"Die Sch... wird doppelt so teuer"
Kommunen sehen sich gezwungen, die Gebühr für die Fäkalienabfuhr zu verdoppeln.
(mum). Werner Roitsch glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als ihm vor wenigen Tagen die Rechnung für die Fäkalienabfuhr zugestellt wurde. Pro Kubikmeter sollte der Rentner auf einmal 61,78 Euro zahlen. Da die letzte Leerung erst im März dieses Jahres stattfand, war dem Jesteburger noch der vorige Preis gut in Erinnerung - 30,30 Euro. Innerhalb von nur fünf Monaten hat sich der Betrag pro Kubikmeter mehr als verdoppelt. "In meinen Augen ist das Abzocke", ist Roitsch sauer. "Die Scheiße ist jetzt doppelt so teuer."
Roitsch fragte bei der Gemeinde nach: Tatsächlich handelte es sich nicht um einen Fehler. Die Fäkalabfuhr werde alle zwei Jahre ausgeschrieben, teilte die Samtgemeinde mit. Für 2019 und 2020 habe es sogar zwei Ausschreibungen gegeben, die nicht zufriedenstellend verlaufen seien. Auch die Bewerberzahl sei stark hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Unter anderem habe der bisherige Partner HanseWasser gar kein Angebot abgegeben. "Sie haben offen zugegeben, sich damals im Preis und bei der Kapazität verkalkuliert zu haben", teilt das Rathaus mit. Ein zweites Unternehmen, das in den Vorjahren günstige Konditionen angeboten hatte, sei nicht mehr in dem Bereich aktiv.
Jesteburg schloss schließlich mit dem günstigsten Unternehmen - in diesem Fall Sigusch Rohr- und Kanalreinigungstechnik - einen Vertrag. "In dem Kubikmeterpreis steckt nur ein kleiner Verwaltungskostenanteil. Der Großteil umfasst den Preis, den wir selbst an Sigusch zahlen", macht Jesteburg deutlich, nicht selbst an der Abfuhr zu verdienen.
Jesteburg ist nicht die einzige Gemeinde, die die Gebühren anheben muss, weil Ausschreibungen nicht den gewünschten Erfolg hatten. Auch die Samtgemeinde Hanstedt hat die Gebühr zum 1. Januar vorigen Jahres deutlich angehoben - von 28,58 Euro auf 65,59 Euro. "Wir haben versucht, die Ausschreibung gemeinsam mit anderen Gemeinden wie Jesteburg, Stelle und Salzhausen vorzunehmen, um dem Entsorger eine größere Abnahmemenge zu bieten", teilt eine Mitarbeiterin der Hanstedter Verwaltung mit. "Doch auch das führte zu keinem Erfolg."
Die Samtgemeinde Hollenstedt hob ebenfalls die Gebühr stark an - von 28,88 Euro pro Kubikmeter auf 42,19 Euro.
Glück haben aktuell die Buchholzer. Zwar musste auch dort die Gebühr zum 1. Januar dieses Jahres angepasst werden, allerdings äußerst moderat - von 35,35 Euro auf 40,20 Euro. "Offensichtlich haben wir ganz gut verhandelt", sagt Stadtsprecher Heinrich Helms.
Immerhin: Vielleicht gibt es für die Gemeinden, die weniger Glück bei der Ausschreibung hatten, Hoffnung: "Für 2021 und 2022 hat die Firma HanseWasser angekündigt, sich wieder an der Ausschreibung beteiligen zu wollen, da der Fuhrpark erweitert wird", heißt es seitens der Samtgemeinde Jesteburg. Wie die Gebühren dann aussehen werden, könne man aber noch nicht abschätzen.
Redakteur:Sascha Mummenhoff aus Jesteburg |
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