Hebammen fürchten um ihre Existenz

Müssen Mütter bald auf die Hilfe von Hebammen verzichten? Viele freiberufliche Geburtshelferinnen fürchten um ihre Existenz | Foto: @ Fotolia: Tyler Wilson
  • Müssen Mütter bald auf die Hilfe von Hebammen verzichten? Viele freiberufliche Geburtshelferinnen fürchten um ihre Existenz
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JOBS und KARRIERE

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(lt). Gibt es bald keine Hebammen mehr, die während und nach der Schwangerschaft Frauen und Kinder individuell zuhause betreuen und Frauen während der Geburt begleiten? Tatsächlich ist der vielleicht älteste Beruf der Welt in den vergangenen Jahren aufgrund steigender Haftpflichtversicherungsbeiträge für die freiberuflichen Hebammen immer unwirtschaftlicher geworden. Während eine Hebamme 1981 z.B. nur 31 Euro jährlich für eine gesetzlich vorgeschriebene Haftpflichtversicherung für Geburtshilfe bezahlen musste, werden es in diesem Jahr voraussichtlich mehr als 5.000 Euro sein.
Zudem will sich nun auch noch eine von drei Versicherungen, die überhaupt noch Angebote für Hebammen bereitstellen, im kommenden Jahr zurückziehen.
"Diese Situation bedroht unsere Existenz", sagt Hebamme Manuela Raydt aus dem Landkreis Stade. Um Flagge zu zeigen, beteiligen sich die Hebammen derzeit u.a. an einer aktuellen Petition sowie an Demonstrationen und machen in sozialen Netzwerken auf ihre Lage aufmerksam.
"Wir warten nun auf eine Lösung von der Politik, damit wir unseren Beruf auch künftig ausüben können", sagt Manuela Raydt. Sie und ihre Berufskolleginnen sind der Meinung, dass eine erneute Erhöhung der Versicherungsbeiträge dazu führen würde, dass viele Hebammen ihren Beruf aufgeben müssten. Für den ländlichen Raum würde dies womöglich das Ende der Hausgeburten und erhebliche Einschränkungen bei der häuslichen Betreuung während der Schwangerschaft und nach der Geburt bedeuten. Junge Mütter müssten weite Wege in Kauf nehmen und verlören eine individuelle Betreuung durch eine vertraute Person.

Dessen ist sich auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Oliver Grundmann aus Stade bewusst. Er zeigt sich nach einem Gespräch mit Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe hinsichtlich der Situation der Hebammen in der Region aber zuversichtlich.
Die Arbeitsgruppe „Versorgung mit Hebammenhilfe“ aus Beamten verschiedener Ministerien werde in den kommenden Wochen einen Bericht vorlegen. Darin würden die grundsätzlichen Probleme der Hebammen analysiert und Lösungswege aufgezeigt, so Grundmann.
Gröhe habe zudem eine Übergangslösung ab Sommer 2014 in Aussicht gestellt, um die Kosten für alle betroffenen Hebammen auszugleichen. Damit sich die missliche Lage der Hebammen langfristig verbessere, wolle der Minister zusammen mit den Hebammenverbänden eine Lösung erarbeiten, die neue und für alle Beteiligten akzeptable Strukturen schaffe, berichtet Grundmann.

Das eigentliche Problem für die Hebammen sei die fehlende Differenzierung bei den Versicherungsprämien, sagt Ann Marini vom GKV-Spitzenverband, der zentralen Interessenvertretung der gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen in Deutschland. So sei die Versicherungssumme immer gleich, egal ob eine Hebamme in Vollzeit oder Teilzeit arbeite, und egal wie viele Geburten sie tatsächlich betreue. Der Job rechne sich damit insbesondere für die Hebammen in Teilzeit mit wenigen Geburten nicht mehr, so Marini.
Sie weist darauf hin, dass die Krankenkassen die gestiegenen Kosten für die Berufshaftpflichtprämie bei freiberuflichen Hebammen, die Geburtshilfe anbieten, bereits seit mehreren Jahren vollständig ausgleichen.
Für jede einzelne Haus- oder Geburtshausgeburt, die von einer freiberuflich tätigen Hebamme betreut wird, finanzieren die gesetzlichen Krankenkassen seit 2010 zwischen 140 und 200 Euro allein für den Ausgleich der kontinuierlich gestiegenen Berufshaftpflichtversicherungen, so Marini.

In Deutschland gibt es laut GKV-Spitzenverband ca. 14.000 freiberuflich tätige Hebammen. 5.140 von ihnen bieten Geburtshilfe an.

Zur Petition "Rettet unsere Hebammen"

Redakteur:

Lena Stehr

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