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Osterfeuer 2024 im Landkreis Harburg

"Wir müssen am Ball bleiben statt zu boykottieren": Landkreis Harburg und betroffene Kommunen informierten über Y-Trassen-Planung und "Dialogforum Schiene Nord"

Auf einen Blick: die verschiedenen Varianten der Y-Trassen-Planung | Foto: Landkreis Harburg
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  • Auf einen Blick: die verschiedenen Varianten der Y-Trassen-Planung
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ce. Winsen. "Es bleiben noch viele Fragen offen. Aber es besteht weiterhin die Hoffnung, durch das Mitwirken am Dialogforum die Deutsche Bahn bei ihren Planungen doch noch beeinflussen zu können." Das war der Tenor eines Bürgerinfoabends am Mittwoch in der Winsener Stadthalle zum "Dialogforum Schiene Nord", das sich mit der Y-Trassenplanung der Bahn befasst. Rund 200 interessierte Besucher waren der Einladung des Landkreises Harburg und der betroffenen Kommunen in der Region gefolgt.
Im Dialogforum beraten noch bis November in mehreren Sitzungen in Celle Planungsträger von Bund und Land, Kreise, Kommunen, Verbände und Bürgerinitiativen über in Frage kommende Trassenvarianten (das WOCHENBLATT berichtete).
"Die Y-Trasse steht für eine total verkorkste Infrastruktur-Planung. Von der Realisierung sind wir soweit entfernt wie beim Planungsbeginn vor 25 Jahren", redete Winsens Bürgermeister André Wiese in seiner Begrüßung Klartext. Auch wenn Bund und Land rund 600.000 Euro in das Dialogforum investierten, blieben Zweifel, ob das "heere Vorhaben" zur Entlastung des schienengebundenen Hafenhinterland-Verkehrs zwischen Hamburg, Bremen und Hannover tatsächlich zu verwirklichen sei. Der Raum Winsen wäre von der Mehrzahl der diskutierten Trassen massiv betroffen. Auch mit Blick auf diesen "schlimmsten Fall" - so Wiese - würden Kommunen und Kreise "Bund, Bahn und Land nicht aus der Verantwortung als Vorhabenträger nehmen" wollen.
Landrat Rainer Rempe betonte, der Landkreis habe nicht zuletzt mit dem größten Rangierbahnhof Europas in Maschen und dem dreigleisigen Ausbau der Bahnstrecke Stelle - Lüneburg "seinen infrastrukturellen Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung der Metropolregion und der positiven weiteren Entwicklung des Hamburger Hafens mehr als geleistet". Weitere Belastungen seien kaum hinzunehmen angesichts der Tatsache, dass die ursprünglichen Y-Trassen-Planungen ein Vierteljahrhundert nicht weiter verfolgt worden seien und man Fristen für das durchgeführte Raumordnungsverfahren habe verstreichen lassen. Die nun zur Diskussion gestellten Trassenvarianten seien "wenig geliebt bis zum Teil absurd".
Die Varianten stellte dann Dr. Alexander Stark, Stabsstellenleiter für Wirtschaftsförderung und Kreisentwicklung beim Landkreis, vor:
• Klassische Y-Trasse: Streckenneubau ab Lauenbrück in Richtung Bremen und Hannover sowie viergleisiger Ausbau der vorhandenen Route Buchholz - Lauenbrück
• Ausbau der Y-Trasse für den Güterverkehr: Die Route würde hinter Maschen von der bestehenden Strecke Maschen - Uelzen abzweigen und unter anderem parallel zur A7 auf der Neubaustrecke Ramelsloh - Celle verlaufen
• Ausbau 4. Gleis: Viergleisiger Ausbau der Bestandsstrecken bis Uelzen und danach dreigleisig weiter bis Celle. Eine Umsetzung dieser Variante hätte eine Verlegung des Winsener Bahnhofes und der Stadtwerke zur Folge
• Neubaustrecke Ashausen - Suderburg bzw. - Unterlüß: Die Trasse würde von Maschen über Ashausen, den Raum Winsen und durch die Samtgemeinde Salzhausen führen
• Breimeier-Variante: Die Trasse soll über die alte Strecke der ehemaligen Buchholzer Bahn bis nach Wittenberge (Sachsen-Anhalt) führen. Sie ist als Modellstrecke für den doppelstöckigen Containertransport vorgesehen
• Ertüchtigung der alten OHE-Strecke: Die vom Lüneburger Landrat Manfred Nahrstedt vorgeschlagene Variante von Winsen nach Soltau würde auch den Raum Stelle und Salzhausen berühren
"Die zu den Trassen vorliegenden Unterlagen lassen viele technische und inhaltliche Fragen offen", räumte Alexander Stark ein. Ein objektive Kosten-Nutzen-Analyse der Alternativrouten sei derzeit nicht möglich.
Auf den "aufstrebenden Seehafen-Hinterlandverkehr" auf der Schiene wies Dr. Thomas Rössler von der Hamburger Hanseatic Transport Consultancy hin, der den Landkreis im Dialogforum-Verfahren berät. Laut Rössler wird der Containertransport von und zum Hafen Hamburg bzw. Bremen bis zum Jahr 2030 um 41 bzw. 50 Prozent zunehmen. "Die Schiene soll als Verkehrsträger noch mehr zum Rückgrat des Hinterlandverkehrs werden", so Rössler.
André Wiese bedauerte, dass bislang keine plausiblen Kostenangaben zu den Trassenvarianten vorlägen. "Sie dürften aber alle im niedrigen Millardenbereich liegen", so Winsens Stadtoberhaupt.
Salzhausens Samtgemeindebürgermeister Wolfgang Krause hofft auf konkretere Informationen in den nächsten Sitzungen des Dialogforums. "Es bringt nichts, das Forum zu boykottieren, weil man womöglich gegen die Trassenvorschläge ist", so Krause. "Wir müssen die Interessen der Bürger vor Ort vertreten und am Ball bleiben."
• Zu einer Protestveranstaltung gegen den Neubau von Gütertrassen durch den Landkreis Harburg lädt die Brackeler Bürgerinitiative "X-durch-Y" am Samstag, 18. April, ein. Die Veranstaltung beginnt um 14 Uhr im Gewerbegebiet und wird ab 16 Uhr mit einem familienfreundlichen Spektakel auf dem Dorfplatz abgerundet.

- "Außerordentlich bedauerlich":

(ce). Vertreter des Bundesverkehrsministeriums, der Deutschen Bahn und des niedersächsischen Wirtschaftsministeriums, die für die Y-Trassen-Planung verantwortlich sind, waren der Einladung des Landkreises zum Infoabend nicht gefolgt. "Das bedaure ich außerordentlich, um es freundlich auszudrücken", kommentierte Landrat Rainer Rempe die Tatsache, dass kein Vertreter der Institutionen persönlich die Planungen vorstellen und den Teilnehmern der Infoveranstaltung Rede und Antwort stehen wollte.

Redakteur:

Christoph Ehlermann aus Salzhausen

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