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WOCHENBLATT-Leser und -Leserinnen schildern ihre Erfahrungen
Ärztemangel ist nicht gefühlt, sondern real

Einen Termin bei einem Arzt zu bekommen, wird für Patienten zunehmend schwieriger   Foto: Igor Mojzes / Fotolia
  • Einen Termin bei einem Arzt zu bekommen, wird für Patienten zunehmend schwieriger Foto: Igor Mojzes / Fotolia
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(thl). "Im Landkreis Harburg fehlen 17 Hausärzte - Fachärzte dürfen sich nicht mehr ansiedeln" titelte das WOCHENBLATT vergangenen Samstag und berichtete über einen Ärztemangel, den es laut der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) nicht geben soll - laut rechtlichen Grundlagen. Allerdings stammt der Verteilungsschlüssel des Sozialgesetzbuches, welcher vorgibt, wo sich wie viele Ärzte niederlassen dürfen, aus den 1990er Jahren.
Das WOCHENBLATT fragte seine Leser nach ihren Erfahrungen auf der Suche nach Ärzten und Terminen. Die Antworten:
• "Wir haben definitiv einen Hausarzt- und Facharztmangel hier im Landkreis", sagt Diana Rick aus Winsen. "Ich war bei einer Hautärztin in Behandlung, die ihre Praxis im Juni geschlossen hat. Meine Behandlung war leider noch nicht abgeschlossen und ich habe auf ein Medikament allergisch reagiert. Das war im August. Ich versuchte, bei einem weiteren Hautarzt in Winsen einen Termin zu bekommen. Leider vergeblich - Aufnahmestopp. Nach langem Bitten und Betteln habe ich einen Termin für Januar 2022 bekommen (fünf Monate später).
Auf der Suche nach einem klassischen Hausarzt erging es mir nicht anders. Ich wohne seit ca. 15 Jahren in Winsen und hatte bisher nur einmal einen Arzt benötigt. Dieser ist dann in den Ruhestand gegangen und die Praxis wurde nicht übernommen. Da ich im Dezember eine neue Tetanus-Impfung brauche, war ich erneut auf der Suche nach einem Arzt. Leider wurde ich überall abgewiesen. Ich versuche es nun in anderen Orten, da mir empfohlen wurde, es außerhalb von Winsen zu versuchen.
Auch das Thema Augenarzt ist in Winsen ein Dilemma. Inzwischen fahre ich in eine supermoderne Praxis nach Bergedorf."
• "Nach fünfmaliger Ablehnung habe ich nun einen Termin 'hinter dem Horizont' (Dezember) bekommen, aber gleich mit dem Hinweis, 'wir machen aber keine Hausbesuche'", ärgert sich Erhard Striebel aus Welle. "Vielleicht muss man mit dem Kopf unter dem Arm auftauchen, um ernst genommen zu werden."
• Monica Reukauff ist vor über zehn Jahren von Hamburg-Wilstorf nach Seevetal gezogen, aber zunächst bei ihrem Hausarzt dort geblieben. "Dieser macht allerdings keine Termine, sondern bietet ausschließlich offene Sprechstunden an", erzählt sie. "Nachdem die Wartezeit vor Ort auf bis zu vier Stunden angestiegen war, suchte ich in meiner näheren Umgebung einen Hausarzt." Bei fünf Ärzten wurde sie abgewiesen. Erst beim sechsten Versuch klappte es. "Da ich unter einer chronischen Erkrankung leide, die regelmäßige Kontrollen benötigt, fühlte ich mich echt verlassen. Wie kann der Berechnungsschlüssel als bedarfsgerecht bezeichnet werden, wenn so viele Hausärzte neue Patienten ablehnen? Irgendwas läuft hier wirklich falsch."
• Hausärztlich fühlt sich Yvonne Schröder in Buchholz gut versorgt, allerdings ist sie in der Praxis auch schon seit fast 30 Jahren Patientin. "Notfallmäßig finde ich die Versorgung hier vor Ort ebenfalls gut", sagt sie. "Anders die Situation bei den Fachärzten. Es gibt in Buchholz eine HNO-Praxis und zwei Orthopäden, aber über 30 Zahnärzte. Das steht doch irgendwie in keinem Verhältnis, oder?" Ihr Fazit: Fünf Monate Wartezeit auf einen Termin beim Facharzt sind einfach zu viel. Jetzt hat sie Ärzte in Neu Wulmstorf und Hamburg gefunden, wo es deutlich schneller geht.
• "Anfang August 2020 bekam ich plötzlich akute Schmerzen in beiden Knien, Handgelenken, Fingergelenken und Sprunggelenken. Ich konnte kaum noch laufen, nichts mehr tragen, zum Brotschneiden kaufte ich mir einen Schneidemaschine, da ich kein Messer mehr halten konnte", beschreibt Christine Schmidt aus Harsefeld ihre Situation. "Der Hausarzt diagnostizierte Rheuma und schrieb eine Überweisung mit erhöhter Dringlichkeit für einen Rheumatologen. Die drei Ärzte im Landkreis nahmen keine Patienten mehr auf, auch das MVZ in Hamburg hatte keine Termine frei. Die Hotline der KVN fand einen Termin bei einer Ärztin in Hildesheim - Mitte November! Dabei nahm ich jeden Tag schon 1.200 mg Ibuprofen. Eine befreundete Physiotherapeutin organisierte dann einen Termin bei einem befreundeten Hamburger Orthopäden, der in seiner Gemeinschaftspraxis auch einen Rheumatologen hatte, zu Mitte September."
• "Meine langjährige Gynäkologin ging in den Ruhestand. 18 Jahre war ich bei ihr in Betreuung. Jetzt suche ich im Landkreis Harburg eine Frauenärztin - bislang ohne Erfolg. In acht Praxen habe ich angefragt, keine nimmt neue Kassen-Patientinnen auf. Nun versuche ich mein Glück in Harburg und Hamburg", ist Christina Müller aus Stade frustriert.
• Ulrich Voss aus Buchholz bringt es auf den Punkt: "Wenn man die Argumentation des KVN-Sprechers liest, dann kann man nur mit dem Kopf schütteln. Egal ob rechnerisch okay oder gesetzesgemäß: Fakt ist, dass ein Fachärztemangel im Landkreis Harburg (und nicht nur hier) unstrittig vorhanden ist. Wenn jemand behauptet, dass eine Wartezeit auf einen Termin bei einem Facharzt von ca. sechs bis zwölf Monaten (wenn man überhaupt angenommen wird) normal ist, hat nichts verstanden. Mir tun die Angestellten der Praxen leid, die den Zorn der Patienten aushalten müssen. Dabei wird er von der KVN oder derartigen Lobbyclubs verursacht, indem die Freiheit zur Ausübung des Berufes beschränkt wird."

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Im Landkreis Harburg fehlen 17 Hausärzte / Fachärzte dürfen sich nicht mehr ansiedeln
Redakteur:

Thomas Lipinski aus Winsen

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