Kanadier räumte am Gymnasium Tostedt mit Vorurteilen auf
bim. Tostedt. Die Deutschen denken, Kanadier begegnen täglich einem Bären, und Nord-Amerikaner halten Deutschland für ein perfektes Land, in dem alles super läuft. Während seiner Zeit als Fremdsprachenassistent am Gymnasium Tostedt konnte der Kanadier Colten Wimmer einige Vorurteile ausräumen und eigene Vorstellungen korrigieren. Seit September unterstützte der 24-Jährige die Lehrer im Englischunterricht als Muttersprachler und klärte die Gymnasiasten über das Leben und die Kultur in seinem Heimatland auf.
"Ich habe in meinem ganzen Leben bisher erst einen Bären gesehen", stellt Colten Wimmer klar. "Es ist interessant, zu sehen, dass auch Deutschland seine Probleme hat, und dass die Deutsche Bahn nicht immer pünktlich ist", berichtet er von seinen neuen Erkenntnissen und lacht.
Colten Wimmer kommt aus Osoyoos (British Columbia) und hat an der Uni McGill in Montreal einen Bachelor der Biochemie erlangt. Im Nebenfach belegte er drei Semester lang Deutsch. "Ich habe mich immer für die deutsche Kultur interessiert", sagt Colten Wimmer. Auch war er neugierig, seine eigene Familiengeschichte zu erforschen. Über den pädagogischen Austauschdienst kam er zum Gymnasium Tostedt. Er unterstützte die Englischlehrer und unterrichtete auch achte und zwölfte Klassen, machte mit den Schülern Aussprache-Übungen und beantwortete ihre Fragen.
Die Faszination an Deutschland stammt aus seiner Kindheit. Sein damaliger bester Freund hat deutsche Wurzeln. "Mit seinem deutschen Vater haben wir immer die Fußball-Weltmeisterschaft geguckt", erinnert sich Colten Wimmer, dessen Ur-Großvater Ende des 19. Jahrhunderts aus Wiesloch (Baden-Württemberg) auswanderte. "Dort gibt es heute noch Leute, die Wimmer heißen. Eine Familie Wimmer führt in Wiesloch ein Restaurant. Wir wissen aber nicht, ob wir verwandt sind", sagt der Kanadier.
Wie es der Zufall will, erlebt der 24-Jährige die Fußball-Weltmeisterschaft nun in Deutschland. "Es ist ganz cool, während der WM hier zu sein. 2014 habe ich die Spiele alleine an der Uni angeschaut", sagt Colten. "2006 wäre ich gerne hier gewesen, als Deutschland die WM ausrichtete. Nun hoffe ich, dass Deutschland weiterkommt."
Der Aufenthalt hier wurde für den 24-Jährigen nicht nur zur wichtigen Lebenserfahrung, er fand in Hamburg auch eine Freundin. "Nun würde ich gerne ein, zwei Jahre länger bleiben", sagt Colten Wimmer. Seine Aufenthaltserlaubnis konnte er verlängern. Nun sucht der studierte Biochemiker eine zu seiner Qualifikation passenden Arbeit. Und vielleicht kehrt der Kanadier, dessen Ur-Opa einst Deutschland den Rücken kehrte, ja der Liebe wegen hierher zurück.
• Am Montag, 25. Juni, um 19.30 Uhr gestaltet Colten Wimmer zum Abschied vom Gymnasium in der Aula einen englischen Akustik-Gitarrenabend. Dazu sind alle Interessierten herzlich eingeladen.
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