Landwirte räumen mit Vorurteilen über ihre Branche auf
"Tierschutz statt Quälerei!"

"Landwirt mit Leib und Seele": Sven Ole Johansson inmitten seiner Kühe   | Foto: ce
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JOBS und KARRIERE

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ce. Toppenstedt. "Wenn manche Menschen sehen, dass auf Bauernhöfen kleine Kälber mit Plastikringen in der Nase herumlaufen oder im Sommer mehr Kühe im Stall als auf der Weide stehen, gehen sie sofort von Tierquälerei aus. Dieser Eindruck täuscht jedoch, denn auch für Landwirte gibt es ständig neue gesetzliche Bestimmungen und eben diese setzen wir bei unserer Arbeit um!" Das sagen Landwirt Sven Ole Johansson (25) und Ehefrau Jennifer (35) aus Toppenstedt (Landkreis Harburg), die mit Vorurteilen und Missverständnissen "aufräumen" wollen, die über ihre Branche herrschen.
Sven Ole Johansson bewirtschaftet in vierter Generation rund 120 Hektar landwirtschaftliche Fläche im Toppenstedter Ortsteil Tangendorf, wo die Familie auch eine Hofmolkerei betreibt. Die Johanssons besitzen 60 Milchkühe sowie insgesamt 80 Kälber, Rinder und Starken als Nachzucht-Tiere.
"Artgerechte Haltung der Tiere hat bei uns oberste Priorität. Dazu gehört etwa, dass sich die Kühe frei bewegen können. Das bedeutet aber nicht, dass sie im Hochsommer den ganzen Tag auf der Weide stehen, denn dann bekommen sie bei großer Hitze Euterbrand", betont der angehende Landwirtschaftsmeister Sven Ole Johansson. "Tagsüber halten sich die Kühe daher im vor zu viel Sonne schützenden Stall auf, um dann am Abend oder nachts bei kühlerer Witterung nach draußen zu gehen."
Unbedenklich sei auch der Ring in der Nase eines Kalbes. Er schützt die anderen Kälber vor dem Besaugen des empfindliches Nabels und beugt etwaigen Entzündungen vor, die zum Tod führen können.
Der Vermeidung von schmerzhaften Streitereien in der Herde dient das von der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft geforderte Enthornen der Tiere. "Dies kann ab der sechsten Lebenswoche mit Betäubung und Schmerzmitteln vorgenommen werden", so Jennifer Johansson.
Für die auf ihrem Hof gemolkene Milch bekommen die Johanssons vom Deutschen Milchkontor mit Sitz in Zeven einen Grundpreis von 30 Cent pro Liter. "Bei Festkosten von 42 Cent pro Liter haben wir finanziell wenig Spielraum und müssten eigentlich Eintritt zahlen beim Melken", sagt Sven Ole Johansson augenzwinkernd. "Aber wir hoffen auf Besserung dieser Situation und bleiben Landwirte mit Leib und Seele."
• Landwirt Joachim Becker aus Klecken beklagt, dass die Branche in vielen Medien und in der Öffentlichkeit als "kaum noch glaubwürdig" dargestellt werde, was "jungen Leuten den Mut zum Berufseinstieg nimmt". Als ein Beispiel nennt Becker die Diskussion um den Einsatz des Wirkstoffes Glyphosat. "Der moderne Ackerbau verwendet statt des Pfluges - der lässt auch keine Blattläuse übrig, weil er sie mit der Pflanze unterpflügt - ein Totalherbizid. Das verträglichste heißt Glyphosat", erklärt Becker. Falle dieses weg, gebe es giftigere Alternativen oder - so gibt er zu bedenken - "eben den Pflug, der den Boden austrocknet, einen beträchtlichen Teil der begehrten Tauwürmer tötet, die Bodenstruktur durcheinanderwirbelt und unnötig viel Diesel verbraucht".
Mit Blick auf die "große Politik" prangert Becker an, dass diese Landwirtschaft und Maschinenbau unterschiedlich gewichte und sich "keine Gedanken macht", wie etwa Erstere im internationalen Wettbewerb abschneidet. Die Bundesregierung mache Tierhaltern das Leben schwer, auch indem sie Veganismus propagiere. "Wir haben manchmal das Gefühl, Fremde und Unerwünschte im eigenen Land zu sein", zieht Joachim Becker ein ernüchtertes Fazit.

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"Die Politik lässt uns im Stich": Landwirt Joachim Becker | Foto: os
Redakteur:

Christoph Ehlermann aus Salzhausen

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