Kreisschulausschuss
Landkreis Harburg: Die neue Schullandschaft ist noch nicht erkennbar
(ts). Den Schulpolitikern fehlt noch ein Plan: Der Schulausschuss des Kreistags im Landkreis Harburg hat in seiner Sondersitzung zur geplanten Neuordnung der Schullandschaft bis zum Jahr 2030 noch keine Empfehlung zu einzelnen Schulstandorten abgegeben. Einzige Ausnahme: Das Gymnasium Meckelfeld soll ausgebaut werden - eine Entscheidung, die nie umstritten war.
Zu allen anderen Schulstandorten in den einzelnen Kommunen des Landkreises haben die Schulpolitiker eine Empfehlung offengelassen. Selbst was in der Arbeitsgruppe des Kreistags nach acht Arbeitstreffen als Konsens galt, steht weiter auf dem Prüfstand. Auf die Errichtung einer vierzügigen Integrierten Gesamtschule in Hollenstedt ab dem 1. August 2022 bei stufenweiser Aufhebung der Oberschule in Hollenstedt wollte sich der Kreisschulausschuss vorerst nicht mehr festlegen. Die Auswirkungen einer jeden Entscheidung an einem Schulstandort auf die gesamte Schullandschaft im Landkreis Harburg müssten erst geprüft werden. "Wir haben einen Zwischenbericht mit vielen Widersprüchen", erklärte Dr. Erhard Schäfer (Die Grünen), warum es zu früh sei, auch nur erste kurzfristige Maßnahmen festzulegen.
Stattdessen soll die Arbeitsgruppe ihre Arbeit mit Hilfe eines externen Moderators fortsetzen. Vermutlich wird der bisher beauftragte Moderator Stefan Niemann die Aufgabe fortführen. Der Kreistag soll 15.000 Euro dafür genehmigen, so der einstimmige Beschluss.
Vor jeder Entscheidung zu einem Schulstandort in einer Kommune sollen die Eltern befragt und die Schulen angehört werden. 20.000 Euro soll der Landkreis dafür bereitstellen.
"Schule ist zu 90 Prozent emotional", sagte Moderator Stefan Niemann zu den Reaktionen, nachdem erste Ergebnisse aus der Arbeitsgruppe an die Öffentlichkeit gelangt waren. Er wisse, dass die Arbeitsgruppe und der Kreisschulausschuss am Ende nicht alle glücklich machen werden.
Die Schulleitungen der Oberschulen im Landkreis Harburg haben sich in einer gemeinsamen Stellungnahme positioniert. Sie befürchten, dass die Oberschulen bei der Reform geschwächt würden. Unbestritten ist, dass Oberschulen die Hauptlast bei der Inklusion (Schüler mit und ohne Behinderung lernen gemeinsam) tragen. Auch damit wird sich die Arbeitsgruppe in Zukunft auseinandersetzen.
Offen ist, ob die Idee von zwei Integrierten Gesamtschulen jeweils in Jesteburg und Hanstedt funktionieren kann. Dr. Hans-Heinrich Aldag bezweifelt das, weil die Schülerzahlen zu niedrig seien. Er warnt davor, Integrierte Gesamtschulen, die bei Eltern beliebt sind, so weit auszubauen, dass Gymnasien Probleme bekommen. Hanstedt und Jesteburg könnten gleichzeitig eine Integrierte Gesamtschule haben, sagt dagegen Stefan Niemann.
Sollten Integrierte Gesamtschulen bei dieser Reform über den Landkreis Harburg ausgebreitet werden, würden Fachgymnasien an den Berufsbildenden Schulen (BBS) darunter leiden und schließen müssen, warnt Thomas Degen, Vertreter der BBS-Schulleiter im Kreisschulausschuss.
Landrat Rainer Rempe legt ein Bekenntnis zu den Oberschulen und Berufsbildenden Schulen ab: "Das sind Schulformen, die uns wichtig sind und an denen gute Arbeit geleistet wird."
Die Schulpolitiker im Landkreis Harburg stehen vor den offenbar unmöglichen Aufgabe, die Oberschulen zu stärken, dem Elternwillen nach Integrierten Gesamtschulen gerecht zu werden, Gymnasien, Hauptschulen, Realschulen und Berufsbildende Schulen nicht zu schwächen, die Schülertransportkosten zu senken, aber gleichzeitig in jeder Kommune eine weiterführende Schule zu belassen.
Mindestens rund 100 Millionen Euro wird die neue Schullandschaft kosten. Am Ende der Schulreform wird nur eins sicher sein: Nicht alle werden damit glücklich sein.
Redakteur:Thomas Sulzyc aus Seevetal | |
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