"Stimmen Sie bitte für Asbest"

Infoveranstaltung im "von-Stemen-Hof": Rolf Nettersheim (li.),  Dow-Manager für Umwelt und Gesundheit, und Geschäftsführer Dieter Schnepel mit Zuhörern aus der Belegschaft | Foto: tp
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Chemie-Riese Dow in Stade wirbt um Verlängerung der Ausnahmegenehmigung für verpönten Faserstoff

tp. Stade. Das stark krebserregende Asbest gehört wohl zu den unpopulärsten Substanzen der Welt. Nun muss der Chemie-Gigant Dow in Stade für das giftige Fasermaterial Reklame machen. Mit einer groß angelegten Petition kämpft das Unternehmen bei der Europäischen Union (EU) um einer Verlängerung der Ausnahmegenehmigung zur Verwendung des Gifts.

Um Rückhalt seitens der Öffentlichkeit und Politik warb Dow am Donnerstag bei einer Info-Veranstaltung in seinem Besucherzentrum "von-Stemmen-Hof". Anlass der Kampagne sind die Pläne der EU, das auf dem Bau längst verbotene Asbest auch in der Industrie komplett abzuschaffen. Bis 2017 muss Dow den Stoff aus seinem Werk verbannen.

Doch nach Angaben des Stader Werksleiters Dieter Schnepel kann der Chemieriese den Termin aus wirtschaftlichen und technischen Gründen nicht halten und schlägt Alarm: Führungsetage und Betriebsrat warnen vor einer Gefährdung des Dow-Standortes Stade und sehen 1.200 Werks-Arbeitsplätze in Gefahr. Indirekt gefährdet seien bis zu 7.500 Stellen in der Region.

Nach Angaben der Werksleitung kann Dow Stade bei der Produktion des chemischen Grundstoffs Chlor bis auf weiteres nicht auf Asbest verzichten. Asbest ist wichtiger Bestandteil des Herzstücks des Stader Werks, der Chlor-Alkali-Anlage. Aus Wasser und Salz werden dort in einem besonderen chemischen Verfahren, der Elektrolyse, unter hohem Stromverbrauch Natronlauge und Chlor gewonnen. Die aus Metall bestehenden Trennwände der zahlreichen riesigen Elektrolyse-Zellen sind mit Asbeststaub beschichtet. Diese durchlässigen Elektrolyse-Wände haben eine Gesamtgröße von rund 21 Fußballfeldern.

Mit einem Ausstoß von 1,5 Millionen Tonnen jährlich ist Dow Stade Europas größter Hersteller von Chlor, für das es weltweit Abnehmer von der Automobil- bis zur Kosmetikindustrie gibt. Bereits ein Drittel der Chlor-Menge stellt Dow Stade in einem Alternativverfahren her. Für eine komplette Umstellung auf die Asbest-freie Produktion will Dow Zeit bis 2025 gewinnen. Die Technik wird im Stader Werk entwickelt. Hier wird an Stelle von Asbest ein Teflon-ähnliches Material verwendet. Anlagen fremder Hersteller kommen laut Dow-Manager Rolf Nettersheim aufgrund zu hohen Stromverbrauchs und aus technischen Gründen nicht in Frage.

Um dem Anliegen Nachdruck zu verleihen, wendet sich die Dow mit einer Online-Petition an die EU. Mehr als 10.000 Menschen aus der Region sollen sich daran beteiligen. Prominente Politiker wie der Stader CDU-Bundestagsabgeordnete Oliver Grundmann (CDU), die CDU-Landtagsabgeordneten Kai Seefried und Helmut-Dammann-Tamke sowie die SPD-Landtagsabgeordnete Petra Tiemann sagten geschlossen ihre Unterstützung zu.

Die im Internet unter www.openpetition.de/petition/online/zukunftssicherung-des-dow-chemical-werk-stade-nds gesammelten Unterschriften gehen an die zuständige Europäische Chemikalienagentur (ECHA). Die ECHA befindet sich derzeit im Abstimmungsprozess mit der EU-Kommission.

Dow betont, dass im Stader Werk kein Mitarbeiter mit Asbest in Berührung kommt und es nie einen Asbest-Unfall gegeben habe. Anders sieht es aus internationalem Blickwinkel aus: Die Grünen im Bundestag weisen auf "katastrophale Zustände" in Asbestminen in Kanada oder China mit krankmachenden Arbeitsbedingungen hin. Im März 2012 scheiterte der Grünen-Antrag zur Durchsetzung eines umfassenden Asbestverbotes in Deutschland. Dow Stade will bis 2017 zumindest die Asbest-Importe einstellen.

Redakteur:

Thorsten Penz aus Stade

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