Vegane Ernährung - ein jahrelanger Selbstversuch

Beinahe täglich zum Mittag Salat - das gehört bei WOCHENBLATT-Redakteurin Alexandra Bisping dazu | Foto: tk
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Essen neu entdecken: WOCHENBLATT-Redakteurin wandelt auf veganen Pfaden

ab. Buxtehude. Ein Buch hat mich, WOCHENBLATT-Redakteurin Alexandra Bisping, auf die Idee gebracht, einen sanften Einstieg als Veganerin auszuprobieren. "Ab heute vegan" von Patrick Bolk sprach mich vor viereinhalb Jahren an und wurde mein Urlaubsbegleiter. Wie auch immer man das Buch finden mag - bei mir hat es noch während des Urlaubs einen Umstieg bewirkt. Aus ethischen Gründen war ich davor schon einmal zehn Jahre lang Vegetarierin, hatte dann aber aus verschiedenen Gründen eine längere Pause gemacht. Als große Tierfreundin wollte ich wieder dorthin zurück, am besten noch radikaler, zum Wohl der Tiere. Also keinen überbackenen Camembert mehr, kein Latte Macchiato, kein Milchshake. Schluck.

Gegenüber dem, was ich als Genussverlust empfand, stand aber unendliches Tierleid: In meinem Kopf waren Bilder von Küken auf dem Weg in den Schredder, lebendig an Haken hängend in die Luft gezogenen Rindern oder mit gebrochenen Beinen in einem Transporter stehend, verletzt und zu Tode geängstigt. 

Und Zahlen: Bei der Herstellung eines Kilogramms Rinderfleisch werden 15.000 Liter Wasser verbraucht, bei dem eines Schweins 6.000 Liter, bei Hühnerfleisch 4.000 Liter. Auch Getreide schlägt in der Herstellung mit 1.600 Liter Wasser pro Kilogramm zu Buche, Obst nur noch mit 900 Litern Wasser, Salat sogar nur mit 300 Litern (Quelle: Water Foodprint Network).

Besser für die Umwelt ist es auf jeden Fall.

In den Alltag ließ und lässt sich die Umstellung auf vegane Ernährung gut bewältigen: selbstgemachtes Müsli zum Frühstück, Salat oder Suppe in der Mittagspause und abends warmes Essen - von Spinatlasagne über Gemüseeintopf bis hin zu indischer Curry-Kokos-Reispfanne. Soja bzw. Tofu und Saitan als Fleischersatz. Vegane Produkte sind inzwischen in allen gut sortieren Lebensmittelmärkten oder Drogerien erhältlich.

Es funktionierte. Dazu merkte ich schnell körperliche Veränderungen, ich bin seitdem insgesamt fitter und schlafe besser. Problematisch ist aber nach wie vor das Essen auswärts, z.B. Restaurantbesuche oder Einladungen. Dann lässt sich vegane Ernährung nicht konsequent durchdeklinieren, denn manchmal ist nicht eindeutig zu erfahren, was in einem Gericht enthalten ist. Außerdem muss man wirklich jedes Produkt in die Hand nehmen und auf seinen Inhalt kontrollieren, denn häufig stecken doch Eier, Milchpulver oder Gelantine darin.

Des Weiteren kann ich Veganern nur zu einer regelmäßige Blutkontrolle anraten. Bei mir hatte sich ein Vitamin-B12-Mangel eingeschlichen, dem ich mithilfe verschriebener Tabletten aber entgegenwirken konnte. Ist das Reservoir einmal aufgefüllt, können Zahnpasten mit Vitamin-B12-Zusatz einem erneuten Mangel vorbeugen. 

Und genau dort sehen auch viele Gegner einen Schwachpunkt.Aber: Auch nicht jeder Fleischesser hat perfekte Blutwerte. Doch wer sich ausgewogen mit frischen und regionalen Zutaten ernährt, tut seinem Körper etwas Gutes - ebenso wie der Ökobilanz.

Weniger Fleisch ist besser
"Tiere töten auch Tiere." "Du nimmst meinem Futter das Futter weg." "Vegane Ernährung ist unausgewogen und kann Gesundheitsschäden bis hin zum Tod verursachen." Diese Sätze darf sich jeder überzeugte Vegetarier oder Veganer immer wieder anhören. Auch wer nicht versucht, seine fleischkonsumierenden Mitmenschen zu missionieren, scheint für viele ein rotes Tuch zu sein: Allein durch die Tatsache, einen Nicht-Fleischesser vor sich zu haben, fühlt sich mancher provoziert und gibt ungefragt seinen Senf dazu. Merkwürdig, oder? Doch bei allem Ausweichen auf "Analog"-Käse und Ähnlichem bleiben auch bei mir Fragen offen: Wie wurde dieses exotische Produkt jetzt hergestellt? Wurde dem Bauern Land weggenommen? Bei der Waldrodung für den Gewinn von Ackerflächen Tiere verjagt oder getötet? Die Zutaten tausende Kilometer weit eingeflogen? Und wenn ich mich schon vegan ernähre, muss ich nicht auch einen weiteren Schritt gehen? Was ist mit Kleidung, Möbeln, Auto fahren, in den Urlaub fliegen? Greift das, wenn ich mich vegan ernähre, nicht alles ineinander? Laut Greenpeace verzehrt jeder Deutsche jährlich rund 60 Kilogramm Fleisch, 165 Gramm pro Tag. Jährlich sterben dafür ca. 3,7 Millionen Rinder, 59 Millionen Schweine und rund 630 Millionen Hühner und Puten - viele von ihnen qualvoll. Mein Fazit: Zu gut 90 Prozent ernähre ich mich vegan und bleibe auch dabei. Doch damit sich wirklich etwas ändert, müssen wir mehr werden. Es würde auch schon helfen, wenn jeder Fleischesser seinen Konsum zurückschraubt.
Alexandra Bisping

Redakteur:

Alexandra Bisping

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