Stader Johannis-Kindergarten: Das lange Warten auf das Gutachten

Bisher ist den Eltern nur das Gutachten des Biolabors zugänglich  gemacht worden   Foto: jd
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Mögliche Schadstoffbelastung: Eltern fühlen sich schlecht informiert / Verwaltungsspitze mauert

jd. Stade. Die Stader Rathausspitze um Bürgermeisterin Silvia Nieber (SPD) mauert beim Thema Schadstoffbelastung im Johannis-Kindergarten weiter: Das WOCHENBLATT bat wiederholt um Einsichtnahme in das neueste Gutachten, das die Stadt bei der DEKRA in Auftrag gegeben hatte. Statt der Unterlagen kam die lapidare Auskunft, die Expertise werde über das Kirchenamt an Mitarbeiter und Eltern "kommuniziert". "Offenheit und Transparenz" sei damit "vollumfänglich gewährleistet". Doch die betroffenen Eltern wissen nach wie vor von nichts: Sie haben die aktuellen Messwerte bis Redaktionsschluss noch nicht erhalten.

"Seit mehr als vier Wochen liegt der Stadt das Gutachten vor. Seitdem bemühen sich Eltern und Kita-Mitarbeiter vergeblich um eine Einsichtnahme", berichtet eine Mutter. Eine Elternvertreterin sei erst in der vergangenen Woche im patzigen Ton von einer Rathaus-Mitarbeiterin abgewimmelt worden. "Wir wollen uns jetzt bei der Sprechstunde der Bürgermeisterin anmelden und Frau Nieber direkt auf das Thema ansprechen."

Auch die Kirche habe zunächst nicht reagiert, so die Mutter: Als sich dann die gesundheitlichen Probleme sowohl bei den Erzieherinnen als auch bei den Kindern gehäuft hätten, sei vom kirchlichen Kita-Verband bereits im Sommer ein Gutachten beim Biolabor Hamburg in Auftrag gegeben worden. "Unsere Kita-Leiterin hatte sich damals im Namen der Kirche für die mangelnde Transparenz entschuldigt und versprochen, künftig alles offen zu kommunizieren."

Die Eltern bekamen sogar das Biolabor-Gutachten ausgehängt - wobei sie zusagen mussten, dessen Inhalt weder über die sozialen Medien zu verbreiten noch an die Presse weiterzugeben. Die bereits in der letzten Mittwochs-Ausgabe des WOCHENBLATT geäußerte Vermutung, dass allen Beteiligten ein Maulkorb verhängt wurde, hat sich also bewahrheitet. Dem WOCHENBLATT ist das Gutachten trotzdem zugespielt worden.

Dieses im Juli erstellte Gutachten rückt die Kirche auch in anderer Hinsicht in ein schlechtes Licht: Darin heißt es, bei einigen Angestellten der Kita sei es zu gesundheitlichen Beschwerden gekommen. Und weiter wörtlich: "Diese schlagen sich im Bereich der Atemwege nieder ..." Gegenüber dem WOCHENBLATT hatte Kita-Verbands-Geschäftsführerin Elisabeth Salzburg-Reymann aber erst im Oktober erklärt, "zu den Erkrankungen (der Mitarbeiter, Anm.d.Red.) gehören übrigens keine Atemwegserkrankungen."

Während Salzburg-Reymann lediglich behauptet, die Erzieherinnen hätten nur über "Kopfschmerzen und schlechte Luft in den Räumen" geklagt, erwähnt das Biolabor-Gutachten neben "Geruchsauffälligkeiten und allgemein schlechter Luftqualität" zudem "Schwindel, Müdigkeit und Kreislaufprobleme". Abwiegeln wäre hier wohl der richtige Begriff für die Informationspolitik der Kirche gegenüber der Presse.

Auch Salzburg-Reymanns Aussage, es habe wegen der möglichen Schadstoffbelastung keine Wünsche von Mitarbeitern gegeben, die Kita zu wechseln, darf angezweifelt werden. Nach Aussagen aus der Elternschaft haben vier Erzieherinnen die Kita verlassen. "Bei zwei von ihnen weiß ich es ganz genau, dass sie aufgrund der gesundheitlichen Beeinträchtigungen gekündigt haben", so eine Mutter.

Die Stadt sieht mögliches Gefährdungspotenzial für die Gesundheit von Kindern und Beschäftigten offensichtlich nur in zwei Stoffgruppen: Auf erneute Nachfrage sind dem WOCHENBLATT ausschließlich die Messwerte des DEKRA-Gutachtens für Formaldehyd und die leichtflüchtigen organischen Stoffe (TVOC = Total Volatile Organic Compounds) übermittelt worden.

Die Formaldehydwerte würden zwölf bis 76 Mikrogramm pro Kubikmeter betragen (μg/m3) und nach den Bewertungsgrundlagen der Weltgesundheitsorganisation (WHO-Grenzwert 100 μg/m3) in einem Niveau liegen, bei dem von keiner gesundheitlichen Beeinträchtigung auszugehen sei, so die Stadt. Auch die TVOC-Konzentrationen würden mit Werten von bis zu 850 μg/m3 sich auf einem Niveau bewegen, das "als hygienisch noch unbedenklich zu bewerten ist."

Die DEKRA-Gutachter gehen davon aus, dass das Material der Fußbodenbeläge (Kautschuk bzw. PVC) sowie der Kleber die Haupt-immisionsquelle für die Schadstoffe darstellen. Ein Blick in das Biolabor-Gutachten zeigt aber, dass auffällige Werte keineswegs nur - wie von der Stadt behauptet - im Personalraum der Kita aufgetreten sind.

So wurden in einem Gruppenraum 690 μg/m3 und im Bewegungsraum 550 μg/m3 an TVOC gemessen. Der empfohlene Normalwert liegt hingegen bei lediglich 300 μg/m3.
Wie berichtet, soll nun verstärktes Lüften die Schadstoffbelastung reduzieren. Ob das der Weisheit letzter Schluss ist, bleibt dahingestellt.

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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