Von August bis November jeden Monat ein verkaufsoffener Sonntag?
Geplante zusätzliche Sonntagsöffnungen: Das sagen die örtlichen Wirtschaftsvereine

Verkaufsoffene Sonntage wie hier in Buxtehude dürfen vielleicht bald auch ohne besonderen Anlass stattfinden  | Foto: Archiv
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(jab/jd/os/sla). Eigentlich müssen verkaufsoffene Sonntage in Niedersachsen immer einen besonderen Anlass haben, z. B. ein Weinfest oder eine Autoshow. Um die Wirtschaft in der Corona-Krise anzukurbeln, will Niedersachsen zwischen August und November jeweils einen verkaufsoffenen Sonntag pro Monat per Ausnahmeregelung genehmigen. Ziel sei es, die Innenstädte wieder zu beleben, sagte Wirtschaftsminister Dr. Bernd Althusmann (CDU). Wie sehen die Wirtschaftsvereine vor Ort diese Maßnahme? Das WOCHENBLATT hat nachgefragt. Die Antworten machen deutlich, dass der Einzelhandel Althusmanns Initiative nicht überall positiv aufnimmt, sondern durchaus kritisch sieht.

Frank Kettwig, Vorsitzender des Vereins Buchholz Marketing: "Das Einkaufserlebnis, der Wunsch sich etwas zu gönnen, funktioniert in der Corona-Zeit nicht. Shoppen mit Maske macht nicht wirklich Spaß, es wird nur das Nötigste eingekauft. Die Umsatzahlen im Einzelhandel sind eingebrochen und eine Besserung ist nicht in Sicht.
Viele Einzelhändler haben in den letzten Jahren ihre Ladengeschäfte nicht mehr an den verkaufsoffenen Sonntagen geöffnet, da der Erlös nicht mehr die Kosten trägt. Unabhängig davon planen wir für Buchholz am 20. September einen verkaufsoffenen Sonntag, da dieser Termin schon lange feststeht.
Der Wunsch 'zurück zur Normalität' wird nicht in Erfüllung gehen. Die Welt, besonders auch die Einkaufswelt, wird nach Corona anders aussehen. Wir hoffen, dass der Kunde es schätzt, seinen Verkäufer vor Ort zu haben. Persönliche Beratung und das Bummeln durch die Innenstadt vor nicht zugeklebten Schaufensterscheiben hat auch der Kunde in der Hand. Kauft lokal!"

Jürgen Ulrich, Pressesprecher von "Stade aktuell":
"Die Initiative der Landesregierung ist sicher zu begrüßen. Ob dies aber umgesetzt werden kann, muss geprüft werden. Bisher ist die Bereitschaft bei den Einzelhändlern, dies zu nutzen, nicht erkennbar. Nur durch längere Öffnungszeiten werden keine weiteren Umsätze generiert. Gerade die kleineren Händler müssten bei zusätzlich verkaufsoffenen Sonntagen mehr Personal vorhalten, was Kosten verursacht. Mehr verkaufsoffene Sonntage werden die Probleme des Einzelhandels nicht lösen.
Erforderlich ist eine Belebung der Innenstadt. Die Menschen müssen dazu ermutigt werden, das Haus zu verlassen. Mitarbeiter sollten wieder vom Homeoffice zurück an ihren Arbeitsplatz, damit sie in der Mittagspause einkaufen oder auch die Gastronomie besuchen können. 'Stade aktuell' wird seine Mitgliedsunternehmen befragen, ob weitere verkaufsoffene Sonntage gewünscht werden, und dann entsprechend handeln."

Hans-Ulrich Wiegel, 1. Vorsitzender des Altstadtvereins Buxtehude: "Wir werden das Thema mit monatlichen verkaufsoffenen Sonntagen ohne Anlass noch ausführlich im Vorstand besprechen. Zuerst muss die Möglichkeit rechtlich abgesichert sein. Die letzte Sonntagsöffnung wurde von den Kunden trotz Corona-Beschränkungen zwar sehr gut angenommen und hatte bereits ohne Anlass stattgefunden. Jetzt wollen wir die rechtliche Seite definitiv geklärt wissen, bevor wir weitere verkaufsoffene Sonntage planen. Zwei verkaufsoffene Sonntage haben wir sowieso auf dem Plan: die Marktschreiertage und das Oktoberfest."

Kathrin Lilgert, Pressereferentin Sympathisches Harsefeld: "Generell ist es eine gute Sache, wenn im Ort etwas los ist. Das kann nur positiv sein. So gibt man Firmen und Gastronomen die Chance, mehr Einnahmen zu generieren."

Keine prinzipielle Ablehnung

Im Gegensatz zur Gewerkschaft steht die evangelische Kirche den vier zusätzlichen Sonntagsöffnungen nicht grundsätzlich ablehnend gegenüber. "Wer den Gottesdienst besuchen will, kann hinterher auch noch einkaufen gehen", sagt der Buxtehuder Superintendent Dr. Martin Krarup. Er bezweifelt aber, ob solche Shopping-Sonntage das Mittel der Wahl seien, um die Probleme des Einzelhandels zu lösen. Er glaube nicht, dass fehlende Umsätze aus dem Frühjahr auf diese Weise aufgeholt werden können. Auf jeden Fall sollten alle Beteiligten und Betroffenen das gemeinsame Gespräch suchen.

Rechtliche Hürden: Umsetzung bleibt weiter offen

Ob sich Wirtschaftsminister Bernd Althusmann mit seinem Vorstoß überhaupt durchsetzen kann, bleibt vorerst offen. Die Gewerkschaft Verdi, die bereits in den Vorjahren verkaufsoffene Sonntage per Klage vereitelt hat, lehnt Althusmanns Pläne ab. "Natürlich sehen wir die angespannte Lage bei vielen Einzelhändlern, allerdings können offene Sonntage weder den Konsum wirksam ankurbeln noch Insolvenzen verhindern", erklärte Niedersachsens Verdi-Chef Detlef Ahting.

Im Wirtschaftsministerium brüten die Experten nun darüber, das Vorhaben rechtssicher zu gestalten. Denn das Bundesverfassungsgericht hat schon vor Jahren die Bedingung aufgestellt, dass verkaufsoffene Sonntage zwingend nur in Verbindung mit besonderen Anlässen ausgerichtet werden dürfen. Es ist fraglich, ob das Ankurbeln der Geschäftsumsätze als Grund ausreicht, um den Sonntagsschutz bei den Ladenöffnungszeiten aufzuweichen.

Ein von Althusmann einberufener Runder Tisch, an dem Handel, Gewerkschaften und Kirchen sitzen, brachte bislang noch keine Einigung. Der Wirtschaftsminister will nun weitere Gesprächsrunden ansetzen.

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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