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Windkraftanlagen Heidenau: "Genehmigung wurde nicht durchgepeitscht"

Mathias Beckmann auf einem der Fundamente der Windenergieanlagen in Autobahnnähe
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  • Mathias Beckmann auf einem der Fundamente der Windenergieanlagen in Autobahnnähe
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Foto: Helena GARCIA@AdobeStock.com

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bim. Heidenau. "Niemand hat etwas durchgepeitscht, und für die Windenergieanlagen müssen viele Auflagen erfüllt werden. Allein in Naturschutzmaßnahmen werden einige 100.000 Euro investiert", sagt Mathias Beckmann von der MB Energy GmbH. Er reagiert damit auf einen WOCHENBLATT-Artikel über die Genehmigung von drei Winenergieanlagen (WEA) in Heidenau bei Hollinde nahe der A1. Bei einem Ortstermin erklärt er, welche hohen Naturschutzauflagen für das 18 Millionen-Euro-Projekt erfüllt werden müssen.
"Die ersten Pachtverträge für die Flächen an der A1 habe ich im Januar 2012 geschlossen", so Beckmann. Die Anlagen in Autobahnnähe zu errichten, mache wegen der ohnehin vorhandenen Emissionen Sinn.
Die Kritik der Naturschützer, u.a. wegen eines fehlenden Gutachtens zu Fledermäusen, kann er bei den hohen zu erfüllenden Naturschutzauflagen, die etliche der 30 Seiten langen Genehmigung umfassen, nicht nachvollziehen.
"Bevor eine der Anlagen in Betrieb geht, müssen die Kompensationsmaßnahmen erfüllt sein", so Beckmann. Dazu gehören u.a. ein Bodenschutzkonzept über Bodenlagerung und -verbleib sowie eine zehn Hektar große Ausgleichsfläche neben den WEA, die bestimmte Anforderungen erfüllen muss. "Sie muss z.B. Wiesenvogel-tauglich sein. Auf 1.000 Quadratmetern entsteht eine bis zu ein Meter tiefe Blänke als flache natürliche Wasseransammlung. Die vorhandene Aue wird auf einer Länge von 30 Metern aufgeweitet als Strand für die Vögel", erläutert Mathias Beckmann.
Es sei eine eineinhalbjährige Vogelkartierung durchgeführt worden. Im Everstorfer Moor habe er darüber hinaus eine ein Hektar große Fläche als Brutfläche für Kraniche erworben, die er dem Landkreis übereigne.
Was die Fledermäuse angeht, hätten die WEA eine Sensorik, die nach Vorgaben des Landkreises eingestellt werde. So schalten die Anlagen in der Zeit vom 1. April bis zum 31. Oktober von Sonnenuntergang bis -aufgang bei Temperaturen über zehn Grad und wenn es niederschlagsfrei ist, ab.
Zudem werde es an den Gondeln der WEA Messgeräte geben, mit denen die Aktivitäten der Fledermäuse aufgezeichnet, gespeichert und ausgewertet würden. "Anhand dieser Daten wird geprüft, ob die Abschaltzeiten verändert werden müssen", so Beckmann. Dieses "Gondel-Monitoring" laufe zwei Jahre.
Bereits seit Februar würden die Fledermausbewegungen per Ultraschallsignal aus einer Art Vogelkästen aufgezeichnet. Die Ergebnisse sollen im November von einem Fachmann ausgewertet werden.
Auch in Sachen Landwirtschaft sind Vorgaben zu erfüllen. "Die Ausgleichsfläche darf nur von bestimmtem Großvieh, im ersten Halbjahr nur von zwei, in der zweiten Jahreshälfte von vier Tieren pro Hektar beweidet werden", so Beckmann. Und wenn im Umkreis von 100 Metern rund um die WEA gesät und gemäht werde, müssten die Anlagen für drei Tage abgeschaltet werden.
In Heidenau werden Prototypen der Firma Senvion gebaut mit 139 Metern Naben- und 200 Metern Gesamthöhe. Daher entsteht neben den WEA auch ein Messmast, der anhand der Windgeschwindigkeiten und Witterungsbedingungen die genaue Leistung der WEA ermittelt.
Dass es genügend Wind gibt, belegen Windgutachten. Außerdem hat der gebürtige Fleestedter Mathias Beckmann jede Menge Erfahrung, baute er doch bereits u.a. die WEA in Heidenau-Ost und Wüstenhöfen sowie an der A7 in Ramelsloh.
Der Bau der WEA in Heidenau hat im Juli begonnen. Jedes Fundament, für das je 700 Kubikmeter Beton und ebenso viel Stahl verarbeitet werden, wiegt insgesamt 2.000 Tonnen. Ab Ende Oktober werden die Betonringe und die jeweils 60 Meter langen Rotorblätter der Windkraftanlagen angeliefert. Mitte Dezember, so das Ziel, sollen die Anlagen in Betrieb gehen.

Zum Genehmigungsverfahren: Die Samtgemeinde Tostedt hatte im Juni 2015 den Aufstellungsbeschluss der Flächennutzungsplanänderung für Konzentrationsflächen für Windenergienutzung gefasst. Die Gemeinde Heidenau, die die Planungshoheit hat, stellte im vergangenen Herbst den Bebauungsplan „Windpark Hollinde“ auf. "Das ZIelabweichungsverfahren des Landkreises wurde nur angestrengt, weil die WEA von den Zielen des alten Regionalen Raumordnungsprogramms, nicht aber von denen des aktuellen RROP abwichen. Wir haben die Genehmigung ganz normal erlangt", betont er. "Unsere Ambition war es, in der trockenen Jahreszeit und noch in diesem Jahr zu bauen."
Um die Akzeptanz vor Ort zu erhöhen, hat die Betreibergesellschaft ihren Sitz in Heidenau. Auch gebe es eine Beteiligung für Heidenauer Bürger in Form von Windpark-Sparbriefen im Gesamtwert von 400.000 Euro, die über zehn Jahre mit vier Prozent verzinst würden.

Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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