"Wieviel ist genug?"
bim. Tostedt. Unter dem bundesweiten Motto "Landfrauen bitten zu Tisch" drehte sich beim Kreislandfrauentag in Tostedt alles um Tischkultur, Lebensmittelvernichtung in Privathaushalten und Wege in Zeiten der Ernährungsver(w)irrungen. Kreislandfrauenvorsitzende Karin Plate begrüßte in der voll besetzten Tostedter Schützenhalle u.a. Brigitte Scherb, Präsidentin des Deutschen Landfrauenverbandes, und als kompetente Referentin Universitätsprofessorin Dr. Ines Heindl, die neben ihrer Lehrtätigkeit an der Uni Flensburg bundes- und europaweit in verschiedene Projekte wissenschaftlich und als Kooperationspartnerin des Bundesverbraucherministeriums eingebunden ist. WOCHENBLATT-Redakteurin Bianca Marquardt sprach mit ihr über heutige Ernährungsver(w)irrungen.
WOCHENBLATT: Welches sind die großen Ernährungsver(w)irrungen unserer Zeit?
Dr. Ines Heindl: Die vielfältigen und sich täglich ändernden Botschaften zum Thema Ernährung der unterschiedlichen Interessengesellschaften, mit denen die Verbraucher bombardiert werden, z.B. von Experten und von der Industrie, die verkaufen will.
WOCHENBLATT: Warum greifen die Verbraucher nach wie vor eher zu ungesunden Lebensmitteln?
Dr. Ines Heindl: Ein Grund sind die vielen Informationen, die in der Kürze der Zeit nicht verarbeitet werden können. Ein zweiter Grund ist, dass der Verbraucher meistens das kauft, was gut schmeckt. Wir sind durch die Evolution auf alles gepolt, das energiereich und fettig ist. Wir sind auf Mangel vorbereitet, aber nicht auf Überfluss.
WOCHENBLATT: Was können Schulen unternehmen, um auf das Essverhalten der Kinder einzuwirken?
Dr. Ines Heindl: Es sollte nicht nur gesund gekocht werden, sondern die Schüler sollten umfassend informiert werden in den Themen Ernährung, Gesundheit, Finanz- und Medienkompetenz und gesunder Lebensstil.
WOCHENBLATT: Welche Kriterien sind Voraussetzung für eine "private Lebensführungskompetenz"?
Dr. Ines Heindl: Indem ich in der Lage bin, meine Handlungen und mein Konsumverhalten zu analysieren. Wenn ich das kann, kann ich auch mein Verhalten gegebenenfalls positiv ändern. Die Wirtschaft ist auf Wachstum ausgerichtet, und wir sollen immer mehr konsumieren. Da stellt sich die Frage: Wieviel ist genug?
WOCHENBLATT: Frau Dr. Heindl, ich danke für dieses Gespräch.
Wichtiger Bildungsträger
Der Kreislandfrauenverein ist einer der wichtigsten Bildungsträger und mit rund 5.700 Mitgliedern einer der größten Frauenverbände landes- und bundesweit. Nur ca. zehn bis zwölf Prozent der Mitglieder stammen aus der Landwirtschaft. Inzwischen sind Frauen aus allen Gesellschaftsschichten und aus allen Berufen darin organisiert.
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