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Briten werden "Drittstaatler" - Landkreis Stade reagiert auf Brexit-Chaos

Abwarten und Tee trinken ist angesichts des Brexit die falsche Devise. Briten, die weiter hier wohnen wollen, müssen jetzt handeln   Foto: Fotolia/Björn Braun
  • Abwarten und Tee trinken ist angesichts des Brexit die falsche Devise. Briten, die weiter hier wohnen wollen, müssen jetzt handeln Foto: Fotolia/Björn Braun
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jd. Stade. Das Brexit-Chaos hat unmittelbare Auswirkungen auf die in der Region lebenden Briten. Ihnen droht im schlimmsten Fall die Abschiebung, sollte es nicht doch noch zu einer Einigung zwischen EU und Großbritannien kommen. Bei einem harten Brexit würden die 221 britischen Staatsangehörigen ohne deutschen Pass, die ihren Wohnsitz im Landkreis Stade haben, wie Bürger von sogenannten Drittstaaten behandelt werden. Sie genießen dann keine Freizügigkeit mehr wie die übrigen EU-Bürger und verlieren das Recht, sich unbefristet in Deutschland aufhalten zu dürfen. Damit diese Personen sich frühzeitig um ihren rechtlichen Status kümmern können, haben sie jetzt auf Veranlassung von Landrat Michael Roesberg Post vom Landkreis bekommen. In den Schreiben werden die britischen Staatsbürger gebeten, sich schnellstmöglich bei der Ausländerbehörde zu melden und eine Aufenthaltserlaubnis zu beantragen.

"Wir wollen die zum Teil seit Jahrzehnten hier lebenden Briten nicht im Regen stehen lassen", sagt Roesberg. Er hat dafür gesorgt, dass Stade als erster Landkreis in Niedersachsen die Brexit-Betroffenen direkt anschreibt und ihnen Wege aufzeigt, wie sie weiterhin legal in Deutschland bleiben können. Den meisten sei wahrscheinlich gar nicht bewusst, dass der Austritt des Vereinigten Königreiches aus der Europäischen Union ganz persönliche Konsequenzen für sie habe, so Roesberg. Der Brexit wird am 29. März vollzogen. Wer nach einer dreimonatigen Übergangszeit bis zum 30. Juni ohne einen Aufenthaltstitel dasteht, muss Deutschland umgehend verlassen.

"Im schlimmsten Fall müssen wir die Person zur Ausreise auffordern und die Abschiebung veranlassen", sagt Sebastian Kriesten. Der Abteilungsleiter der Stader Ausländerbehörde weist zudem darauf hin, dass in solchen Fällen auch keine Arbeitserlaubnis mehr besteht. Wer als Arbeitgeber britische Staatsbürger ohne Aufenthaltsberechtigung beschäftige, mache sich zudem strafbar.

Wird nicht noch in letzter Minute ein Kompromiss in Sachen Brexit gefunden, hätten britische Staatsbürger hinsichtlich ihres Aufenthalts in Deutschland weniger Rechte als beispielsweise Koreaner, Japaner oder Australier. Denn mit diesen Staaten hat Deutschland bilaterale Abkommen geschlossen, die Einreise und Aufenhalt regeln. Bei einem harten Brexit dürfen Briten theoretisch nur noch mit einem Schengen-Visum einreisen, das zu einem dreimonatigen Aufenthalt berechtigt.

Um weiterhin im Landkreis Stade wohnen zu dürfen, müssen die Angeschriebenen nun bei der Ausländerbehörde einen Antrag auf eine Aufenthaltsberechtigung stellen. Es gebe zwei Varianten, erläutert Roesberg. Wer länger als fünf Jahre hier wohnt, das sind 183 der 221 Briten im Landkreis, hat gute Chancen, eine sogenannte Niederlassungserlaubnis zu erhalten, die unbefristet gilt. Für den restlichen Personenkreis kann lediglich eine befristete Aufenthaltserlaubnis ausgesprochen werden. Die Befristung gilt dann für ein bis drei Jahre.

Die Reaktionen der Betroffenen auf das Anschreiben des Landkreises fielen laut Kriesten unterschiedlich aus. Einige seien froh gewesen, rechtzeitig diesen Hinweis erhalten zu haben, andere hätten sich verwundert gezeigt: "Da kam beispielsweise von jemandem die Frage, was man überhaupt von ihm wolle, wo er doch schon seit 40 Jahren hier lebe."
Auf jeden Fall sei der Zweck der Schreiben erfüllt, so Kriesten: "Die britischen Staatsbürger melden sich jetzt bei uns. In den ersten Tagen klingelte deswegen unentwegt das Telefon."

Älteste Britin lebt seit 1927 hier
Von den 221 britischen Staatsbürgern im Landkreis Stade, die keinen deutschen Pass besitzen, sind 150 Männer und 71 Frauen. Die meisten leben in Buxtehude (64), gefolgt von Jork (38) und Stade (35). Die am längsten hier lebende Britin ist 91 und wohnt seit ihrer Geburt im Jahr 1927 in Deutschland. Danach folgt eine Britin, die 1958 eingereist ist. Im Landkreis Stade leben 14 Briten, die in den 1960er-Jahren nach Deutschland gekommen sind, 34 Briten sind in den 1970er-Jahren eingereist. In den 1980er-Jahren kamen 40 Briten, in den 1990ern 33. Nach 2000 haben sich 102 Briten im Landkreis Stade niedergelassen. 

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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