Landkreis Stade
AOS Stade: Damm der Rotschlammdeponie bei Stade wird auf 21 Meter erhöht

AOS-Geschäftsführer Eberhard Guhl (li.) und Deponie-Betriebsleiter Oliver Guttau auf dem Deich. Hinten: ein durch Niederschläge entstandener See, auf dem Vögel rasten
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Foto: Helena GARCIA@AdobeStock.com

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tp. Stade. Der mehr als einen Quadratkilometer umfassende, zwölf Meter hohe quadratische Wall um die Rotschlammdeponie der Aluminiomoxid-Werke Stade (AOS) erhebt sich als sperriger Fremdkörper aus dem flachen Stadermoor - und das Bollwerk wächst weiter: Die AOS hat die Genehmigung zur Erhöhung des XXL-Damms auf 21 Meter bis zum Jahr 2028. Anwohner, die das stetige Wachstum des Damms und der damit verbundenen täglichen Anlieferung von knapp 50 Lkw-Ladungen Sand beobachten, stellen angesichts des Aufwands bange Fragen: Wie giftig ist die rote "Suppe", die hinterm Deich gelagert wird? Kann der Schutzwall brechen wie im Jahr 2010 der Damm der Rotschlammdeponie in der Gemeinde Kolontár in Ungarn? Das WOCHENBLATT blickt hinter die Kulissen:
Das eingezäunte Deponie-Areal ist 170 Hektar groß. 140 Hektar sind eingedeicht. Trotz der Dauerbaustelle wegen der laufenden Deicherhöhung herrscht auf dem Gelände fast idyllische Atmosphäre: Auf dem aus Regenwasser entstandenen See schwimmen mit Pflanzen bewachsene Torf-Inseln. Am Ufer blühen Blumen. Auf Sandbänken brüten und rasten Möwen und Wildgänse.
Auf der Halde deponiert das seit 1973 an der Elbe in Stade ansässige AOS-Werk Rotschlamm, der bei der Herstellung des chemischen Grundstoffs Aluminiumoxid anfällt. Von der Jahresproduktion von rund einer Million Tonnen wird gut die Hälfte für die Aluminiumherstellung verwendet. Der Rest fließt unter anderem in die Herstellung von feuerfesten Baustoffen, Glaskeramik und Abwasseraufbereitungs-Chemikalien. Jährlich fallen 700.000 Tonnen Rotschlamm an, der durch eine unterirdische Rohrleitung in die Deponie im Moor gepumpt wird. Schon 15 Millionen Tonnen des wegen seines hohen Eisenoxidgehalts rostbraunen Gemischs lagern im Stadermoor. Weiter enthält der Schlamm unlösliche Aluminiumkomponenten, Titan, Wasser und Sand.
"Unser Rotschlamm ist kein Sondermüll, sondern Massenabfall", sagt der Betriebsleiter der Deponie, Oliver Guttau (47). Entgegen anders lautenden Gerüchten enthalte der Schlamm kein Quecksilber. Dieses werde während der Produktion im Werk abgeschieden. Weitere Schwermetalle lägen in nicht erwähnenswerter Konzentration vor. Zudem enthalte das Gemisch Natronlauge in nicht mehr ätzender Konzentration. Der Rotschlamm sei lediglich als "reizend" eingestuft. Laut Guttau ist die AOS-Halde in die Deponieklasse 0 eingeordnet und damit ungefährlicher als eine Hausmülldeponie (Klasse 1).
Die Gefahr, dass die Landschaft von einem Dammbruch wie nach den Starkregen in Kolontár zerstört werden könnte, schätzt AOS-Geschäftsführer Eberhard Guhl (60) als äußerst gering ein. Im Vergleich zu dem Damm in Ungarn sei der Wall in Stade wesentlich breiter und solider und verfüge über ein Rohrleitungssystem, über das Niederschlagswasser abgeleitet werden könne. Das Wasser aus der Deponie wird im Stader Werk aufbereitet und in die Elbe geleitet.
Es gibt vage Pläne, aus dem Rotschlamm Eisen oder Titan zurückzugewinnen. Doch bis auf weiteres wird deponiert. Bauunternehmen schichten den Damm unentwegt mit Sand von der Stader Geest auf.
AOS benötigt für die kommenden zehn Jahre dringend weitere 1,5 Millionen Kubikmeter Sand. Das Unternehmen hat beim Land die Sandentnahme auf einer Fläche nahe Hammah beantragt und will dazu eigene Transportwege durch die Feldmark bauen. Anwohner protestieren wegen der von ihnen befürchteten Lärmbelästigung durch Schwerlastverkehr. Für die jetzigen Transportwege, die Kreisstraßen K80 und K22, entrichtet die AOS an den Landkreis einen Unterhaltungskostenzuschlag.

Redakteur:

Thorsten Penz aus Stade

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