WOCHENBLATT-Serie Lost Places
Teil 5: Die Rennstrecke in der Tonkuhle / Geestflecken war Hochburg des Moto-Cross-Sports

Günter Kachmann zeigt, wo einst die Rennstrecke verlief
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Wenn im Landkreis Stade vom Motorsport die Rede ist, denken die meisten an den Buxtehuder Estering. Doch es gab eine weitere Rennstrecke ganz in der Nähe: In Harsefeld wurden ebenfalls Rennen gefahren - mit Motorrädern. Der Geestflecken war eine Zeitlang ein Mekka der Moto-Cross-Fahrer. Sogar Rennen um die Deutsche Meisterschaft wurden dort ausgetragen. Das ist allerdings mehr als 60 Jahre her. Der Verlauf des ehemaligen Rundkurses am Harsefelder Mühlenberg ist aber noch immer deutlich im Gelände zu erkennen.

Das Gelände heute

Einer, der sich noch gut an die damaligen Motorradrennen erinnern kann, ist Günter Kachmann. Als kleiner Knirps stahl er sich heimlich von zu Hause fort, um mit seinen Kumpels das Motorsport-Spektakel hautnah zu erleben: „Wir krochen unterm Zaun hindurch, da wir kein Geld für den Eintritt hatten.“ Die Jungs mischten sich unter das Publikum und stromerten durch das Fahrerlager. „Das war für uns total aufregend. Es herrschte Volksfeststimmung“, berichtet der Rentner.

Der Motorsport-Club Harsefeld

Die Menschen strömten in Massen zu den Moto-Cross-Rennen: „Ein Höllenlärm, Zuschauer, deren Zahl an die 10.000 reichte, und ein motorsportliches Können, das Beifallsstürme hervorrief“, stand nach dem ersten Rennen im Jahr 1953 in der Zeitung. Ausrichter war der Motorsport-Club Harsefeld: Der Verein hatte eine stillgelegte Tonkuhle für die Rennen hergerichtet. Tribünen gab es nicht, die Zuschauer bevölkerten die Hänge. Lediglich für die Rennleitung war im Start-Ziel-Bereich ein hölzerner Unterstand gezimmert worden.

In der alten Tonkuhle wurden rund zehn Jahre lang Rennen ausgetragen | Foto: Alle Schwarz-Weiß-Fotos: Archiv des Vereins für Kloster- und Heimatgeschichte
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Der Reporter berichtete über „zähe, verbissene Zweikämpfe“. Am Start sei die „deutsche Fahrerelite“ gewesen: „Dicht gedrängt schossen die wuchtigen Maschinen über die Strecke, kletterten die Steigungen hinan und brausten dann durch die Kurven die steile Bahn wieder hinab.“ Zweimal wurde die Piste ausgebaut und der Rundkurs auf anderthalb Kilometer erweitert - mit 25 Kurven und zwölf Sprunghügeln. Bei den Moto-Crossern hieß die Strecke fortan nur noch „kleiner Nürburgring“.

Die Motoren verstummten 

Nach zehn Jahren verstummten die Motoren am Mühlenberg: Die Zuschauerzahlen waren zuvor stetig gesunken und nach Harsefeld kamen immer weniger Rennteams. Die alte Tonkuhle wurde wieder der Natur überlassen. Mit einer Fotoausstellung im Rathaus erinnerte Günter Kachmann viele Jahre später an die Zeiten, als Harsefeld eine Hochburg des Motorsports war. Vor zehn Jahren war die alte Rennstrecke kurzzeitig als Ersatz für den Estering im Gespräch, als dieser sollte wegen zu strenger Auflagen stillgelegt werden sollte.

Vor fast 60 Jahren  (li.) und heute: Im Gelände ist noch immer die Mulde für den Unterstand der Rennleitung zu erkennen
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Jörg Dammann aus Stade

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