Härtetest besonderer Güte
CDU-Urgestein Wolfgang Spaude verlässt nach 35 Jahren Ratsarbeit politische Bühne in Stelle

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thl. Stelle. In der Gemeinde Stelle geht eine Ära zu Ende. Mit Ablauf der Wahlperiode scheidet Urgestein Wolfgang Spaude aus der Politik aus. Der Fraktionsvorsitzende der Christdemokraten hat sich nicht wieder aufstellen lassen. "Über 30 Jahre Ratsarbeit sind ein Härtetest besonderer Güte", sagt der 78-Jährige.
"Nachdem ich 1967 in der kleinen und überschaubaren Gemeinde Stelle (der jetzige Ortsteil Stelle) im Reiherstieg meine neue Heimat hatte, habe ich mit großer Aufmerksamkeit als Neubürger das politische und gesellschaftliche Treiben beobachtet", erzählt Spaude über seine Motivation, in die Politik einzusteigen. "Als 1972 durch die Gebietsreform die Gemeinde mit den Ortsteilen Fliegenberg und Ashausen zu einer Einheitsgemeinde wurde, hat sich damals besonders der Kernbereich bis 1976 durch bauliche Maßnahmen stetig verändert. Mir fiel als neutraler Beobachter auf, dass in den unterschiedlichen politischen Gremien die Mehrheit der Entscheidungsträger aus Vertretern der Landwirtschaft und aus 'Ureinwohnern' stammten. Neubürger waren in der Steller Politik in der Minderheit. Mir fehlte in dieser Zeit in den politischen Gremien eine gewisse Aufgeschlossenheit gegenüber der politischen Konkurrenz und besonders in der Öffentlichkeitsarbeit. Ich hatte das Gefühl, man wollte unter sich sein." Deswegen habe er das Bedürfnis gehabt, an der Entwicklung der Gemeinde mitzuwirken, und schloss sich der CDU an.
Nach einiger Zeit der kommunalpolitischen Einarbeitung und Erlernen der "ortsüblichen Verhaltensweisen" sei er schnell Vorsitzender des CDU-Ortsverbandes geworden, erinnert sich Spaude, der damals im Polizeidienst tätig war.
1981 wurde Wolfgang Spaude in den Gemeinderat gewählt und trat 1991 schließlich für die CDU als Bürgermeisterkandidat an. Ein Jahr später kam es zum Bruch zwischen Spaude und den Christdemokraten, der mit Spaudes Austritt aus der Fraktion endete. Fortan bildete er mit anderen Parteien bis 1994 eine Zählgemeinschaft. Das führte im Steller Gemeinderat zu erheblichen Turbulenzen. Dies wurde auch nicht besser, als Spaude ab Dezember 1994 zusammen mit den "SPD-Flüchtlingen" Siegmar Gmerek und Angela Pahl die Fraktionsgemeinschaft "Die Unabhängigen" bildete. Von 1996 bis 2001 saß Spaude mit seiner neuen Fraktion im Gemeinderat, war auch dort Bürgermeisterkandidat.
2001 trat Spaude überraschend bei der Kommunalwahl nicht an und "Die Unabhängigen" lösten sich auf. Der Politiker kehrte zur CDU zurück und kam 2006 erneut in den Gemeinderat. Seit 2016 ist er Fraktionsvorsitzender der Christdemokraten und Vizebürgermeister.
"Ich habe in den insgesamt sieben Legislaturperioden (35 Jahre) eine Fülle von ehrenamtlichen kommunalpolitischen Aufgaben im Rat der Gemeinde wahrgenommen", so Spaude. "Sich ehrenamtlich politisch zu betätigen hat auch zur Folge, dass ein Privatleben sehr eingeschränkt werden kann." Beispiel: Allein in der Periode 2016 – 2021 haben die Mitglieder des Rates insgesamt 266 Rats- und Ausschusssitzungen wahrgenommen. Dazu kommen noch 118 CDU-Fraktionssitzungen. Ein Ärgernis waren für ihn die unendlich dauernden Sitzungsverläufe bis tief in die Nacht. "Für einen Menschen, der noch im Berufsleben steht, ist das kaum zu schaffen", unterstreicht er.
In dieser Zeit gab es allerlei Kuriositäten, Erfolge, aber auch unschöne Dinge. "Im Rathaus zu Stelle gab es vor einigen Jahrzehnten tragende Verwaltungsbeamte, die der SPD nahestanden. Ich erlaubte mir, öffentlich unser Rathaus als 'rotes Rathaus' zu bezeichnen. Der damalige Schwimmmeister Petrich, eingefleischter Sozialdemokrat, fand meine Rhetorik ehrverletzend und drohte mit einem Freibadverbot. Es hat eine längere Zeit gedauert, bis wir wieder zueinander fanden", erzählt Spaude eine Anekdote. Was ihn ärgerte: "Der Kampf um das Aldi-Zentrallager. Die siebenjährigen politischen Auseinandersetzungen, überwiegend mit Organisationen und Interessengemeinschaften, haben an den Nerven gezerrt. Wahrheitswidrige Veröffentlichungen bis hin zu kaum erträglichen Entgleisungen haben ein unerträgliches Klima verursacht. 'Contenance' war ein Fremdwort."
"Ich bin ein wenig am Hadern, ob meine 35 Jahre Ratsarbeit sinnvoll waren. War es persönlich eine vergeudete Zeit? Würde ich es wiederholen? Ich bin verunsichert", zieht Spaude sein persönliches Fazit. "Der politische Wettstreit hat mir sehr viel Spaß bereitet. Ich habe ausgeteilt und eingesteckt. Ich habe unendlich viele Menschen kennengelernt und von diesen gelernt. Ich habe nun erlebt, wie sich die Gemeinde in meinen 35 Jahren Ratsarbeit unglaublich verändert hat. Ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass ich ein bisschen dazu beitragen konnte: für ein lebens- und liebenswertes Stelle."

Redakteur:

Christoph Ehlermann aus Salzhausen

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