Handeloh
Bodendenkmal im Büsenbachtal entdeckt

Willi Müller (vorn) zeigt in die verschiedenen Erdschichten, die zeigen, wie der Wall angelegt wurde. Fritz Wiesberg misst die Größe der Anlage. | Foto: Landkreis Harburg
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Ein Bodendenkmal auf dem Heidschnuckenweg im Büsenbachtal in Handeloh-Wörme weckt aktuell das Interesse von Archäologen. Dabei handelt es sich um eine historische Wallanlage, die den alten Eichenwald auf rund 4,5 Kilometern umgrenzte und schützte - entdeckt vom Wörmer Waldbesitzer Klaus-Detlef Kröger.  Die kleine Anhebung wurde bewusst angelegt und hatte einst eine wichtige Funktion. Die Kreisdenkmalpflege hat den Wall zusammen mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Harburg untersucht und eine Grabung vorgenommen.

Der Wall reicht im Süden bis zum Höckeler Weg und umschließt die Waldstücke Hengsthoop und im Riepen mit rund 85 Hektar. Das Gehege schneidet dabei in seinem südlichen Teil historische Wegespuren, die zu der alten Poststraße von Schneverdingen nach Harburg gehören, ebenso wie mittelalterliche Wölbäcker, also zur Mitte hin aufgewölbte und längsseits durch Furchen begrenzte Ackerflächen.

„Diese denkmalpflegerisch bislang vernachlässigten Gehege sind ein wichtiger Bestandteil der historischen Kulturlandschaft“, sagt Kreisarchäologe Dr. Jochen Brandt. Wie alt der Wall genau ist, lässt sich derzeit aber nur schätzen – und vielleicht mit akribischer Detektivarbeit herausfinden. Die Grabung jedenfalls beantworte diese Frage nicht, sagt der archäologische Grabungstechniker Willi Müller. Sicher ist aber, dass der Wall schon vor gut 250 Jahren existiert. Denn auf alten Karten der Kurhannoverschen Landesaufnahme aus den 1770er-Jahren sind Wall und Graben bereits eingezeichnet.

Dass sich die Menschen die Mühe gemacht haben, mitten in der Landschaft einen Wall aufzuwerfen, hatte durchaus seine Bedeutung: In der kargen, sandigen Heide mit ihren übernutzten Böden war Wald selten und kostbar. Oft gab es nur kleine Gehölzinseln. Der Wall schützte den Eichenwald vor einer weiteren Ausbreitung der Heide und vor allem vor Weidetieren wie den Schafen. Denn der Hengsthoop und im Riepen waren wohl immer Waldstücke, schon seit der Eiszeit. Die Bauern nutzten den Wald zwar, sammelten Brennholz oder entnahmen Bauholz. „Aber der Wald wurde nie ganz abgeholzt“, weiß Klaus-Detlef Kröger aus Erzählungen – seine Familie betreibt immerhin seit 16 Generationen einen Bauernhof in Wörme – und der alten Hofchronik. „Einst war das sogar Klosterbesitz und die Bauern mussten fragen.“ Doch der alte Eichenwald war wohl nicht nur wertvoll, sondern auch ein mystischer Ort mit einer besonderen Bedeutung. „Bei uns in der Familie wird mündlich überliefert, dass der Hengsthoop eine alte Thingstätte ist“, erzählt Kröger. Die Eiche, Symbol für Kraft und Ewigkeit, war für sie von besonderer Bedeutung. Sie wurde in heiligen Hainen verehrt, und hier am Büsenbachtal hielten die Menschen, so zumindest die Überlieferung, ihre Rats- und Gerichtsversammlungen ab.

Die Untere Naturschutzbehörde will im Rahmen der Pflege und Entwicklung des Gebietes auch auf diesen Wall hinweisen. Eine Informationstafel soll Fakten zur Geschichte und Bedeutung liefern. Auch über den Eichenwald will die Naturschutzbehörde informieren: Die Bedeutung alter Eichenwälder für die Artenvielfalt und gefährdete Arten wie den Hirschkäfer wird auf den Tafeln ebenso Thema wie die Rolle für die Grundwasserbildung. Ein kleiner Steg soll über den Wall führen.

Das Büsenbachtal ist bereits seit 1939 als Landschaftsschutzgebiet besonders geschützt – und gleichzeitig ein attraktives Naherholungsgebiet. Nicht nur Wanderer und besonders Familien, auch viele Kindergartengruppen und Schulklassen nutzen das Büsenbachtal als Ausflugsziel. In den 1950er-Jahren kaufte der Landkreis weitere Heideflächen, die jedoch bisher keinen besonderen Schutzstatus erhielten. Das ändert sich. „Wir arbeiten aktuell an einer neuen Naturschutzverordnung für das Büsenbachtal, dabei finden auch Abstimmungen mit den benachbarten Grundeigentümern statt, damit die angrenzenden, kultur- und naturgeschichtlich herausragenden alten Wälder einbezogen werden können“, sagt Niels Vollmers von der Unteren Naturschutzbehörde. „So wird das Naturschutzgebiet von bisher 60 auf rund 215 Hektar fast vervierfacht.“

Anfang 2023 wurde
14.000 Eichen gepflanzt

Die Untere Naturschutzbehörde betreut das Heidegebiet Büsenbachtal intensiv und wertet es auf – und davon profitieren Tier- und Pflanzenwelt und Erholungssuchende gleichermaßen. So wurde beispielsweise kürzlich aus einer Fischteichanlage ein naturnahes Biotop. Vom 79 Meter hohen Pferdekopf, über den der beliebte Heidschnuckenweg verläuft, bieten sich dadurch ganz neue Blicke. In dem Waldgebiet, das von den Wällen umschlossen wurden, gestaltet der Landkreis mit Fichten bestandene Bereiche zu einem artenreichen, naturnahen Laubwald um, angepasst bereits an den Klimawandel. Dazu wurden Anfang des Jahres gut 14.000 Eichen gepflanzt.

Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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