Neu Wulmstorf: Ein großes Herz für bedürftige Menschen

Zettel, die vielen Menschen zu einer Tasse Kaffee oder einem Brötchen verhelfen: Slim Lourimi mit seinem Sohn Male
  • Zettel, die vielen Menschen zu einer Tasse Kaffee oder einem Brötchen verhelfen: Slim Lourimi mit seinem Sohn Male
  • hochgeladen von Alexandra Bisping


Bei Bahnhofskiosk-Betreiber Slim Lourimi in Neu Wulmstorf gibt es Kaffee auch umsonst

ab. Neu Wumstorf. Vor „Gleis 3“, dem Bahnhofskiosk in Neu Wulmstorf, lädt ein Schild auf einen Kaffee oder etwas zu essen ein - auch ohne Bezahlung. Gerichtet ist es an bedürftige Menschen, die bei Inhaber Slim Lourimi einen Kaffee, ein Brötchen oder sogar ein Frühstück bekommen, das zuvor von einem anderen Gast bezahlt wurde. Diese Spende wird auf einem Zettel vermerkt, an einer Schnur befestigt und kann anschließend in Anspruch genommen werden. „Suspended Coffee“ nennt sich das System, das ursprünglich aus Italien stammt und vor allem in Großstädten angeboten wird.

Nachdem ein Stammgast Slim Lourimi von dem Projekt erzählt hatte, übernahm dieser die Idee. „Jeden Tag wird etwas gespendet“, sagt Lourimi. „Heute Morgen waren schon zwei Gäste da, die je eine Tasse Kaffee mehr bezahlt haben.“ Ein dritter habe fünf Euro gespendet und gesagt: „Mach etwas daraus“, berichtet er.

Es rührt ihn, wenn Menschen mit wenig Geld ihre letzten Cent zusammenkratzen, um für die gespendete Tasse Kaffee wenigstens eine Kleinigkeit zu bezahlen. Lourimi: „Das nehme ich nie an, sondern frage dann, ob derjenige noch ein kleines Brötchen möchte.“
Besonders samstags kämen Bedürftige, die die Spenden gerne in Anspruch nehmen, es seien häufig dieselben. Einem Rentner mit besonders schmalen Geldbeutel überlässt der Tunesier täglich das Leergut und eine Spende. „Mir tut es nicht weh und er braucht es“, sagt Lourimi.

In seinem Kioskbetrieb beschäftigt der gebürtige Tunesier mit dem großen Herzen auch drei Menschen mit Handicap. „Vor zwei Jahren habe ich hier einen Epileptiker kennengelernt“, erinnert sich Lourimi. „Der hatte wegen seiner Epilepsie große Probleme mit seinem Arbeitgeber. Ich habe ihn dann als feste Kraft bei mir eingestellt.“

Auch seine Frau und seine beiden Kinder hätten eine soziale Ader, sagt er. „Meine Tochter Sophia beispielsweise arbeitet neben ihrem Studium bei der Hilfsorganisation Plan international.“ Sein Sohn Malek, begeistert von „Suspended Coffee“, arbeite derzeit im Kioskbetrieb mit, bis auch sein Studium beginne.

„Zu helfen ist einfach ein schönes Gefühl“, meint Slim Lourimi. „Uns geht es gut, meine Kinder sind gesund - das ist ein reiches, erfülltes Leben.“ Die Aktion mit dem gespendeten Essen und Trinken wird er auf jeden Fall beibehalten: „Auch wenn der Tag kommen sollte, an dem niemand mehr etwas an die Schnur hängt, werde ich sie weiterführen und dann selbst Zettel beschriften und aufhängen.“

Redakteur:

Alexandra Bisping

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