Nacktfotos in der Stader City zur Schau gestellt

Unfreiwilliger Badewannenschnappschuss
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Foto: Helena GARCIA@AdobeStock.com

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Bloßgestellt und mit dem Tod bedroht: Opfer Marion M. wehrt sich gegen Extrem-Stalking

(tp). Plötzlich war die Stadt mit Nacktfotos von ihr plakatiert: Den Horror wohl jeder Frau, die ihrem Partner im falschen Glauben an die große Liebe grenzenloses Vertrauen schenkt, erlebte jetzt Marion M.* (49) aus Stade. Sie verdächtigt ihren Ex-Lebensgefährten* (55) eines besonders drastischen Falls von Stalking und sieht ihren Ruf schwer beschädigt. Auf einen nach ihrem Bekunden eher unbedeutenden Streit habe ihr ehemaliger Partner mit öffentlichen sexuellen Bloßstellungen, Beleidigung, Erpressung, ja sogar mit Todesdrohungen reagiert.

Der Fall fand seinen dramatischen Höhepunkt am vergangenen Wochenende, als sich eine Passantin per Anruf bei Marion M. meldete, und sie auf pikante Flugzettel aufmerksam machte, die an mehreren Geschäften und Plätzen ausgehängt waren. Zu Ausdrucken freizügiger Fotos im DIN A4-Format, die der Ex laut Marion M. ohne ihr ausdrückliches Okay im Schutze des eigenen Zuhauses gemacht habe, hängte der von ihr Beschuldigte einen fingierten Text im Stil einer Prostituierten-Annonce mit vollem Namen, Adresse und Telefonnummer. Auch im Briefkasten der WOCHENBLATT-Geschäftsstelle steckte das vermeintliche Erotik-Inserat in Schrift und Bild. Nach der Plakat-Aktion ist dieser Fall extremer Nachstellung in der Kreisstadt Stade Stadtgespräch.

Zudem beklagt Marion M. handfeste Drohungen, die ihr der Verflossene aufs Handy schickte: "Verstecken nützt dir nichts. Ich erwische dich, wenn du nicht damit rechnest."
Marion M., die von vielen Seiten auf die Angelegenheit angesprochen wurde, hat einen Rechtsanwalt eingeschaltet und Strafanzeige erstattet. Tapfer und kämpferisch stellt sie sich in die Öffentlichkeit und schildert die Geschichte, die als Bilderbuch-Romanze begann und mit den gemeinen Attacken auf ihre Privatsphäre, Ehre und auf ihr Sicherheitsgefühl endete.

Viele Frauen würden an ihrer Stelle vor Scham und Angst flüchten, doch Marion M. aus Stade wehrt sich mit Stolz und Rückgrat gegen ihren Peiniger, der offenbar versucht, sie mit besonders perfidem Stalking zu ruinieren: Neben der Veröffentlichung von Nacktfotos auf Flyern, mit Wurfpost, Schmäh-Botschaften via Handy und im Internet macht ihr der von ihr verdächtigte Ex-Lebensgefährte mit Gelderpressung und Bedrohungen das Leben zur Hölle, das noch vor einem Jahr das Paradies war.

Als späte Jugendliebe beschreibt Marion M. die Beziehung zu dem sechs Jahre älteren Ex-Partner, den die gelernte Hauswirtschafterin, die in der Altenpflege tätig ist, auf der Arbeit in einem Seniorenheim kennenlernte. „Charmant, redegewandt, sanft, gepflegt - ein Bilderbuchmann“, schwärmt Marion M. über ihren früheren Partner. Tagsüber zaghafte Küsse im Fahrstuhl, abends lange Telefonate - schon bald verbrachte Marion M. die meiste Zeit bei ihrem Geliebten.

Marion M. erinnert sich an die glückliche Zeit: An Wochenenden erst ausgedehntes Frühstück zu zweit, dann Ausflüge an die See, auch ihre erwachsene Tochter und der Hund fuhren manchmal mit. Die harmonische Partnerschaft war ihr noch wichtiger als das überaus „aktive Sexualleben“, das sie ebenfalls genoss.

Über sonderbare Angewohnheiten sah sie lange gutmütig hinweg. „Er trat sehr bestimmend auf“, habe ihren Frisuren- und Kleidungsstil beeinflussen und sie überall hin begleiten wollen - „vom Arzt bis zum Shopping“, so Marion M.
Ungewöhnlich auch: Schon rund einem Monat nach dem Kennenlernen habe er ihr einen Heiratsantrag gemacht. Sie bat angesichts der erst kurzen Dauer der Beziehung um Bedenkzeit und behielt auch ihre eigene Wohnung. Als rätselhaft empfindet sie im Nachhinein seine zweideutige Treuebekundung: „Du bist meine letzte Frau.“

Schleichend sei seine Vorliebe fürs Fotografieren zum Vorschein gekommen, so Marion M. Sie ließ Fotos mit der Kamera zu, die Marion M. bei Ausflügen - gestylt und in neuer Kleidung - gut aussehen ließen. Dann aber habe sie den Partner immer häufiger dabei beobachtet, als er in der Wohnung heimlich Handyfotos von ihr knipste: Mal ein „Klick“ beim Anziehen nach dem Aufstehen, dann ein unbeobachteter Schnappschuss in der Badewanne oder in ungezwungener Atmosphäre barbusig im Slip am Esstisch.

Wohl ein bis zwei Dutzend Aufnahmen sind nach ihrer Schätzung auf diese Weise eher ungewollt entstanden. Seinem Wunsch nach pornografischen Posen habe sie nicht statt gegeben.

Zum Glück, denn was der einmal von ihr so sehr geliebte Mann jetzt mit dem Material anstellte, ist für sie schädigend genug. Auslöser war laut Marion M. ihr vorübergehender Auszug aus seiner Wohnung. Nachdem ihr ihre Tochter überraschend mitgeteilt hatte, dass sie ein Baby erwarte, habe sie eine „kurze Auszeit zum Nachdenken“ gebraucht.

Der frühere Partner habe den Schritt möglicherweise als Trennungsabsicht missinterpretiert, mutmaßt Marion M. Seit Anfang Juli häufen sich die Verbal-Attacken: „Beeile dich mit der Zahlung.“ Er wolle sie in Kürze umbringen und wolle vorher sein Geld zurück, heißt es in einer WhatsApp-Nachricht an Marion M. „Dein Kind muss leider ohne Oma aufwachsen“, und „Im Internet ist Marion schon tot“, schrieb der Stalker an ihre Tochter.

Damit nicht genug: Der von ihr Verdächtigte Ex veröffentlichte Privatfotos von ihr auf Facebook. Marion M. ließ daraufhin dessen Nutzerkonto in dem sozialen Netzwerk sperren. Nach der Verbreitung der Nacktbilder in ihrem Lebensumfeld in Stade ging Marion M. zur Polizei und wandte sich ans WOCHENBLATT: „Ich möchte Frauen vor dem Blick durch die rosarote Brille warnen und Stärke demonstrieren. Ich kämpfe für meine Persönlichkeit.“

Sie leidet gesundheitlich unter dem Extrem-Stalking, sagt aber gleichzeitig: „Ich kann ihm trotzdem nicht richtig böse sein, er ist vermutlich psychisch krank.“

Laut dem Sprecher der Stader Staatsanwaltschaft, Kai Thomas Breas, ist der Beschuldigte den Justizbehörden wegen Eigentumsdelikten und des Verstoßes gegen das Kunst-Urhebergesetz bekannt, das heißt, er habe illegal „fremde Fotos veröffentlicht“. Die Ermittlungen stünden ganz am Anfang. Laut Breas könnten vor Gericht mögliche Straftaten wie Bedrohung mit einem Verbrechen, Nachstellung und Erpressung zum Tragen kommen.

Bei einer Verurteilung drohten dem Täter je nach Tragweite Geld- sowie mehrjährige Freiheitsstrafen. Breas empfiehlt Betroffenen, Kontakt zu Opferhilfeorganisationen aufzunehmen.

• http://www.gegenstalking.de

*Name v.d. Redaktion gekürzt/Name der Red. bekannt

Redakteur:

Thorsten Penz aus Stade

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