Tostedter Firma Vorwerk zieht weg aus der Ortsmitte
bim. Tostedt. Historischer Moment für ein Unternehmen, das einer der größten Arbeitgeber im Landkreis Harburg ist: Das Rohrleitungsbau-Unternehmen Vorwerk verlässt nach 55 Jahren seinen angestammten Platz in Tostedt-Todtglüsingen und zieht in das noch von Firmengründer Friedrich Vorwerk (1930 - 1999) geplante Gewerbegebiet Harburger Straße nahe der B75 auf den sogenannten „Platz 2000“, der seinen Namen dem Jahr seiner Einweihung verdankt. Dort wurde gerade eine große neue Werkhalle fertiggestellt.
„Im Prinzip ist hier alles schon leer geräumt. Das ganze operative Geschäft läuft bereits auf dem 'Platz 2000'“, berichten die Geschäftsführer Klaus-Dieter Ehlen und Torben Kleinfeldt. Mit dem Umzug wird auch ein Jahrzehnte währender Konflikt gelöst, der sich aus der Nachbarschaft zwischen Gewerbe und Wohnbebauung ergeben hatte.
Dort, wo seit Jahrzehnten und bislang noch die Werkstatt- und Transporterhallen stehen, plant Vorwerk nun den Bau von sechs Wohnhäusern in Form von Stadtvillen mit je sechs bis sieben Wohneinheiten. „Es ist schon wertvolle Substanz, die weggerissen wird. Aber die Maschinen sind inzwischen so groß geworden, dass wir auch von der Logistik her den Schritt des Umzugs gehen mussten“, erklärt Klaus-Dieter Ehlen etwas wehmütig.
Als das Unternehmen Vorwerk, das 1962 zunächst als Lohnbaggerbetrieb Kleesch & Vorwerk gegründet wurde, an der Niedersachsenstraße aufgebaut wurde, gab es die dahinterliegende Bebauung am „Timmhorstkamp“ noch nicht. Der entsprechende Bebauungsplan wurde in den 1980er Jahren aufgestellt, das Wohngebiet Mitte der 1990er Jahre erschlossen. Nur das Elternhaus von Irene Vorwerk, Frau von Firmengründer Friedrich Vorwerk, gab es von vornherein, um das herum die Firma wuchs: Ende der 1960er Jahre entstanden die ersten Werkhallen und 1991 das Verwaltungsgebäude in der jetzigen Form, die Werkstatt wurde 1993 errichtet.
Im Laufe der Jahre wuchs das Unternehmen stetig: Waren 1990 noch 120 Mitarbeiter bei Vorwerk beschäftigt, expandierte das Unternehmen nach der Wende und eröffnete neben der in Lüchow weitere Niederlassungen, u.a. in Halle an der Saale. Inzwischen sind rund 600 Mitarbeiter für die Vorwerk-Unternehmensgruppe tätig.
Durch die Mischung aus Gewerbe und Wohnen gab es in der Vergangenheit häufiger Konflikte wegen der früh morgens vom Hof startenden Lkw. Daher sind die Bagger bereits vor Jahren auf den „Platz 2000“ umgezogen. Nun ist auch die restliche Belegschaft - mit Ausnahme der Büroangestellten - ins Gewerbegebiet gefolgt.
Einzig der Verwaltungstrakt bleibt vorerst weiter in der Niedersachsenstraße und wird auf die Fläche der bisherigen Sozialräume erweitert. In der unteren Etage des Sozialtraktes sollen 16 zusätzliche Büroplätze entstehen.
Für die Vorwerk-Pläne will die Gemeinde Tostedt den Bebauungsplan „Timmhorstkamp“ ändern und u.a. die ehemaligen Gewerbegebietsflächen in Wohnbauflächen umwandeln und bis zum „Seeßelmannsgang“ erweitern.
Eine Abrissgenehmigung für die nun überflüssigen Werkhallen sei beantragt, berichtet Vorwerk-Geschäftsführer Torben Kleinfeldt. Wenn der Gemeinderat in seiner Sitzung am 12. Dezember um 19 Uhr in der Grundschule Poststraße die Änderung und Ergänzung des Bebauungsplanes „Timmhorstkamp“ beschließt, wird auch über die öffentliche Auslegung der Pläne für die neue Wohnbebauung entschieden. Die Bürger und öffentliche Träger haben dann einen Monat die Möglichkeit, dazu Stellung zu nehmen.
Mit dem Abriss von Werkstatt und Transporterhalle soll dann möglichst im ersten Quartal 2018 begonnen und parallel die Bauanträge und die Ausschreibung vorbereitet werden. „Unser Ziel ist es, dass die Rohbauten im Winter 2018/2019 stehen. Das wäre der ideale Zeitplan“, so Kleinfeldt.
Ein- und Ausfahrt zum neuen Wohngebiet erfolgen über die Niedersachsenstraße, eine Ausfahrt als Einbahnstraße zudem in Richtung „Seeßelmannsgang“. Dort unterhält Vorwerk auch ein Gebäude mit Monteurswohnungen.
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