"Eine Gebärde sagt mehr als ein Wort": Gebärdendolmetscherin beim Festgottesdienst in Meckelfeld

Diese Gebärde bedeutet "Gott". Neben der Handstellung transportiert die Dolmetscherin Informationen durch Mimik, Bewegung und Körperhaltung
2Bilder
  • Diese Gebärde bedeutet "Gott". Neben der Handstellung transportiert die Dolmetscherin Informationen durch Mimik, Bewegung und Körperhaltung
  • hochgeladen von Katja Bendig
Service
Foto: Helena GARCIA@AdobeStock.com

JOBS und KARRIERE

Seid ihr Schülerinnen oder Schüler und steckt noch mitten in der Phase der beruflichen Orientierung? Oder seid ihr bereits mittendrin in eurer Ausbildung? Egal, in welcher Phase ihr euch befindet, eines ist sicher: In Deutschland gibt es über 300 anerkannte Ausbildungsberufe, die nur darauf warten, von euch entdeckt zu werden! Egal, welchen Schulabschluss ihr habt, es gibt garantiert einen passenden Beruf für euch. Eine Ausbildung bietet nicht nur die Möglichkeit, frühzeitig Geld zu verdienen,...

kb. Meckelfeld. Egal ob bei Behördengängen, auf Info-Veranstaltungen oder in Vorlesungen: Mit im wahrsten Sinne des Wortes vielsagenden Gesten und Mimiken sorgt Gebärdendolmetscherin Susanne Goemann aus Sinstorf dafür, dass Gehörlose am täglichen Leben teilhaben und das gesprochene Wort verstehen können. In Kürze ist Susanne Goemanns Arbeit auch in Meckelfeld zu erleben: Im Rahmen des Kirchweihfestes dolmetscht sie den Festgottesdienst am Pfingstsonntag, 8. Juni, um 10 Uhr in der Meckelfelder Kirche. Ein Novum in der Kirchengemeinde.
Die Idee zu einem Gottesdienst an dem auch Gehörlose teilnehmen können, kam von einem Gemeindebriefausträger, der selbst gehörlos ist. Die Pastoren Bernd Abesser und Peter M. Schwarz mussten nicht lange überzeugt werden und trafen sich bald darauf mit Susanne Goemann. "Egal ob es sich um einen Gottesdienst oder eine Firmenveranstaltung handelt, ich versuche immer, mich so gut es geht vorzubereiten", erzählt die Gebärdendolmetscherin. "Wenn ich weiß, worum es in der Predigt geht und welche Lieder gesungen werden, kann ich z.B. seltene Begriffe noch einmal nachschlagen", erklärt Goemann. Spontan muss sie trotzdem bleiben.
Die 50-Jährige ist mit der Gebärdensprache groß geworden. Als Kind gehörloser Eltern übernahm sie früh die Rolle der Übersetzerin. Zur Dolmetscherin ließ sich Susanne Goemann aber erst auf dem zweiten Bildungsweg an der Universität Hamburg ausbilden. Die Gebärdensprache ist eine eigenständige Sprache mit einer eigenen Grammatik. Gebärden können einzelne Worte, wie z.B. "Tisch" oder komplexere Inhalte ausdrücken. Als Sprachinstrument dient der gesamte Körper: Handstellung, Bewegung, Mimik, Kopf- und Körperhaltung, Ausführung der Gebärde - alles hat eine Bedeutung. So können in der Gebärdensprache auch Witze erzählt oder Poesie vorgetragen werden. "Mit der Mimik kann ich z.B. bestimmte Gefühle oder bei Liedern die Höhe der gesungenen Töne transportieren", erklärt Susanne Goemann. "Es ist eine sehr lebendige Sprache."
Das Dolmetschen ist aufgrund seiner Komplexität sehr anstrengend. Bei Veranstaltungen, die mehrere Stunde dauern, lösen sich zwei Dolmetscher ab. "Die Konzentration lässt sonst zu sehr nach", so Goemann.
Was viele nicht wissen: Die Gebärdensprache ist keineswegs international. Zwar ähneln sich einige Gesten, sodass eine Verständigung zwischen Gehörlosen aus verschiedenen Ländern tendenziell einfacher ist, als zwischen Sprechenden fremder Sprachen, aber ansonsten unterscheiden sich die Gebärdensprachen. Und selbst innerhalb eines Landes gibt es verschiedene Dialekte, die sich allerdings meist auf einzelne Wörter beschränken und nicht die Grammatik betreffen.
Beim Gottesdienst in Meckelfeld wird Susanne Goemann ganz vorne bei den Pastoren stehen. Da Sichtkontakt unbedingt notwendig ist, werden die ersten Bankreihen für Gehörlose reserviert. Susanne Goemann freut sich auf diese besondere Premiere: "Ich hoffe, dass viele Betroffene die Gelegenheit nutzen, den Gottesdienst mitzuerleben", so Goemann. "Und vielleicht kommen ja auch einige, die einfach neugierig sind, wie die Gebärdensprache funktioniert."

Diese Gebärde bedeutet "Gott". Neben der Handstellung transportiert die Dolmetscherin Informationen durch Mimik, Bewegung und Körperhaltung
Freut sich auf den Gottesdienst: Susanne Goemann
Redakteur:

Katja Bendig aus Seevetal

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Service

Wichtige WOCHENBLATT-Mail-Adressen

Hier finden Sie die wichtigen Email-Adressen und Web-Adressen unseres Verlages. Wichtig: Wenn Sie an die Redaktion schreiben oder Hinweise zur Zustellung haben, benötigen wir unbedingt Ihre Adresse / Anschrift! Bei Hinweisen oder Beschwerden zur Zustellung unserer Ausgaben klicken Sie bitte https://services.kreiszeitung-wochenblatt.de/zustellung.htmlFür Hinweise oder Leserbriefe an unsere Redaktion finden Sie den direkten Zugang unter...

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.