Museum für asiatische Kultur
Aktuelle Ausstellung in Wohlesbostel widmet sich der Kopfjagd

Daniela und Günther Heckmann im Ausstellungsraum, in dem u.a.  Waffen, Kultgegenstände und Schmuck gezeigt werden  | Foto: bim
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bim. Wohlesbostel. Kopfjägern widmet sich die aktuelle Ausstellung im Museum für asiatische Kunst der IFICAH-Stiftung in Wohlesbostel (Samtgemeinde Hollenstedt). Wer nun aber Gruseliges über Schrumpfköpfe und Schädeltrophäen erwartet, irrt. Vielmehr geht es um den Glauben an die Seelenwanderung sechs asiatischer Ethnien. Darüber wird anhand von Exponaten aus der Zeit zwischen Mitte des 18. und dem späten 20. Jahrhundert informiert - neutral, historisch fundiert, ohne Effekthascherei und dennoch spannend.

Die Kopfjagd war früher in den meisten Teilen der Welt, von Europa über Asien bis nach Amerika verbreitet und in manchen Regionen noch bis ins 20. Jahrhundert gebräuchlich. Die Ausstellung behandelt exemplarisch sechs Ethnien aus Ostindien, über Indonesien bis zu den Philippinen und dem heutigen Taiwan.

"Dem Glauben dieser Kulturen nach lebt die Seele im Kopf", erläutert Günther Heckmann, der das Museum gemeinsam mit seiner Frau Daniela leitet. Die beiden Restauratoren, die jahrzehntelang die Sammlungen in internationalen Museen betreut haben, stellen die Exponate der Ausstellungen jeweils nach ein- bis zweijähriger Recherchearbeit in Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Beratern mit viel Respekt vor den dargestellten Kulturen zusammen.

"Der Tod ist nichts Endliches"

Die Objekte der aktuellen Ausstellung drehen sich um die Themen Geburt und Tod. "Der Tod ist nichts Endliches, Schlimmes oder Negatives. Die Ahnen sind immer präsent", sagt Heckmann. Davon zeugen Urnen für Zweitbestattungen und Bilder von Lebenden, die mit ihren verstorbenen Ahnen feiern. Die Sulawesi zum Beispiel graben ihre Ahnen aus, kleiden sie neu in fröhlich-bunten Farben ein und geben ihnen auch mal ein Handy mit ins Grab als Symbol, den Kontakt mit den Verstorbenen zu halten. Auf Borneo wurden die Gebeine, die nach der Erstbestattung übrig blieben, ausgegraben, gereinigt, in Urnen erneut bestattet und im Gebeinhaus ausgestellt.

Die Kopfjagd diente der "Energiegewinnung". "Der Eingriff in den Lebenszyklus war der Grund für die Kopfjagd", erläutert der Museumsdirektor und gibt ein Beispiel: Starb in einem Stamm der Häuptling, zogen Jünglinge los, um Menschen eines anderen Stammes den Kopf abzuhacken, deren Seelen die Energiebalance der Gemeinschaft des Häuptlings wieder herstellen sollten. Später seien diese Rituale dann mit Kokosnüssen nachgespielt worden, so Heckmann.

Jeder Mensch hat ein bestimmtes Lebenspotenzial

"Die Motivation der Kopfjagd ist letztlich gar nicht so unterschiedlich von dem, was wir 'aufgeklärten' Menschen erhoffen - nämlich in die unerbittlichen Kreisläufe von Werden und Vergehen eingreifen zu können. Die Vorstellung ist dabei: Jeder Mensch hat ein bestimmtes Lebenspotenzial, das mit dem durch eine höhere Gewalt bestimmten Tod endet. Wenn das Leben aber beabsichtigt beendet wird, kann diese Lebensenergie, die dann quasi übrig ist, der eigenen Gemeinschaft zugeführt werden", erklärt Günther Heckmann.

Köpfe werden in der Ausstellung nicht gezeigt, dafür aber die mit einfachsten Werkzeugen zum Teil sehr kunstvoll gefertigten Waffen, mit denen die Menschen geköpft wurden.

Da die IFICAH-Stiftung als Träger des Museums gemeinnützig ist, wird für den Besuch der Ausstellungen kein Eintritt erhoben. Aber eines sollten Besucher dennoch mitbringen: viel Zeit. Denn es lohnt sich, die Geschichte(n) hinter den beeindruckenden Exponaten von den Museumsleitern zu erfahren. Und wem beim Thema Kopfjäger dennoch mulmig wird, dem sei gesagt: Der Titel der Ausstellung lautet "You can leave your Head on".

Zugriff auf private Sammlungen

IFICAH steht für "International Foundation of Indonesian Culture and Asian Heritage". Dabei handelt es sich um eine im Jahr 2014 aus privater Hand gegründete gemeinnützige Stiftung zur Erforschung indonesischen und japanischen Kulturgutes, das teilweise als Immaterielles UNESCO-Weltkulturerbe oder als nationales Kulturgut ausgewiesen ist. Die Stiftung ist Träger des IFICAH-Museums, Am Ahrensberge 2 in Wohlesbostel, das nur nach telefonischer Anmeldung und aktuell von maximal sechs Personen unter den geltenden Abstands- und Hygieneregeln besucht werden kann. "Kopfjäger" ist die sechste Ausstellung im Museum und bis Ende des Jahres zu sehen. Anmeldung unter Tel. 04165-2217475, E-Mail an: info@ificah.com, Infos unter www.ificah.com.

Das Museum hat Zugriff auf private Sammlungen, um die Exponate wissenschaftlich zu bearbeiten und der Öffentlichkeit zu präsentieren, und kooperiert mit internationalen Museen.

Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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