Erich Jordens: Der vergessene Bundesliga-Trainer

Erich Jordens mit alten Zeitungsausschnitten und Fotos: Er ist stolz auf seine Karriere
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Foto: Helena GARCIA@AdobeStock.com

JOBS und KARRIERE

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bc. Stade. Hennes Weisweiler, Udo Lattek, Jupp Heynckes, Erich Jordens. Stopp! Wer war nochmal Erich Jordens? Wie passt der 74-jährige Senior aus Stade in diese Aufzählung berühmter Fußball-Trainer? Das passt durchaus. Aber nur noch wenigen Menschen in der Region ist der Mann ein Begriff. Erich Jordens - der vergessene Bundesliga-Trainer.

Seine Laufbahn ist Legendenumwoben. „Ich war damals der einzige Trainer, der von der Kreisliga bis in die zweite Bundesliga in jeder Spielklasse trainiert hat“, sagt Jordens. Mit 33 Jahren war er 1974 Deutschlands jüngster lizensierter Fußball-Lehrer.

Einst Torjäger bei Komet Blankenese begann seine steile Coaching-Karriere in den 1960er Jahren beim Kreisligisten MTV Hammah. Über Warstade, Güldenstern und Buxtehude heuerte er 1978 bei Eintracht Nordhorn in der 3. Liga an, der damaligen Oberliga. Zum ersten Mal als Vollprofi-Trainer.

Sein Immobilien-Büro und Sportgeschäft in Stade machte er dicht. Die Bild-Zeitung titelte: „Für einen Traum gibt ein Mann alles auf“. Es war der Sprung ins harte Fußball-Business. Erst recht als Erich Jordens am 21. November 1980 in einer Nacht- und Nebelaktion an seinem 40. Geburtstag zum Süd-Zweitbundesligisten Saarbrücken vermittelt wurde. Schritt für Schritt in die Bundesliga. Der Plan schien aufzugehen. Fast.

„Ich kam in Saarbrücken mit dem Umfeld nicht zurecht, habe meine Familie schrecklich vermisst“, erzählt Erich Jordens. Noch vor Ablauf der Saison und obwohl sein Club erfolgreich spielte, schmiss er hin. „Ich habe auf 50.000 D-Mark Prämie verzichtet und wohl auch auf meine Chance, einmal in der 1. Liga zu trainieren“, so Jordens.

Dem Fußball blieb er immer verbunden, trainierte anschließend den VfB Lübeck und führte den VfL Stade als Manager bis in die Amateur-Oberliga.

Legendär ist aber vor allem Jordens reichhaltige Anekdoten-Sammlung. Im WOCHENBLATT erzählt er aus seinem prall gefüllten Fundus. Ein „Best of“:

• Mit Star-Trainer Udo Lattek - heute vergleichbar mit Bayern-Coach Pep Guardiola - zog Erich Jordens irgendwann Ende der 70er Jahre nach einem DFB-Lehrgang um die Häuser. Bis morgens früh zechten sie zu zweit in einer Pinte in Duisburg. Kein Wort, kein Foto drang an die Öffentlichkeit! Heute unvorstellbar in der Smartphone-Ära.

• Erich Jordens war in Saarbrücken der erste Trainer in der Profi-Karriere von Andreas Brehme. Richtig! Der Mann, der Deutschland mit seinem verwandelten Elfmeter 1990 in Rom zum Weltmeister schoss. Zwischen zwei Trainingseinheiten nahm Jordens Brehme mit ins Hotel, in dem der Stader in Saarbrücken lebte. Weil ihnen langweilig war, gingen sie auf die Kegelbahn. Davon bekam leider die Presse Wind. Jordens musste zum Rapport beim Vereinschef: Wie könne bloß ein Trainer mit einem jungen Talent in der Mittagspause kegeln gehen?

• Anlässlich der Abschlussprüfung eines Trainers-Lehrgangs in der Sportschule Hennef ließ sich der damalige Nationalspieler Berti Vogts blicken. Zur späteren Stunde lief die Jukebox und Pippi Langstrumpf ertönte. Erich Jordens und Berti fassten sich an die Hände und stiegen auf den Tisch. Lautstark gröhlten sie mit: „Zwei mal drei macht vier - widdewiddewitt und drei macht Neune! Ich mach‘ mir die Welt - widdewidde wie sie mir gefällt ....“

• Auf der Suche nach einem Tennispartner wurde das leidenschaftliche Racket-Ass Erich Jordens zu seiner Saarbrücker Zeit fündig bei Jupp Derwall. Der damalige Bundestrainer wohnte im nahen Duttweiler. Gegen Jordens hatte der etwas ältere Derwall jedoch keine Chance. Spiel, Satz und Sieg für Jordens.

• Als Trainer des VfB Lübeck verschlug es Erich Jordens einst ins Casino nach Travemünde. Wer ist denn der langhaarige Mann dort am Roulette-Tisch? Ist das nicht? Ja, er war es. Günter Netzer mit seiner Frau Elvira. Welche Zahlen Jordens und Netzer spielten und ob sie gewannen, ist nicht überliefert.

• Keine Begegnung mit einem Star, aber doch eine legendäre Geschichte: Als Amateur-Trainer von Güldenstern Stade wies er seine Spieler an, Socken über die Fußball-Buffer zu stülpen, um angesichts des gefrorenen Bodens einen besseren Stand zu haben. Vom DFB holte er sich das Okay und siehe da: Der Schachzug ging auf. 6:1 gewann Güldenstern die Partie. Ab dem Zeitpunkt galt Jordens als „Sockentrainer“ von Stade.

Redakteur:

Björn Carstens aus Buxtehude

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