Tostedts Pastor Rolf Adler zum Totensonntag
"Nicht mit Trauer und Abschied vergraben"

Tostedts Pastor Rolf Adler  | Foto: privat
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(bim/nw). Am Toten- oder Ewigkeitssonntag, der am morgigen Sonntag, 22. November, begangen wird, gedenken die Kirchengemeinden der Verstorbenen. Das WOCHENBLATT bat Rolf Adler, Pastor der Tostedter Johannes-Kirchengemeinde, um ein paar Gedanken zu diesem besonderen Tag.
"Friedrich Wilhelm III. hatte verschiedene Gründe, um den Totensonntag 1816 in Preußen zum evangelischen Feiertag zu erheben. Es gab damals noch keinen Gedenktag für die Verstorbenen. Außerdem wollte der König, dass an die verstorbene Königin Luise gedacht würde. Dann waren da noch die Gefallenen aus den Kriegen. Auch für sie wollte der Mo-narch ein Gedenken. Die Motive waren damals also vielschichtig. Die evangelischen Kirchen haben dann eine geistliche Orientierung hinzugefügt. Das Ewige Leben wurde zum gottesdienstlichen Thema des letzten Sonntags des Kirchenjahres. Der Totensonntag wird bis heute auch als Ewigkeitssonntag gefeiert.
Dem Gedenken einen
feierlichen Rahmen geben

Vielschichtigkeit – das ist ein sinnreiches Stichwort, um dem Totensonntag in diesem Jahr eine Gestalt zu geben. In Familien, die den Tod eines Angehörigen betrauern, wird es um den Menschen gehen, der gestorben ist. Der öffentliche Gang in die Kirche und/oder zum Grab gibt Gelegenheit, diesem Gedenken einen feierlichen Raum und Rahmen zu geben. Es ist für niemanden gut, sich mit Trauer und Abschied zu vergraben. Zudem sind viele Trauerfeiern im zu Ende gehenden Kirchenjahr unter reduzierten Bedingungen gefeiert worden. Angehörige haben unter Teilnahmebeschränkungen und anderen Auflagen gelitten. Einander begegnen und trösten könnte ein Beitrag dazu sein, das Erlebte miteinander zu tragen.
Daneben stehen wir in diesem Jahr als Gesellschaft gemeinsam vor der Erkenntnis, dass Sterben und Tod selbst vielschichtig sind. Mit dem Stichwort 'Corona' befinden wir uns mit unseren Gedanken plötzlich an Intensivbetten, wo um das Leben von Menschen gekämpft wird. Wo Pflegepersonal am Rande der Erschöpfung alles tut, damit die Familien der schwer Erkrankten im nächsten Jahr nicht auf der Einladungsliste der Kirchengemeinden zum Totengedenken stehen. Und wir stehen vor der Frage, ob wir als Alltagsmenschen ausreichend daran mitarbeiten, unser Gesundheitssystem vor dem Kollaps zu retten. Andernfalls werden Menschen zu lange warten müssen, bis sie Intensivhilfe bekommen.
Der Totensonntag wird so zu einem Lebensgedenktag. Wir erneuern als Gesellschaft unser Gespür für die Empfindlichkeit des Lebens. Daraus erwachsen Verantwortung und Sensibilität für die Bedingungen, unter denen Leben überhaupt möglich ist. Und wo sich solches Lebensgedenken in uns Raum verschafft, da wachsen die Widerstandskräfte gegen jene Dümmlichkeit, mit der sich immer noch Menschen der persönlichen Verantwortung entziehen, um Party zu machen oder sich selbst zu feiern.
Stärkende Gedanken über
den Wert des Lebens

Eine Gesellschaft, die den Totensonntag im Bewusstsein hält, lädt immer auch zu stärkenden Gedanken über den Wert des Lebens ein. Und wir dürfen uns in diesen Krisenzeiten daraufhin befragen, ob wir mit der Verantwortung im Bunde sind, die es braucht, um Sterben und Tod nicht nur nachträglich zum Gegenstand des Gedenkens zu machen, sondern dort zu verhindern, wo uns die Möglichkeiten dazu gegeben sind."

Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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