"Die Kröten wandern nicht mehr"
Naturschutzbeauftrager schlägt Alarm
bim. Handeloh. "Bei den Amphibien gibt es in diesem Jahr aufgrund der Trockenheit dramatische Situationen. Die Wanderung und auch die Ablaichfrequenz sind besorgniserregend", sagt der Kreisnaturschutzbeauftragte Dr. Klaus Hamann aus Handeloh. Besonders betroffen seien Erdkröte, Gras- und Moorfrosch sowie Molche. Das Problem zurückgehender Populationen sei nicht zu unterschätzen. Schließlich tragen Amphibien als natürliche Mückenlarvenvernichter zum biologischen Gleichgewicht bei.
"Der Arbeitskreis Naturschutz Tostedt hat festgestellt, dass nur noch Bruchteile der sonstigen Anzahl Amphibien gewandert sind. Wir haben das im Landschaftsschutzgebiet Bahlburger Bruch beobachtet", sagt Hamann.
Die Erdkröte zum Beispiel wandert im Frühjahr bis zu drei Kilometer zu ihren Laichgewässern, der Teichmolch durchschnittlich 400 Meter. Abgesehen vom Straßenverkehr, dem viele Kröten alljährlich zum Opfer fallen, würden Teichmolche Beton und Stein beim Wandern meiden.
Neben der Trockenheit bereitet Biotopzerstörung Probleme
Neben dem Klimawandel mit der großen, andauernden Trockenheit mache den Amphibien auch die Biotopzerstörung zu schaffen. So sieht der Fachmann einen weiteren Grund der Gefährdung u.a. in der zunehmenden Versiegelung von Flächen auf Privatgrundstücken, auch durch das Anlegen von - laut der niedersächsischen Bauordnung nicht zulässigen - Stein- und Schottergärten sowie zu rigoroses Mähen.
"Massive Auswirkungen auf die Schädlingsbekämpfung"
"Wir verlieren eine Generation im Jahr. Wenn die Amphibien nicht wandern können, gibt es in drei, vier Jahren keine geschlechtsreifen Tiere mehr. Das hat massive Auswirkungen auf die Schädlingsbekämpfung", warnt Klaus Hamann. Diese "Aufgabe" der Amphibien sei dabei auch insofern bedeutsam, da sich inzwischen auch nicht heimische Insekten in Deutschland verbreiten. So wie die ursprünglich in den asiatischen Tropen beheimatete Tigermücke, die durch Warentransporte und Reisende nach Deutschland gelangte, und Überträger von Krankheitserregern wie beispielsweise dem Zika-Virus, dem Chikungunya-Virus und dem Dengue-Virus ist.
Hinzu komme: Parasiten wie die Krötengoldfliege, eine Schmeißfliegenart, die ihre Eier im Nasenbereich von Kröten ablegen und deren Larven die Kröten von Innen heraus auffressen, müssten sich dann langfristig andere Wirte suchen.
Dr. Hamann appelliert daher als Gartenbesitzer, den Garten möglichst naturnah zu gestalten und das Gras ruhig mal stehen zu lassen, damit ein auf wenige Millimeter gestutzter Rasen bei warmen Temperaturen nicht zusätzlich gewässert werden muss. Das spare Wasser, lasse den Rasen nicht gelb werden und gebe Amphibien Feuchtigkeitsrückhalt.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.