Ernte an Bäumen
Douglasien-Klone trotzen Klimawandel

Jan Culemann schneidet in luftiger Höhe die Reiser   | Foto: K. Sierk/Landesforsten
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jd. Forstort Rüstje. Eine Ernte mitten im Februar - und dazu noch an Bäumen? Was sich vor wenigen Tagen im Rüstjer Forst abspielte, war schon ziemlich ungewöhnlich. Dort wurden Douglasien "abgeerntet". Den Forstleuten ging es aber nicht wie sonst um die kostbaren Zapfen. Die werden im Herbst von den Bäumen geholt. Sie schnitten aus einer Höhe von bis zu 35 Metern diesmal die jungen Triebe ab, um so die Douglasien klonen zu können. Hinter der Aktion im Rüstjer Forst steht die Erkenntnis, dass die Douglasie zu denjenigen Baumarten gehört, die am besten mit dem Klimawandel zurechtkommen. Was da im Rüstjer Forst vonstatten geht, ließe sich durchaus als Zukunftsprojekt für den Wald bezeichnen.

In dem beschaulichen Waldgebiet zwischen Helmste und Horneburg wurde nämlich bereits vor Jahrzehnten eine zukunftsweisende Maßnahme umgesetzt, deren Früchte die Förster heute ernten können. 1979 entstand dort auf einer Fläche von knapp drei Hektar eine Douglasien-Samenplantage. Von den mehreren Tausend Setzlingen, die damals gepflanzt wurden, blieben am Ende 280 stattliche Bäume stehen.
"Deren Zapfen sind Gold wert", sagt Knut Sierk, Pressesprecher der Niedersächsischen Landesforsten und selbst Förster. Auch wenn er ein wenig übertreibt: Die Nachfrage nach Douglasien-Saat ist enorm. Landauf, landab haben die Forstleute inzwischen erkannt, dass die aus Nordamerika stammenden Douglasien zu den Bäumen zählen, denen in den heimischen Wäldern die Zukunft gehört. "Die Douglasie gilt in Hinblick auf den Klimawandel als echte Anbau-Alternative zur Fichte und Kiefer", sagt Sierk.

Aus forstlicher Sicht bietet diese Baumart zahlreiche Vorteile: Sie wächst auch auf eher trockenen Standorten, kommt mit Wassermangel zurecht und stellt keine hohen Ansprüche an den Boden. Im Gegenteil: Die Douglasie verbessert sogar die Bodenbeschaffenheit. Sie fungiert als "Nährstoffpumpe", indem sie über ihre Wurzeln das tiefere Erdreich erschließt und die dort gelagerten Nährstoffe nach oben befördert. Und unter Verweis auf das Orkantief in dieser Woche führt Sierk einen weiteren Pluspunkt an: "Das Herzwurzelsystem der Douglasie dringt tiefer in die Waldböden ein und macht sie dadurch sturmfester als die Fichte."

An sturmfeste Bäume wurde 1979 allerdings noch nicht gedacht. Damals ging es darum, die hier beheimateten Baumsorten sinnvoll zu ergänzen mit einem relativ anspruchslosen Baum, der sich auch wirtschaftlich gut nutzen lässt. Welche wertvolle Investition in die Zukunft das Anlegen dieser Samenplantage war, hat sich aber längst herausgestellt.

Um künftig noch mehr hochwertiges Saatgut liefern zu können, erfolgte jetzt die Ernteaktion. Die zarten Triebe wurden auf eine bewurzelte Unterlage gepfropft, um daraus Setzlinge zu machen. Diese auch in Baumschulen übliche Art der Veredelung sei nichts anderes als die traditionelle Methode des Klonens, erläutert Sierk (siehe unten).

Mit den Klon-Douglasien soll eine zweite Plantage in einem Waldgebiet bei Oerel (Kreis Rotenburg) angelegt werden.
Aus der dort gewonnenen Saat werden dann die Wälder entstehen, in denen nachfolgende Generationen spazieren gehen. "Das werden vielerorts Mischwälder aus Douglasie und Buche sein", sagt Sierk. Die Kritik seitens einiger Naturschützer, die Douglasie sei eine invasive Baumart, weist er zurück. Die Douglasie breite sich nicht aggressiv aus wie etwa die Traubenkirsche. "Außerdem war sie schon mal in unseren Wäldern heimisch. Das war, bevor die Eiszeit kam."

Große genetische Vielfalt

Die Douglasien-Plantage im Rüstjer Forst heißt "Humptulips". Die eigenartig klingende Bezeichnung ist der Name des US-amerikanischen Ortes, aus dem die Setzlinge importiert wurden. Die Plantage wird von der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt (NW-FVA) betreut.

"Bei solch einer Samenplantage lassen sich leichter die Zapfen abernten als bei Bäumen, die einzeln im Wald verstreut stehen", sagt Experte Jan Culeman, dessen Fachfirma die Ernte vornimmt. Außerdem sei die genetische Vielfalt höher. "Humptulips" weise 120 verschiedene Klone auf. Vorgeschrieben seien lediglich mindestens 40 unterschiedliche Klone. Der höhere Genpool bei den Rüstjer Douglasien sei ein Garant für eine bessere Anpassungsfähigkeit an die künftigen klimatischen Verhältnisse.

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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