitstellen. Bisher sind es 1,7 Prozent.
Straffer Zeitplan
"Der Zeitplan ist extrem herausfordernd", das sei aber zu schaffen, erklärte der Chefplaner des Landkreises, Simon Grotthoff, im Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt und Regionalplanung. Die Ausschussmitglieder votierten einstimmig dafür, das neue Raumordnungsprogramm auf den Weg zu bringen. Da die Vorgaben des RROP bindend für die Bauleitplanung der Kommunen sind, will der Landkreis für die Neufassung auch die Gemeinden mit ins Boot holen. Eine erste Gesprächsrunde mit den Bauamtsleitern aus den Rathäusern hat es dazu bereits gegeben.
Auf Kreisebene wird neben dem zuständigen Ausschuss ein Arbeitskreis eingerichtet, in den jede Fraktion einen Vertreter entsendet. Grotthoff hält dies für sinnvoll, weil so abseits der formalen Regeln eines offiziellen Gremiums ein offener Austausch über Themen erfolgen kann und die Möglichkeit besteht, auf unkonventionelle Weise Ideen zu sammeln. "Das Ganze könnte eine Art Workshop-Charakter haben", so der Chefplaner. Der Ausschuss stimmte der Bildung eines Arbeitskreises schließlich zu, doch wurde über dessen Sinnhaftigkeit und mögliche Zusammensetzung zuvor fast länger und heftiger diskutiert als über das Thema RROP selbst.
Vorgaben des Landes
Neu geschrieben werden muss das RROP auch, weil es in den vergangenen Jahren einige wichtige Änderungen beim Landes-Raumordnungsprogramm (LROP) gab, die zwingend in die Neufassung aufgenommen werden müssen - wie etwa die Ausweisung des Alten Landes als "kulturelles Sachgut". Ein großes Thema wird die Windkraft sein, genauso wie die sogenannte Freiflächen-Photovoltaik . Aber es geht auch um die Infrastruktur, den Einzelhandel und nicht zuletzt den Naturschutz. Letzterer kommt mit einer Fülle an Aspekten daher, wie beispielsweise der Erhaltung von Mooren, der Vernetzung von Biotopen und der Vergrößerung von Waldflächen, indem im relativ waldarmen Landkreis Aufforstungen vorgenommen werden.
Karte liefert Details
Diese inhaltlichen Festsetzungen werden aber nicht nur als Text formuliert, zum RROP gehört auch eine große Karte im Maßstab 1:50.000 (ein Zentimeter entspricht 500 Metern), auf der alle Vorgaben zur Raumordnung wie etwa Vorranggebiete für die Windkraft, die Industrie, den Verkehr oder den Sandabbau eingezeichnet sind. "Hier haben wir auch die Aufgabe, die zeichnerische Darstellung auf der Karte des LROP zu präzisieren", erläutert Grotthoff. Diese LROP-Karte habe lediglich den Maßstab 1:500.000. "Im Vergleich dazu ist die RROP-Karte des Landkreises um den Faktor zehn genauer." Dennoch lasse sich nicht vermeiden, dass die Kartendarstellung wegen der vielen eingezeichneten Gebietskulissen, die sich zum Teil sogar überlagern, recht unübersichtlich sei, so Grotthoff. "Die Karte sieht aus wie ein buntes Wimmelbild."
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