WOCHENBLATT-Serie (III): So erlebten Leser den Jahrhundertwinter 1978/1979

Von Schneemassen in Nindorf (Kreis Stade) umgeben: Kai Uwe Prigges Mutter Gertrud (re.) und Nachbarin Hertha Aljes im Winter 1978/1979 | Foto: Prigge
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  • Von Schneemassen in Nindorf (Kreis Stade) umgeben: Kai Uwe Prigges Mutter Gertrud (re.) und Nachbarin Hertha Aljes im Winter 1978/1979
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ce. Landkreis. Auch in dieser WOCHENBLATT-Ausgabe erinnern sich wieder Leser daran, wie sie die Schneekatastrophe 1978/1979 erlebten. Und es sieht fast so aus, als ob sich Geschichte jetzt an einem anderen Schauplatz in einem ähnlich dramatischen Ausmaß wiederholt. Schneemassen, Glatteis und Lawinen, denen bereits mehrere Menschen zum Opfer gefallen sind, lassen in diesen Tagen in Bayern und Österreich - wie eine Zeitung titelte - die "kalte Angst" regieren.

"Auf Skiern zum Patienten"

Vielen Menschen dort wird es gehen wie Dr. Ute Meier, die beim Gedanken an den Winter vor 40 Jahren in Moisburg schreibt: "Ich weiß nicht mehr, wie lange es dauerte, bis der Alltag wieder einziehen konnte und die Straßen wieder befahrbar waren." Die damals als Hausärztin arbeitende Ute Meier musste aufgrund der mit Pkw unpassierbaren Straßen auf Langlaufskier "umsteigen", um zu einem etwa drei Kilometer entfernten Patienten zu gelangen. Nach der Versorgung des Kranken machte sich Meier auf den Rückweg zur Praxis, wo sie sich bei dem gerade erst verlassenen Patienten zurückmelden musste. Angesichts der extremen Witterung hatte sich dessen Familie - so erinnert sich Meier - "Sorgen um mein Wohlergehen" gemacht. "Im Laufe des Tages kamen im Radio Meldungen, dass - insbesondere in Schleswig-Holstein - selbst Panzer die Straßen nicht mehr passieren konnten."

Einkaufsmarkt binnen kürzester Zeit ausverkauft

• "Komplett von der Außenwelt abgeschnitten" war an seinem damaligen Wohnort in Nindorf (Landkreis Stade) als 13-Jähriger auch Kai Uwe Prigge, der heute in Buxtehude lebt. "Am Anfang gelang es noch, im Auto mit Schneeketten nach Apensen zu gelangen. Aber wenig später war alles dicht. Überall waren Berge von Schnee", blickt Prigge zurück. Der örtliche Einkaufsmarkt sei binnen kürzester ausverkauft gewesen, und viele Ortseinwohner hätten keine Vorräte mehr gehabt. "Wir lebten aus der Gefriertruhe und vom Eingeweckten. Unser Brot haben wir selber gebacken", weiß Prigge noch heute. Ein Hubschrauber, der eine verletzte Frau aus Nindorf ins Krankenhaus bringen sollte, habe dem Kaufmann frisches Brot gebracht. Während aus der Luft eine Versorgung möglich war, kam am Boden der Verkehr zunehmend zum Erliegen: "Ein Panzer, der bis Klein-Nindorf kam, blieb stecken und wurde von einem Bergepanzer Leopard befreit. Der hat vielleicht einen Lärm gemacht. Die Scheiben in den Fenstern vibrierten, es gab doch keine Vollverglasung." Als der Schnee schließlich zu schmelzen begann, hatten einige Bürger mit ihr Hab und Gut bedrohenden Wassermasse zu kämpfen, und - so Kai Uwe Prigge - "es mussten Sandsäcke gelegt werden".

"Heckenspaziergang" der besonderen Art

• Gesa Grabein aus Brackel wohnte im Jahrhundertwinter als Mädchen von 16 Jahren mit ihrer Familie in einem kleinen Dorf in Schleswig-Holstein. "Für uns Kinder war es toll, dass für drei Tage die Schule ausfiel. Ein- oder zweimal kam ein Bauer mit seinem Trecker durchs Dorf gefahren und bot uns Einwohnern an, notwendige Einkäufe im etwa fünf Kilometer entfernten Nachbarort zu erledigen", berichtet Grabein von dieser ganz besonderen "Nachbarschaftshilfe". Aufgrund der meterhohen Schneewehen konnte sie sogar auf der Gartenhecke "Spazieren gehen". Dabei verlor sie jedoch den Blockabsatz ihrer Winterstiefel. "Wochen später, nach der Schneeschmelze, fand sich der Absatz wieder an. Nur - die dazugehörigen Stiefel existierten nicht mehr."

Redakteur:

Christoph Ehlermann aus Salzhausen

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