Buxtehude: Die Gesellschaft kritisch im Fokus seiner Kamera

Er hat einen besonderen Blick durch die Linse: der italienische Wahl-Buxtehuder und Fotojournalist Antonino Condorelli
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Der Fotojournalist Antonino Condorelli (44) plant Afrika-Projekte / „Ich brenne für meinen Job, aber ohne Familie würde ich ihn nicht machen“

ab. Buxtehude. Den Blick auf die Gesellschaft, den der Fotojournalist und Wahl-Buxtehuder Antonino Condorelli dem Betrachter offenbart, ist kritisch, manchmal erschreckend, manchmal schmerzhaft. Auf seinen Bildern transportiert er Emotionen, Bedrohliches oder Intimes, ohne bloßzustellen: Transgender in Uganda, von der Mafia unter Druck gesetzte Unternehmer oder Flüchtlinge in ihren Camps. Fünf neue, gesellschaftskritische Projekte hat Antonino Condorelli jetzt in Planung, u. a. die Themen Albinismus und Gewalt gegen Männer, z. B. bei Homosexualität. Dafür will er Anfang Januar 2018 nach Afrika fliegen.

Im Jahr 2015 zog der jetzt 44-jährige Italiener mit seiner Familie aus dem italienischen Kalabrien in die Hansestadt. Auf die Frage, wie es dazu kam, antwortet er: „Es hat mich nach Hamburg gezogen. Doch der Wohnungsmarkt dort ist katastrophal. Ein Freund hatte mir dann Buxtehude empfohlen.“ Seine Frau und seine drei Kinder fühlten sich hier sehr wohl. Er selbst mag das norddeutsche Wetter, vor allem die Kälte im Winter. Bereits ein Jahr nach seinem Zuzug, im Oktober 2016, erhielt der Fotograf für seine Fotoserie „HereWeAre“ den Kulturpreis „Blauer Löwe“ des Landkreises Harburg. Inzwischen hat Condorelli außer für bekannte italienische auch für deutsche Medien gearbeitet, darunter Spiegel TV und die „Zeit“.

Ideen habe er viele, sagt er, auch privat sei er oft mit den Gedanken bei der Arbeit, nie müde, immer voller Energie. „Mit meiner Frau habe ich einen echten Glücksgriff gemacht“, sagt er. Sie halte ihm den Rücken frei, wenn er auf Reisen gehe. Dabei könne er oft nicht sagen, wann er zurückkomme. Familie mache ihn glücklich. „Meine Familie steht trotzdem immer an erster Stelle“, erklärt Condorelli. „Ich brenne für meinen Job, aber ohne Familie würde ich ihn nicht machen können.“

Und dieser Job ist bisweilen nicht ganz ungefährlich. Denn auch vor riskanten Fotos schreckt Condorelli nicht zurück. „Ein italienischer Senator hat mal vor einer Wahl öffentlich verkündet, er habe keine Verbindung zur Mafia. Als ich ihn auf einer Party im Gespräch mit einer ,lokalen Größe' ablichtete und eine Zeitung das Foto druckte, hatte ich ein Problem“, erzählt der Italiener. Die Mafia habe ihn kontaktiert, den Erlös für das Foto verlangt, „sehr viel mehr, als das Foto tatsächlich eingebracht hatte.“ Zum Glück konnte der Anwalt der Zeitung zwischen dem Fotografen und der Mafia vermitteln und eine Einigung erzielen. „Bis das geklärt war, hatte ich einige unschöne Tage“, gibt Condorelli zu.

Wer sich auf dieses riskante Terrain begebe, müsse „mit einigem rechnen“, stellt der Fotograf klar. Die Tritte eines Mafiosi beispielsweise, die Antonino Condorelli dafür bekam, dass er eine Beerdigung in Bildern festhielt, bezeichnet der Italiener als „normal“. Doch sein bevorzugtes Motiv seien nun mal Menschen und was ihn interessiere, müsse er per Bild festhalten.

Dazu begibt er sich z. B. auch auf einen japanischen Hochseefrachter in einen minus 60 Grad kalten Frachtraum, um die Arbeiter zu fotografieren, die dort frisch gefangenen Thunfisch lagern. „Mehr als fünf Minuten hält man es dort nicht aus - schon in dieser kurzen Zeit gefrieren Haare und Wimpern.“

Neben seinen fünf eigenen Projekten in Afrika liegt Antonino Condorelli dort noch ein weiteres am Herzen: „Ärzte ohne Grenzen haben bei mir angefragt wegen eines Projektes über Gewalt gegen Frauen in verschiedenen afrikanischen Ländern. Ob das tatsächlich zustande kommen wird, steht zur Zeit aber noch nicht fest.“

• Mehr über den Fotojournalisten unter www.antoninocondorelli.com.

Redakteur:

Alexandra Bisping

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