Heidewasserförderung
Jetzt ist der Büsenbach komplett ausgetrocknet

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Lang anhaltende Hitze und fehlende Regenfälle lassen die Pegelstände in den Flüssen, u.a. in Rhein und Elbe, rapide sinken. In der Nordheide gibt es aber zusätzlich zu Dürre und Hitze noch ein ganz anderes Problem: Die Heidewasserförderung durch das Unternehmen Hamburg Wasser, das mit seinen Gewinnen - auch aus der Wasserförderung in der Nordheide - die Steuereinnahmen der Hansestadt Hamburg sprudeln lässt. Jetzt ist auch noch der Büsenbach im beliebten Ausflugsziel Büsenbachtal in Handeloh-Wörme komplett vertrocknet.

Die Fotos von Dienstag und die Grundwassermessungen im angrenzenden Wald deuteten darauf hin, dass er in Zukunft nicht mehr existiert. Klaus-Detlef Kröger, Vorstandsmitglied der Interessengemeinschaft Grundwasserschutz Nordheide (IGN) und als Forellenteich- und Waldbesitzer unmittelbar von der Wasserförderung betroffen, sagt: "Die Situation im Büsenbachtal war absehbar. Das Ausschöpfen der genehmigten Fördermenge der benachbarten Brunnen hat über Jahre zu stetig sinkenden Grundwasserständen geführt."

Die Wasserrrahmenrichtlinie der Europäischen Union aus dem Jahr 2015 besagt klar, dass der heutige (also der damalige) Zustand unserer Gewässer nicht mehr verschlechtert werden darf. "Eine dauerhafte Verschlechterung müsse unterbunden werden, auch unter Berücksichtigung des Klimawandels. "Unser Forellenbach in Wörme führt ebenfalls zu wenig Quellwasser. Leider haben wir keine Messstelle mehr, die das belegen kann. Der Landkreis hat auf die Bitte der Instandsetzung der Beweissicherung noch nicht inhaltlich reagiert. Wir warten seit Monaten auf einen Ortstermin", klagt Kröger.

Ab 1974 gab es eine amtlich begleitete Beweissicherung auf dem Hof durch Hamburg Wasser. Damit sollte festgestellt werden, welchen Einfluss die vier Pumpen zwischen Handeloh und Lohbergen auf den Betrieb haben. Das Wasser für die Forellenteiche entspringt im Quellgebiet im Bereich der Wörmer Landwehr. "Dort wurde die Oberflächenwassermessstelle 'Wörme M1' installiert. Diese misst die Wassermenge in dem Bach, der Zulauf zur Forellenzucht ist und deren Bestand sichert", erläuterte Kröger bei einem Ortstermin mit dem WOCHENBLATT vor wenigen Wochen. Diese Messstelle habe Hamburg Wasser aber bereits vor zehn Jahren ohne Absprache mit Familie Kröger aufgegeben.

Landkreis durch
Wasserexporte belastet

Laut der IGN, die seit mehr als 30 Jahren für den Schutz des Heidewassers und die gesicherte Versorgung der Landkreisbewohner kämpft, ist der Landkreis Harburg stark durch Wasserexporte nach Hamburg belastet. 

Auf die bisherige Grundwasserentnahme zurückzuführende Grundwasserabsenkungen von 20 bis 50 Zentimetern hat die IGN im Bereich der Fassung Westan der Este zwischen Cordshagen und Wintermoor, am „Handelohbach“ und den dazwischenliegenden Waldbereichen sowie kleinräumig am Weseler Moorbach und nördlich der Fischteiche Kröger bei Holm festgestellt.

Landkreis hat keine
Schäden festgestellt

Keine Schäden festgestellt haben wollen indes der Landkreis Harburg und Hamburg Wasser. Der Landkreis sieht keine Veranlassung, trotz heißerer Sommer, längerer Dürreperioden und einer wachsenden Bevölkerung, die von Hamburg abgepumpte Wassermenge zu drosseln.

"Im Wasserrechtsverfahren wurde eingehend ein möglicher Einfluss der Wasserförderung durch Hamburg Wasser auf die Oberflächengewässer untersucht. Hierbei wurde kein Anhaltspunkt für eine Beeinflussung der Oberflächengewässer durch die Förderung durch Hamburg Wasser festgestellt", teilt Kreissprecherin Katja Bendig auf WOCHENBLATT-Anfrage mit. Hamburg Wasser fördere aus großen Tiefen, in der Regel dem sogenannten zweiten oder dritten Grundwasserstockwerk. Zum ersten Grundwasserstockwerk, das in Verbindung mit den Oberflächengewässern steht, seien ausreichend schützende Trennschichten vorhanden. "Eine Ausnahme stellt der Oberlauf der Este und der Reindorfer Bach, bei dem eine Veränderung des Basisabflusses von 5,0 bis 7,5 Prozent ermittelt wurde. Diese Situation ist innerhalb des wasserrechtlichen Verfahrens berücksichtigt worden und war ein Grund dafür, weshalb eine gehobene Erlaubnis und keine Bewilligung erteilt wurde.

"Die gehobene Erlaubnis aus 2019 und die Instrumente des Verwaltungsrechts geben dem Landkreis die Möglichkeit, sofern nachgewiesenermaßen erforderlich, entsprechend steuernd einzugreifen. Diese Notwendigkeit besteht zurzeit jedoch nicht."

Grundwasserverfügbarkeit
bisher nicht kritisch

Um die Trinkwasserversorgung sowie die Bedarfe der heimischen Land- und Forstwirtschaft sicherzustellen, verfügten sowohl die Wasserversorger als auch Land- und Forstwirtschaft über die entsprechenden Entnahmerechte. "Im Landkreis Harburg ist nach allen vorliegenden Erkenntnissen die Situation der Grundwasserverfügbarkeit bisher nicht kritisch. Gerade in äußerst trockenen und heißen Perioden kann es vereinzelt dazu kommen, dass z.B. durch verstärkte Bewässerung von Gärten mehr Wasser benötigt wird, als die Brunnenleistungen der Wasserversorger hergeben. Das hätte dann aber nichts damit zu tun, dass das Grundwasser durch die Hitze knapp ist, sondern wäre ein rein technisches Problem", erläutert Bendig.

Die Trinkwasserversorgung sei eine gemeindliche Verpflichtung und somit die Gemeinden, gegebenenfalls in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Wasserversorger, in der Pflicht, im Bedarfsfall regelnd einzugreifen. "Sollten die zugelassenen Entnahmemengen insbesondere zu Beregnungszwecken für die Landwirtschaft nicht ausreichend bemessen sein, hätte der Landkreis grundsätzlich die Möglichkeit, im Einzelfall zusätzliche Entnahmemengen zu genehmigen. Entsprechende Anträge der Landwirtschaft wurden trotz der Trockenheit jedoch bisher nicht gestellt. Ein etwaiges Trockenfallen von Brunnen wurde hier bisher ebenfalls nicht gemeldet", berichtet die Kreissprecherin.

Darüber hinaus arbeite der Landkreis Harburg derzeit an einem Wasserversorgungskonzept, um auch zukünftigen Entwicklungen und denkbaren kritischen Situationen in Bezug auf die Wasserversorgung insbesondere auch vor dem Hintergrund des Klimawandels begegnen zu können.

• Wer helfen und die heimische Grundwasserversorgung schützen will, spendet auf folgendes Konto der IGN: IBAN DE82 24060300 4900 900100.

Das sagt Hamburg Wasser

Das WOCHENBLATT hat auch beim Unternehmen Hamburg Wasser (HW) nachgefragt, wie viel Wasser aktuell gefördert wird, und mit welchen Maßnahmen auf die Dürre reagiert wird. Demnach habe HW im Juli 2022 etwa 1,27 Millionen Kubikmeter Wasser gefördert, das entspreche ca. zwölf Prozent der Gesamtfördermenge.

Die Entnahme von Grundwasser sei gesetzlich geregelt und die Wasserförderung, z.B. für Bedarfe der Land- und Forstwirtschaft oder der Trinkwasserversorgung, mit den dafür erteilten Wasserrechten gesichert. Die Wasserförderung von HW ist durch die vom Landkreis Harburg ausgesprochene gehobene Erlaubnis geregelt. Dem zugrunde lägen umfassende Antragsunterlagen, die den Wasserbedarf (für Hamburg, Anm. d. Red.) und die Verfügbarkeit der Menge darlegten.

Selbst wenn ein Brunnenbetreiber von heute auf morgen die Fördermenge reduzierte, würde dies nicht dazu führen, dass andere mehr Wasser fördern dürften, als in ihrem jeweiligen Wasserrecht festgeschrieben ist.

Das Wasserwerk in der Nordheide versorge etwa 300.000 Menschen im Hamburger Westen (z.B. Altona, Ottensen und Bahrenfeld) sowie in Heimfeld. "Anderweitig können die Menschen dort nicht versorgt werden. Aus der Nordheide wird kein Wasser nach Schleswig-Holstein geliefert", erklärt HW-Sprecherin Janne Rumpelt.

Kürzlich wurde berichtet, dass die Hamburger in den vergangenen Jahren Wasser gespart haben - der Pro-Kopf-Verbrauch soll von 179 Litern im Jahr 1990 pro Tag auf jetzt 140 Liter am Tag gesunken sein. Das bestätigt die Sprecherin auch: "Zwischen den 1970er und 2010er Jahren sind die Verbräuche kontinuierlich zurückgegangen."

HW habe vor gut 15 Jahren ein umfangreiches Wassersparprogramm abgeschlossen. Wesentlicher Bestandteil sei die flächendeckende Einführung von Wohnungswasserzählern gewesen, die Hamburg als erste deutsche Großstadt auf den Weg gebracht habe. Durch die Erfassung der individuellen Verbräuche seien monetäre Anreize geschaffen worden, Wasser zu sparen.

Allerdings erlebe Hamburg seit den 2010er Jahren aufgrund des Bevölkerungswachstums eine Trendumkehr und der Wasserbedarf steige wieder. "Aktuelle Verbrauchszahlen belegen, dass der diesjährige Verbrauch bislang etwas niedriger als im Vorjahr ist. Aufgrund der langen Kälte- und Nassperioden im Frühling und Sommer 2021 lagen die Verbräuche im Vorjahr ebenfalls geringfügig unter den Verbräuchen 2020. Insgesamt liegen wir deutlich oberhalb der Verbräuche Anfang der 2010er Jahre. Die Verbräuche pro Kopf (inkl. Kleingewerbe) liegen im Mittel der letzten fünf Jahre bei rund 141 Liter pro Tag. Während der Pro-Kopf-Verbrauch (inkl. Kleingewerbe) in Hitzejahren wie 2018 bei 145 Liter lag, lag er 2021 bei 140 Liter."

Auch wenn sich die Einzelverbräuche zukünftig dauerhaft verringerten, rechnet HW aufgrund des Bevölkerungswachstums in den nächsten Jahrzehnten mit einem steigenden Gesamtbedarf: "Die beantragte maximale Fördermenge von 18,4 Millionen Kubikmetern im Jahr ist zwingend erforderlich", betont Rumpelt. "Neben dem Bedarf haben wir auch nachgewiesen, dass die beantragte Menge verfügbar und nachhaltig förderbar ist. Dieser Sachverhalt wurde während des Verwaltungsgerichtsverfahrens ausführlich thematisiert. In der Urteilsbegründung bestätigte das Verwaltungsgericht Lüneburg, dass die von HW beantragte Grundwassermenge ohne Schäden an Flora und Fauna gefördert wird und mit den sehr strengen Anforderungen des Umwelt- und Naturschutzes vereinbar ist."

Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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