Apensen: "Ich kann gar nicht rechnen"

Ein Zahlenakrobat mit Humor und Glaskugel: Der Kämmerer der Samtgemeinde Apensen und Beckdorfer Gemeindedirektor Peter Riebesell geht Ende November in den Ruhestand
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Samtgemeinde-Kämmerer Peter Riebesell über Investition, Schulden und den Ruhestand 

ab. Apensen. Sein Talent, sachlich, aber humorvoll die Finanzlage der Samtgemeinde Apensen zu präsentieren, dürfte vielen Mitarbeitern des Rathauses und der lokalen Politik bald fehlen: Peter Riebesell, Samtgemeinde-Kämmerer und Gemeindedirektor in Beckdorf, verabschiedet sich Ende November 2019 in den Ruhestand. Mit dem WOCHENBLATT sprach er über rote Zahlen und schwarze Zahlen, ein Bundeswehr-Maßband und welche Reise er machen möchte.

Peter Riebesell macht eine für einen Kämmerer doch erstaunliche Aussage: "Ich kann nicht rechnen", sagt er. "Ich brauche meinen Taschenrechner und Excel. Aber ich habe ein Gefühl für Zahlen." Doch das ist kaum der Grund, warum die Samtgemeinde mit einem Minus von 1.471 Euro pro Kopf zu den hochverschuldetsten Kommunen des Landkreises gehört. "Eine Statistik sagt im Grunde gar nichts", erklärt Riebesell, der seine Ausbildung zum Verwaltungsbeamten in Buchholz gemacht hat und seit 30 Jahren in Apensen arbeitet. "Hinter Schulden verbergen sich auch Vermögen." Heißt: Ein Minus kann durch eine gute und sinnvolle Investition verursacht worden sein. 

Die Samtgemeinde verfüge über Vermögenswerte von rund 30 Mio. Euro. "Schulden zu machen gehört dazu. Beispielsweise Investitionen wie an der Grundschule Wiegersen mit 1,5 Mio. Euro. Das haben wir nicht in der Portokasse."

Aber es mache für eine Gemeinde keinen Sinn, Geld anzuhäufen - "es gibt keine Zinsen". Beim jetzigen Schuldenstand von ca. 12,9 Mio. Euro, so Riebesell, lägen die Zinsen bei 120.000 Euro pro Jahr. Sonderzahlungen zu leisten, sei für eine Kommune nicht möglich.

Um eine Verschuldung innerhalb der Samtgemeinde abzubauen, gebe es zwei Möglichkeiten, sagt der Zahlenexperte: "Entweder müssen Sie die Einnahmesituation verbessern und die Steuern erhöhen, also den Bürgern in die Tasche greifen. Oder Sie verringern Ihre Ausgaben." Er ergänzt: "Wir stottern unsere Schulden ganz normal ab. Es ist alles in Ordnung."

Denn Investitionen sind in der Samtgemeinde dringend erforderlich: Große Posten, insgesamt rund fünf Millionen Euro, fließen in diesem Jahr in die Erweiterung der Grundschule in Apensen (das WOCHENBLATT berichtete) und in die Grundschule in Wiegersen. "Das Teuerste ist aber das Personal: Da liegen wir in der Samtgemeinde bei vier Millionen Euro." Um dort zu sparen, müsste man "Standards abbauen", erläutert der Kämmerer. "Aber es gibt Vorgaben vom Land, beispielsweise die Anzahl der Erzieherinnen. Da kann nichts eingespart werden." 

Der Haushaltsplan werde immer für drei Jahre gemacht, "dazu sind wir verpflichtet". Peter Riebesell muss darum auf dem aktuellen Stand sein, z.B. wenn Tarifverhandlungen auch das Personal der Samtgemeinde betreffen. "Ich muss sehen, was Politik und Verwaltung planen und dann in die Zukunft schauen." Damit ihm der Blick in die Zukunft leichter fällt, hatten ihm seine Kollegen vor ein paar Jahren aus Spaß eine Glaskugel geschenkt. 
Wer ab 1. Dezember seinen Posten innehaben wird, hat ihm die Glaskugel allerdings noch nicht verraten. "Es gibt bereits zwei interne Bewerbungen. Jetzt warten wir ab, wer sich noch von außerhalb bewirbt." 

Peter Riebesell wird sich dann, gemeinsam mit seiner Frau, die in Buchholz als Kämmerin arbeitet, dem Reisen widmen. "Zuerst wird sie mich aber zu Hause in die Haushaltsführung einweisen", sagt er. "Sie arbeitet noch ein Jahr länger als ich." Wohin es das Ehepaar Riebesell im Urlaub ziehen wird, plant der Kämmerer auch schon: "Skandinavien auf jeden Fall. Und vielleicht fahren wir auf dem Postschiff die Hurtigruten."
Kasten Headhunter 

Politik und Headhunter 
Das Schöne für einen Kämmerer sei, dass er sich aus der Politik heraushalten kann. Doch die unruhige Suche nach einem Kandidaten für die Samtgemeinde-Bürgermeisterwahl über einen Headhunter betrifft auch den Haushalt. Die knapp 36.000 Euro Entlohnung wurden aus dem Gemeindetopf bezahlt. "Das wird den Gesamthaushalt nicht belasten", sagt Riebesell. Das Geld wurde zwar ausgezahlt, aber es bestünde eine Forderung an die Gemeinde. "Da wird uns auch die Kommunalaufsicht auf die Finger schauen."

Redakteur:

Alexandra Bisping

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