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Osterfeuer im Landkreis Stade

Kita-Gebühren variieren von Kommune zu Kommune / Aktuelle Diskussion in Lühe

Ratsmitglieder (vorne) und Eltern in der Samtgemeinde Lühe diskutieren derzeit über eine 
Erhöhung der Kita-Gebühren
  • Ratsmitglieder (vorne) und Eltern in der Samtgemeinde Lühe diskutieren derzeit über eine
    Erhöhung der Kita-Gebühren
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lt. Landkreis. Ein Aufschrei ging in den vergangenen Tagen durch die Samtgemeinde Lühe: Grund war eine geplante Erhöhung der Kita-Gebühren. Die Kosten für einen Ganztagsplatz (8 bis 17 Uhr) sollten zum 1. August von 310 auf 378 Euro monatlich angehoben werden. Bei der Ratssitzung am Mittwoch wurde der Punkt aber überraschend und zur Freude der zahlreich anwesenden Eltern von der Tagesordnung genommen. Die Erhöhung ist damit - vorerst - vom Tisch.
Doch bei genauerer Betrachtung wird anhand der Gebührendiskussion das wahre Problem deutlich: Kindertagesstätten werden von den einzelnen Kommunen wie auch von freien Trägern der Jugendhilfe betrieben. Was die Kinderbetreuung kostet, variiert stark von Gemeinde zu Gemeinde. Nicht nur Eltern fällt es schwer, sich einen Überblick über die Kosten zu verschaffen und zu verstehen, wie sich die Gebühren überhaupt berechnen. So richten sich in manchen Städten und Kommunen (z.B. Buxtehude, Jork und Harsefeld) die Gebühren nach dem Einkommen der Eltern, in anderen Kommunen (z.B. Stade, Lühe und Horneburg) gelten einheitliche Gebührensätze.
Am wenigsten zahlen Eltern in Stade für die Kinderbetreuung (derzeit 164 Euro für einen Ganztagsplatz). In der Gemeinde Sauensiek fallen dagegen für eine Familie mit einem Jahreseinkommen von 50.000 Euro brutto 456 Euro für die Ganztagsbetreuung eines Kindes an.
Über die Erhöhung von Kita-Gebühren wird u.a. auch in Jork diskutiert. In Harsefeld sollen die Gebühren zum August um fünf Prozent angehoben werden. Auch in Ahlerstedt und Sauensiek steigen die Gebühren, wurden aber z.B. in Sauensiek in den oberen Einkommensgruppen gesenkt.
Noch unübersichtlicher wird es, wenn es sich um Alleinerziehende handelt, wenn mehrere Kinder einer Familie betreut werden müssen und Geschwisterrabatte ins Spiel kommen, die ebenfalls überall unterschiedlich hoch sind oder wenn die Kinder Sonderleistungen (z.B. Früh- oder Spätdienst) benötigen.
In allen Gebühren nicht mit eingerechnet sind Kosten für Verpflegung (Frühstück und Mittagessen für die Kita-Kinder).
Eine positive Nachricht für Eltern gibt es aber: Sollten SPD und CDU in Niedersachsen ihre Wahlversprechen halten, könnten die Kita-Gebühren womöglich bereits ab Sommer 2018 komplett wegfallen. Derzeit ist in Niedersachsen bereits einheitlich das letzte Kita-Jahr vor der Einschulung beitragsfrei.

• Hier eine grobe Übersicht über die Kosten für einen Ganztagsplatz im Kindergarten für Familien mit einem durchschnittlichen Jahreseinkommen von 50.000 Euro:
Stadt Stade: 164 Euro
Stadt Buxtehude: 256 Euro
Jork: 300 Euro
Samtgemeinde Lühe: 310 Euro
Samtgemeinde Horneburg: 293 Euro
Flecken Harsefeld: 228 Euro
Gemeinde Ahlerstedt: 308 Euro
Gemeinde Bargstedt: 275 Euro
Gemeinde Apensen: 408 Euro
Gemeinde Beckdorf: 408 Euro
Gemeinde Sauensiek: 456 Euro Kita-Gebühren im Überblick

Im Gegensatz zum kostenlosen Schulbesuch müssen Eltern für den Kindergartenbesuch ihrer Sprösslinge teilweise tief in die Tasche greifen. CDU und SPD in Niedersachsen versprechen aktuell, die Kita-Gebühren flächendeckend abschaffen zu wollen. Lesen Sie zu diesem Thema unser Pro und Kontra aus der WOCHENBLATT-Redaktion:

Pro: Unübersichtlich und ungerecht
Wer in Deutschland Kinder bekommt und diese in einer Kita betreuen lassen möchte, bzw. muss, zahlt - je nach Wohnort - deutlich unterschiedliche Gebühren. Laut einer Studie aus dem Jahr 2010 reichen die Kindergartengebühren für ein und dieselbe Modellfamilie in Deutschland dabei von null bis knapp 3.700 Euro im Jahr. Diese Regelung ist unverständlich, unübersichtlich und ungerecht. Eine flächendeckende Beitragsfreiheit würde ein klares Signal pro Familie und pro Erwerbstätigkeit von Frauen setzen. Stehen Familien nämlich vor der Entscheidung, Kinder zu bekommen oder nach der Geburt der Kinder wieder in den Beruf einzusteigen, spielt die Frage der Kinderbetreuung eine zentrale Rolle.
Wenn Kita-Plätze so viel kosten, dass das meist geringere Gehalt der Mütter fast komplett in die Kinderbetreuung fließt, ist der Frust groß. Und so manche Frau überlegt sich, ob sie nicht doch lieber Zuhause bleiben sollte. In Deutschland müssen sich Familie und Beruf besser vereinbaren lassen. Die Kita-Beitragsfreiheit wäre ein Schritt in die richtige Richtung. Lena Stehr

Kontra: Gemeinden zahlen am meisten
Beitragsfreiheit für Kitas: Was für ein tolles Wahlgeschenk. Doch wer soll das bezahlen? Das Land übernimmt gewiss nicht die vollen Mehrkosten. Schon jetzt buttern die Kommunen beim dritten beitragsfreien Kita-Jahr einiges dazu. In den meisten Gemeinden ist die Kinderbetreuung der größte Einzelposten im Haushalt. Der Anteil der Eltern an den Kita-Kosten sinkt seit Jahren. Manche Kommune trägt bereits bis zu 60 Prozent der Kosten. Dieses Geld fehlt dann für andere wichtige Dinge, wie etwa die Sanierung der Straßen.
Cui bono? Wem nützt die Gratis-Kita also? Den klammen Gemeinden bestimmt nicht. Zugute kommt kommt sie den Gut- und Besserverdienern. Um mal Tacheles zu reden: Mit der Kita-Beitragsfreiheit wird letztlich mit Steuergeldern der Konsum von Familien finanziert, die sich ohnehin mehr leisten können. Denn sozial schwache Familien zahlen sowieso nichts.
Es heißt immer so schön, die Beitragsfreiheit sei eine Investition in die Zukunft. Doch wenn den Städten und Dörfern damit jeder finanzieller Spielraum genommen wird, frage ich mich: Was ist mit den Investitionen in die Gegenwart?
Jörg Dammann

Redakteur:

Lena Stehr

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