WOCHENBLATT-Interview
"Frauen wollen mitgestalten"

Ulrike Glüer ist die Gleichstellungsbeauftragte der Gemeinde Neu Wulmstorf  | Foto:  Gemeinde Neu Wulmstorf
  • Ulrike Glüer ist die Gleichstellungsbeauftragte der Gemeinde Neu Wulmstorf
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JOBS und KARRIERE

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bim. Neu Wulmstorf. Rund um den 8. März wird weltweit der Internationale Frauentag gefeiert. Das WOCHENBLATT nahm das zum Anlass, mit der Neu Wulmstorfer Gleichstellungsbeauftragten Ulrike Glüer (48) ein Interview über ihre Arbeit zu führen.
WOCHENBLATT: Was hat Sie bewogen, sich als Gleichstellungsbeauftragte zu bewerben?
Ulrike Glüer: Ich wollte mich beruflich verändern und so kam es, dass ich mich auf die Stelle als hauptamtliche Gleichstellungsbeauftragte der Gemeinde Neu Wulmstorf beworben habe. Denn die Arbeit als Gleichstellungsbeauftragte finde ich sehr interessant, da man dabei auf sehr unterschiedlichen Ebenen arbeitet.
WOCHENBLATT: Welche Aufgaben haben Sie als Gleichstellungsbeauftragte?
Ulrike Glüer: Zum einen geht es darum, innerhalb der Verwaltung bei der Organisation und z.B. der Personalauswahl mit einem gleichstellungspolitischen Blick dabei zu sein. Zum anderen geht es darum, zu schauen, wie Gleichstellung in der Gemeinde gelebt wird. Eines meiner Ziele ist es, in der Gemeinde gleichstellungspolitische Angebote zu etablieren und auch Einrichtungen zu unterstützen, die hierzu bereits arbeiten. Dies geschieht auch im engen Austausch mit meinen Kolleginnen im Landkreis Harburg, denn wir ziehen alle an einem Strang: Gleichstellung von Frauen und Männern ist gesetzlich festgeschrieben, wird in der Umsetzung in vielen Bereichen, auch in Neu Wulmstorf, noch nicht gelebt: Auch heute sind Frauen, obgleich sie oft bessere Qualifikationen als Männer haben, in Führungspositionen seltener vertreten.
Auch Gewaltschutz und Gewaltprävention sind wichtige Themen: Jede dritte Frau hat in ihrem Leben schon häusliche Gewalt erfahren.
Und mit einem prozentualen Anteil von 30,3 Prozent sind Frauen in der Kommunalpolitik weniger aktiv als Männer. Frauen wollen aber Verantwortung übernehmen und mitgestalten und sie können es auch sehr gut! Man hört häufig, dass Frauen sich nicht auf ein kommunalpolitisches Mandat einlassen wollen, da sie durch Familie und Beruf voll ausgelastet sind. Es wird ihnen oftmals aber auch nicht zugetraut, sie erhalten hier viel Gegenwind, oder ihnen fehlt die Kinderbetreuung. Fakt ist: Viele Frauen sind, im Gegensatz zu Männern, oftmals in vielen Lebenswelten gleichzeitig aktiv. Neben dem Beruf übernehmen sie häufig die Rolle der Familienmanagerin: Sie kümmern sich nicht nur um die eigenen Aufgaben, sondern z.B. auch um die Organisation der Kindergeburtstage, übernehmen überwiegend noch Haushalt und die Wäsche. Auch die Sorgearbeit in der Pflege wird überwiegend von Frauen geleistet. Da stellt sich die Frage: Wie sollen Frauen da noch beruflich so tätig sein können, dass sie im Alter aufgrund geringer Renten nicht armutsgefährdet sind?
Ein wesentlicher Schlüssel, um diese genannten strukturellen Benachteiligungen aufzulösen, ist es, eine bessere Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf zu schaffen und dann auch zu leben. Dabei geht es auch darum, mehr Männer zu gewinnen, die die Sorgearbeit übernehmen. Dazu informiere ich und gebe Hinweise. Viele Männer würden das gerne auch tun, indem sie eine längere Elternzeit für sich beanspruchen. Sie wünschen sich hier eine höhere gesellschaftliche Akzeptanz und keinen Karriereknick.
WOCHENBLATT: Mit welchen Anliegen wenden sich die Bürgerinnen am häufigsten an Sie?
Ulrike Glüer: Die üblichen Themen sind: Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf, das umfasst Fragen zum beruflichen Wiedereinstieg und der Elternzeit sowie Fragen zur Pflege von Angehörigen. Und gerade auch aktuell ist die Frage der beschlossenen Gebührenerhöhungen für die Kinderbetreuung. Außerdem ist das Thema der Trennung und Scheidung ein großes, mitunter auch häusliche Gewalt.
WOCHENBLATT: Wie hoch ist jeweils der Anteil an Frauen und Männern, die sich an Sie wenden? Oder fühlen Männer sich nicht von einer Gleichstellungsbeauftragten angesprochen?
Ulrike Glüer: Es wenden sich mehr Frauen als Männer an mich, gerade wenn es um Fragen des beruflichen Wiedereinstieges geht. Zu Fragen von Elterngeld und Elternzeit wenden sich auch Männer an mich. Deutlich wird: Gleichstellung geht alle an. Das wurde auch in den Gesprächen zum letzten Equal Pay Day deutlich: Viele Männer wünschen sich, dass ihre Töchter oder Ehefrauen ein gleiches Entgelt erhalten wie deren männlichen Kollegen. Sie wünschen sich, dass sie in einer Führungsposition arbeiten und dass die sozialen Berufe, in denen ihre Tochter oder ihre Frau z.B. arbeitet, höher entlohnt werden.
WOCHENBLATT: Frau Glüer, ich bedanke mich für das Gespräch.

Termine für Frauen

Einige Termine, auf die Gleichstellungsbeauftragte Ulrike Glüer hinweist:
• An jedem dritten Dienstag im Monat von 14.30 bis 17.30 Uhr findet im Familienzentrum Courage, Ernst-Moritz-Arndt-Straße 14, eine Rechtsberatung im Bereich Familienrecht und Gewaltschutz statt.
• Am 13. März von 9.30 bis 12.30 Uhr gibt es im Familienzentrum Courage einen Kurzworkshop zum Wiedereinstieg in den Beruf mit dem Titel „Überzeugender Auftritt – nicht nur im Vorstellungsgespräch“.
• Ab dem 20. April geht es im Familienzentrum Courage montags von 18.30 bis 20 Uhr an sechs Abenden um „Beruf und Berufung“, einem Seminar zur Erarbeitung und Umsetzung beruflicher Ziele.

Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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