Corona-Testchaos über die Feiertage
Michael R.* und sein Bruder hatten Kontakt zu Infizierten und entsprechende Symptome
thl. Winsen. Die Nachricht traf Michael R*. aus Winsen völlig unvorbereitet: Eine Woche vor dem Weihnachtsfest hatte sich sein Neffe bei dessen Freundin mit Corona angesteckt. "Einen Tag vor Heiligabend bekam er sein positives Ergebnis", erzählt der Winsener. "Mein Neffe hatte sich zwar gleich in eigenständige Quarantäne begeben. Dennoch hatten mein Bruder und ich über längere Zeit Kontakt zu ihm."
Was Michael R. besonders erschreckt: "Obwohl mein Neffe gleich nach Bekanntwerden der Erkrankung seiner Freundin im Gesundheitsamt anrief und er auch sein positives Ergebnis dort meldete, gab es bisher keinerlei Anfragen bezüglich möglicher Kontaktpersonen." Ihm sei nur gesagt worden, dass er einen Test machen solle.
Da Michael R. Risikopatient ist und erst wenige Tage zuvor sein Immunsupressivum gespritzt hatte und er zusätzlich noch leichte Erkältungssymptome bekam, wollte er am Morgen des Heiligabend beim Gesundheitsamt nachfragen, ob und wo er einen Test machen lassen könne. "Leider kam dort nur eine Bandansage, dass dort niemand erreichbar sei", klagt R. Er rief daraufhin beim ärztlichen Notdienst an. "Nach 30 Minuten in der Warteschleife schilderte ich dort unsere Situation. Die freundliche Dame sagte, dass es sinnvoll wäre, einen Test zu machen. Sie verwies mich an eine Praxis in Winsen, die am heutigen Tage die Tests durchführen sollte. Leider blieb mein Anruf dort bis jetzt erfolglos, da nur eine Bandansage läuft, die Praxis würde erst wieder am 28. Dezember öffnen." Erneut rief er beim Notdienst an. Dort hatten sich offensichtlich schon mehrere Patienten beschwert. "Man wolle sich darum kümmern und versuchen, jemanden aus der Praxis zu erreichen, hieß es. Dabei blieb es dann aber auch." Er habe dann noch eine Mail an die Stabsstelle Pandemie beim Landkreis geschickt, die aber auch zunächst unbeantwortet blieb.
"Wir haben uns hier alle eigenständig in Quarantäne begeben", sagt Michael R. und klagt an: "Offensichtlich haben die Verantwortlichen aus der Vergangenheit nichts gelernt und gehen davon aus, dass das Corona-Virus auch Weihnachten feiert und man sich nicht mehr anstecken kann. Wen wundern da noch die hohen Infektionszahlen, wenn eine Behörde nicht in der Lage ist, eine Testung über die Feiertage zu organisieren." In Rotenburg laufe das übrigens anders. "Die Freundin von meinem Neffen hat Weihnachten angerufen. Das dortige Gesundheitsamt hat entschieden, dass die beiden die Quarantäne hier zusammen verbringen dürfen", so Michael R.
• "Der Fall von Michael R. ist uns bekannt. Unsere Stabsstelle Pandemie hat auch noch während der Feiertage Kontakt zu der Familie aufgenommen", sagt Landkreissprecher Andres Wulfes. Grundsätzlich gelte, dass die Stabsstelle unter der Woche tagsüber telefonisch erreichbar sein, an Wochenende und den Feiertagen aber auch besetzt ist und auf Mails reagiert, um die Ermittlung von Kontaktpersonen sicherzustellen. Warum aber die eigentlich zuständige Praxis nicht besetzt war, darüber könne er keine Auskunft geben. "Darauf haben wir als Landkreis keinen Einfluss, aber eine entsprechende Beschwerde bereits an die Kassenärztliche Vereinigung weitergegeben."
* Name v. der Redaktion geändert
Autor:Thomas Lipinski aus Winsen |