Tostedt
Polizei-Pensionär überführt Schockanrufer - Fall vor Gericht

Ein Schockanruf: Einem Senior wird am Telefon vorgegaukelt, dass ein Familienmitglied in Not sei und eine Kaution gezahlt werden müsse. Solche Anrufe kommen niemals von der Polizei | Foto: Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes
  • Ein Schockanruf: Einem Senior wird am Telefon vorgegaukelt, dass ein Familienmitglied in Not sei und eine Kaution gezahlt werden müsse. Solche Anrufe kommen niemals von der Polizei
  • Foto: Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes
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Schockanrufer aus Tschechien legt sich mit dem Falschen an und ist seit sechs Monaten in Untersuchungshaft.
+++ Update +++ Jetzt erhielt er eine Bewährung

Da haben sich die Ganoven mit dem Falschen angelegt: Am frühen Abend Anfang April erhält Lars N. (61) aus Moisburg einen dieser Anrufe: "Papa, ich habe jemanden überfahren", teilt der Anrufer mit weinerlicher Stimme mit. Dann übernimmt ein angeblicher Polizist das Gespräch und fordert 75.000 Euro Kaution, um den Sohn vor einer Haftstrafe zu bewahren. Mit solchen Schock-Anrufen ergaunern ganze Banden immer wieder Geld von besorgten Menschen. Doch Lars N. hat Erfahrung, war er doch mehr als 20 Jahre lang als Fahnder der Hamburger Polizei genau für diesen Deliktsbereich zuständig und hat u.a. im Jahr 2000 schon die ersten Enkeltrickbetrüger mit festgenommen.

Vermeintliches Opfer war
Fahnder des Betrugsdezernats

Zufällig telefoniert der pensionierte Kriminalbeamte des Hamburger Betrugsdezernats Lars N. gerade zeitgleich per Handy mit seiner Amtsnachfolgerin, als der Betrüger mit unterdrückter Nummer auf dem Festnetztelefon anruft. "Die Kollegin, mit der ich über viele Jahre zusammengearbeitet und viele Trickdiebe und Trickbetrüger festgenommen habe, hat mich praktisch zwei Stunden telefonisch begleitet", so Lars N.

Nach dem zweistündigen Telefonat und weiteren perfiden Geschichten der Betrüger (der Sohn sei in Hamburg bei Rot gefahren und habe hierbei eine Schwangere erwischt, die im Laufe des Telefonates ebenso wie ihr ungeborenes Baby verstorben sei), wird ein angeblicher Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft Hamburg angekündigt. Zwei Stunden später steht der vermeintliche Mitarbeiter vor der Tür und will abkassieren – allerdings "nur" 27.000 statt der ursprünglich geforderten 75.000 Euro. "Bei der Übergabe eines von mir 'präparierten' Umschlages konnte ich den Täter dann ergreifen und mit meiner Kollegin zu Boden bringen", berichtet Lars N.

Dank an Polizeikollegen aus
Hamburg, Buchholz und Tostedt

Dafür, dass der Betrüger ins Netz ging, ist er seiner Hamburger Kollegin ebenso dankbar wie der Polizei aus Buchholz und Tostedt, die schnell mit Streifenwagen vor Ort waren, sowie der Kripo Buchholz für deren gute Ermittlungsarbeit.

Verhandlung am Amtsgericht

Der Schock-Anrufer wurde jetzt vom Schöffengericht am Amtsgericht Tostedt zu einem Jahr auf Bewährung verurteilt.

Der Tscheche musste sich vor Gericht wegen versuchten gewerbsmäßigen Bandenbetrugs verantworten. Ihm konnten aber weder die Gewerbsmäßigkeit noch die Bandenmitgliedschaft nachgewiesen werden, sodass das Urteil nur wegen des versuchten Betrugs erging. Die Bewährungszeit beträgt drei Jahre. Sollte der Verurteilte in dieser Zeit erneut eine Straftat begehen, kann die Bewährung widerrufen oder die Bewährungszeit verlängert werden. Auch muss der geständige Betrüger, der in Tschechien lebt, dem Gericht mögliche Wohnortwechsel melden.

Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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