Dehoga-Kreisverband Harburg vorerst ohne Vorsitzenden / Christoph Prigge wird Ehrenvorsitzender

Hans-Peter Ebeling (li.) schlug Christoph Prigge zum Ehrenvorsitzenden vor
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bim. Undeloh. Christoph Prigge ist neuer Ehrenvorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), Kreisverband Landkreis Harburg. Der engagierte Gastronom, der den Verband 15 Jahre lang als Vorsitzender anführte, kandidierte nicht mehr. Einen Nachfolger konnte der Verband trotz aller Bemühungen nicht finden. Diese Aufgaben werden vorerst der zweite und dritte Vorsitzende, Thomas Cordes und Hans-Peter Ebeling, übernehmen.
Prigge hatte seinen Rückzug aus dem Vorstand bereits im vergangenen Jahr angekündigt. Gesundheitliche Gründe und die Aufgabe seines gastronomischen Betriebes "Heitens Hoff" hätten ihn in diesem Schritt bestärkt. Er sicherte aber zu, dem Vorstand weiterhin mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
Einstimmig in ihren Ämtern bestätigt wurden der dritte Vorsitzende Hans-Peter Ebeling, Schatzmeister Klaus Eckert, sein Stellvertreter Karsten Maack-Kramer, Schriftführer Jürgen Niehoff und Kassenprüfer Thomas Vick. Neuer Kassenprüfer wurde Bernd Alpers.
Der stellvertretende Landrat Uwe Harden sprach in seinem Grußwort von einer bewegten Zeit mit Blick auf die vielen ankommenden Flüchtlinge - Menschen mit Migrationshintergrund. Unter den Kommunalpolitikern gebe es dagegen viele mit Gastronomie-Hintergrund, die vielleicht auch deshalb so erfolgreich seien, weil sie Bürgernähe früh kennengelernt hätten, Gäste bewirten und persönliche Beziehungen aufbauen würden.
Seit dem Jahr 2011 sei die Zahl der Übernachtungen von 593.600 auf 661.400 in 2014 angestiegen. Das sei allerdings kein Grund, sich zurückzulehnen. Die Interessen der Gäste würden immer differenzierter, Tagestourismus und Kurzurlaube gewinnen an Bedeutung. Sorgen bereite der fortschreitende Fachkräftemangel. "Der Landkreis unterstützt Sie", so Harden, der u.a. auf das Bildungs- und Berufsorientierungsprojekt "Talentschmiede Ü20" verwies. Wer die Möglichkeit habe, Flüchtlinge zu beschäftigen, solle sich an die Stabsstelle Kreisentwicklung und Wirtschaftsförderung wenden.
Doch genau an dieser Unterstützung durch den Landkreis bei der Einstellung von Flüchtlingen hapere es immer noch, kritisierten Hanstedts stellvertretender Samtgemeinde-Bürgermeister Günter Rühe, der in seinem landwirtschaftlichen Betrieb einen Flüchtling beschäftigt, und der Undeloher Hotelier Heini Brunkhorst, der Praktikanten aufnehmen wollte.

Die Statistik bescheinige der Branche zwar ein steigendes Wachstum. Kleine Unternehmen würden aber an der Grenze der Rentabilität arbeiten, so Christoph Prigge in seinem Bericht. Als Ursachen nannte er u.a. hohe Kosten, zunehmende Bürokratie und den Fachkräftemangel. "Jeder zweite Betrieb kann Stellen nicht besetzen." Zudem würden viele Auflagen wie die Aufzeichnungspflicht beim Mindestlohn und die 19-prozentige Mehrwertsteuer Gastronomen das Leben schwer machen. Besonders wütend äußerte sich Christoph Prigge über die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), die mit ihren Aussagen zu Mehrarbeit und Nichtgewährung von Pausen beim Thema Mindestlohn eine ganze Branche unter Generalverdacht stelle.

Frank Lehmann vom Bezirksverband Lüneburg hob hervor, dass der Deutschland-Tourismus mit 436 Millionen Übernachtungen im vergangenen Jahr boome und der Anteil ausländischer Gäste um fünf Prozent zugenommen habe. Als Risiken für die Branche nannte er ebenfalls die ausufernde Bürokratie wie etwa durch die Allergenkenneichnung und unflexible Arbeitszeitgesetze. Statt der Tagesarbeitszeit von zehn Stunden müsse man zu einer Wochen-Arbeitszeit von 48 Stunden kommen.
Gegen die Bettensteuer laufen derzeit Verfassungsbeschwerden in Hamburg und Bremen, in Freiburg ist eine geplant. Die Entscheidung über die in Freiburg sei interessant, weil es dort um eine ähnliche Satzung wie in Lüneburg gehe. "Über kurz oder lang wird die Bettensteuer abgeschafft. Es läuft auf eine Tourismusabgabe hinaus", ist Lehmann überzeugt.
Was Flüchtlinge angeht, "gibt es in unserer Branche gute Chancen, sie ins Arbeitsumfeld zu integrieren", so Lehmann. Der Dehoga-Landesverband sei bereit, Geld in die Hand nehmen, um jemanden zu beschäftigen, der bei "dem großen Wust, der zu erfüllen ist", als Ansprechpartner zu Rechtssicherheit und Nachhaltigkeit tätig wird.
Bei Christoph Prigge bedankte sich Frank Lehmann für die jahrelange, herausragende Arbeit, die immer konstruktiv und absolut verlässlich gewesen sei. Er hat die Hoffnung, dass ein Nachfolger gefunden wird. Der Dehoga im Landkreis Harburg sei bisher stets ein großer, starker Kreisverband gewesen. "Wenn der Unterbau nicht funktioniert, kann es auch oben nicht funktionieren", sagte Lehmann.

Weil von den zu ehrenden Mitgliedern niemand anwesend war, überreichte Christoph Prigge die drei Blumensträuße kurzerhand an Geschäftsführerin Cordula Niehoff als Anerkennung ihres Einsatzes für den Dehoga, an Inge Brunkhorst zum Dank für ihre Gastfreundschaft während der Versammlung im "Undeloher Hof" sowie an Alfred Kruse, den Ehrenvorsitzenden des Dehoga-Bezirksverbandes Lüneburg, für dessen Frau Magdalene.

Abgerundet wurde die Veranstaltung durch einen Vortrag von Steuerberater Klaus Jassmann von Hoefer, Wiegers & Partner aus Hollenstedt, der darüber informierte, was bei der Unternehmensnachfolge zu regeln und zu bedenken ist.

Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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