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Millionenschaden im Buchholzer Freibad

Nach Flucht aus Afghanistan
Familie ist in Buchholz wieder vereint

Hussain Sirat (vorne re.) ist nun endlich wieder mit seiner Familie vereint (hinten v. li.): Nastaran, Tamana, Sahil, Shakila und Yasaman sowie seine Frau Aziza Haidari  | Foto: bim
  • Hussain Sirat (vorne re.) ist nun endlich wieder mit seiner Familie vereint (hinten v. li.): Nastaran, Tamana, Sahil, Shakila und Yasaman sowie seine Frau Aziza Haidari
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Foto: Helena GARCIA@AdobeStock.com

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(bim). Im August war die Welt schockiert, als die islamisch-fundamentalistischen Taliban nach dem Abzug der US-Truppen in erschreckendem Tempo die Macht in Afghanistan an sich rissen. Tausende Afghanen versuchten, aus dem Land zu flüchten, insbesondere diejenigen, die die USA und ihre Verbündeten in den 20 Jahren Militäreinsatz in dem Land unterstützt hatten. Der Journalist Hussain Sirat (38), der wegen seiner kritischen Berichterstattung seit Jahren auf der Todesliste der Taliban steht, war vor zweieinhalb Jahren nach einem journalistischen Einsatz in Deutschland aus Angst um sein Leben nicht in seine Heimat zurückgekehrt. Seitdem bangte er um seine Familie in Afghanistan, die verzweifelt versuchte, nach Deutschland zu kommen.
In dem WOCHENBLATT-Bericht im August zeigte sich der Familienvater nur von hinten, der Name war abgekürzt bzw. verändert. Nun, da seine Familie in Sicherheit ist, wagt sich Hussain Sirat mit vollem Namen und mit Foto in die Öffentlichkeit.
Frau und Kinder
versteckten sich

Hussain Sirat, der als Jounalist in Kabul neun Jahre lang für die Deutsche Welle arbeitete, ist in Deutschland als Flüchtling anerkannt. Seine Frau und seine fünf Kinder - vier Töchter und ein Sohn im Alter von acht bis 18 Jahren - versteckten sich nach dem US-Truppen-Abzug in wechselnden Wohnungen und hofften, in eines der westlichen Flugzeuge zu gelangen. Dank Unterstützung der Organisation "Pro Asyl" und einer Flüchtlingshelferin aus Buchholz hatten sie pakistanische Visa, Geld für Flugtickets und standen auf der Ausreiseliste des Außenministeriums. Doch allein der Weg zum Flughafen war lebensgefährlich. Der 38-Jährige wartete täglich auf einen Anruf oder eine WhatsApp-Nachricht. Seit einigen Wochen nun ist seine Familie in Deutschland und in Sicherheit.
Evakuierung ist
beinahe ein Wunder

Dass die Evakuierung tatsächlich geklappt hat, ist beinahe ein Wunder, denn nur sechs Tage nach Hussain Sirats Interview im WOCHENBLATT wurde die deutsche Evakuierungsaktion aus Afghanistan eingestellt. "Da habe ich gedacht: Das war’s. Jetzt haben wir keine Chance mehr", berichtet Hussain Sirat.
Für die Flucht hatten sich seine Frau und Töchter fünf lange, schwarze Burkas gekauft, nahmen nur das Wichtigste mit: Pässe, Visa, Tazkira (afghanische Identitäts- und Wohnsitznachweise). Alle Fotos von Hussain Sirat auf ihren Handys hatten sie gelöscht, damit die Taliban sie nicht finden. Alles andere, was ihnen lieb und teuer war, mussten sie zurücklassen, denn nur 15 Kilogramm Gepäck pro Person waren erlaubt.
Einen Tag lang am
Grenzübergang gewartet

Eines Morgens um 5 Uhr ging es dann los: Sirats Familie wartete einen Tag lang am Grenzübergang zwischen Afghanistan und Pakistan, ständig wurden sämtliche Dokumente von verschiedenen Leuten kontrolliert. Nachdem der Bus gegen 19 Uhr endlich startete, waren sie um Mitternacht in Islamabad. "Dass meine Familie tatsächlich rausgekommen ist, war eine riesige Erleichterung", sagt der 38-Jährige. Eine Woche später durfte sie nach Deutschland weiterfliegen. Doch das Warten und Hoffen war für Hussain Sirat noch nicht vorbei. "Ich mache gerade ein Praktikum in Bonn und wollte zum Flughafen fahren, um meine Familie abzuholen. Sie sollten am Abend in Hannover landen, doch dann kam ich wegen eines Unwetters nicht zum Flughafen. Die Züge dorthin waren ausgefallen", erzählt er. Also setzte sich Hussain Sirat in einen Zug nach Hamburg, um seiner Familie sozusagen entgegenzufahren. Denn die sollte vom Flughafen per Zug nach Hamburg und von dort nach Buchholz kommen, wo der 38-Jährige bei einer Flüchtlingsunterstützerin wohnt, wenn er nicht in Bonn ist. Sie hatte auch alles für die Ankunft seiner Familie vorbereitet.
Missverständnis seitens
des Bundesamtes

Dann der nächste Schreck: Seine älteste Tochter schrieb ihm, dass sie in ein Flüchtlingslager nach Mönchengladbach gebracht worden seien - ein Missverständnis seitens des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Doch tags darauf klappte die Familienzusammenführung. "Das Wiedersehen war sehr emotional. Erst, als ich meine Familie gesehen habe, konnte ich es wirklich glauben. Meine Familie hat ein zweites Leben geschenkt bekommen. In Afghanistan hatten sie keine Schule mehr, keine Zukunft. Jetzt sind wir alle unendlich glücklich und froh. Und ich bin Pro Asyl sehr, sehr dankbar für all die Hilfe. Hier stehen meiner Familie alle Wege offen. Meine Töchter konnten es kaum abwarten, wieder zur Schule zu gehen. Und mein kleiner achtjähriger Sohn Sahel staunt über die schönen Autos hier, aber vor allem ist er fasziniert von den großen Traktoren", berichtet Hussain Sirat. Bereits eine Woche nach der Ankunft in Deutschland gingen die Kinder zur Schule und haben schon Freundschaften geknüpft.
Die Zukunft liegt
in Deutschland

"Afghanistan ist Vergangenheit. Unsere Zukunft liegt hier in Deutschland." Ein neues Land, eine neue Kultur, eine neue Sprache. Meine Kinder haben Träume! Meine Tochter Nastaran will wieder malen. Jasemin, die jetzt zwölf ist, interessiert sich sehr für Politik. Ich habe ihr gesagt, dass sie in Deutschland sogar Abgeordnete werden kann. Für uns ist Deutschland wie ein Paradies.

Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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