In Tostedt
Ärger über ignorante Böllerfreunde
bim. Otter. Jedes Jahr weisen die Kommunen darauf hin, dass es bei Geld- oder Freiheitsstrafe verboten ist, Silvesterfeuerwerkskörper u.a. in Nähe von Reetdachhäusern, Altenheimen sowie Tierkoppeln und -Gehegen zu zünden. Das verheerende Feuer im Krefelder Zoo, bei dem mehr als 30 Affen getötet wurden, und das eine der seit zehn Jahren verbotenen Himmelslaternen auslöste, zeugt auf grausame Weise davon, wozu fahrlässiger Umgang mit brandgefährlichen Dingen führen kann - für ein paar Minuten Spaß. Darüber ärgert sich alljährlich auch Rose Marie Goetze aus Otter (Samtgemeinde Tostedt). Wenige Meter neben ihrem denkmalgeschützten Reetdachhaus ging in der Silvesternacht kurz nach null Uhr ein brennendes Objekt herunter. Glücklicherweise landete es nicht auf dem leicht entzündlichen Dach.
Wiederholt hätten Feiernde auf der Straße vor ihrem Haus Raketen entzündet und damit den vorgegebenen 150-Meter-Radius, der rund um Reetdachhäuser böllerfrei gehalten werden muss, unterschritten. Diesen Abstand hält Rose Marie Goetze ohnehin für nicht ausreichend. Ist es Leichtsinn oder pure Ignoranz? Würde ein Feuerwerkskörper ein Reetdach entzünden, wäre nicht nur das Heim eines Menschen gefährdet, sondern womöglich auch dessen Leben. Und bei Wind ist eine Raketenflugbahn nicht berechenbar, geschweige denn die einer Himmelslaterne, die bis zu 500 Meter aufsteigen und viele Kilometer zurücklegen kann.
"Ich habe das Gefühl, die Silvesterknallerei wird immer schlimmer, als ob man das Vorjahr noch steigern will", findet Rose Marie Goetze. Nach dem Jahreswechsel 2018/19 habe sie eine ganze Handvoll Raketenlenkstäbe auf ihrem Reetdach gefunden. "Ich war immer froh, wenn es ordentlich geregnet hat", sagt sie.
An diesem Neujahrstag fand sie die Überreste des brennenden Flugobjektes, das in der Nacht neben ihrem Haus niederging: einen kleinen verkokelten Fallschirm, an dessen Ende offenbar eine Kerze oder Ähnliches montiert war. Und es war pures Glück, dass diese Himmelslaterne über das Haus hinwegschwebte und nicht darauf landete.
Allein in der Gemeinde Otter gebe es 20 Reetdachhäuser und einige Fachwerkhäuser. "Eigentlich müsste der ganze Ortskern böllerfrei sein. Alternativ könnte Silvester doch auf dem Todtshorner oder dem Otterberg gefeiert werden", schlägt Rose Marie Goetze vor.
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